Rezensionen

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„Dunkel wie die Nacht, rot wie die Liebe“, was für ein Presseinfotext, da möchte man doch glatt weiterdichten. Aber das kann Mathias Schüller viel besser, und auf seinem neuen Album geht es gleich mit dickem Wumms los, und zur dumpfen Trommel singt er im Stil des frühen Udo L #

– wunderbar, vielleicht würden nicht alle dem Presseinfo zustimmen, dass „mal heiß, mal feucht, immer leidenschaftlich“ verspricht, aber schön zu hören ist es allemal.

Gleich das zweite Stück ist dermaßen fein gereimt und hinreißend vorgetragen, dass man beim Hören unweigerlich zum Fan wird.

Alle Stücke hat er selbst geschrieben, und die „Lyrics“ (ach, Presseinfos, durchaus und immer wieder grauenhaft) sind ihm wichtig, lesen wir, und wir hätten es auch so gehört und wären begeistert gewesen.

Kleine Warnung: Folkig ist das alles gar nicht. Mathias Schüller: Dunkel:Rot, Timezone Records, www.timezone-records.com (GH)

Timezone, Weißenburger Str. 4, 49076 Osnabrück

Fantasy Folk Rock, Pagan Folk, mit deutschen Texten. Titel wie "Setzt die Segel", "Pan" oder "Insel am Rande der Zeit" sprechen für sich. Sicher etwas für Mittelalter Fans. Wer Bands wie Santiano mag, liegt auch mit dieser CD richtig.

Andreas Albrecht - Nach außen, nach innen"     Silberblick Musik 12028

Seit Ende der achtziger Jahre, so liest man, ist der Künstler in der Berliner Szene aktiv. Als Sänger, als Pianist, als Produzent. Der Mann beherrscht seine Instrumente, derer vielerlei, hat auch den größten Teil davon selber eingespielt. Das Cover und Booklet sind sehr gekonnt gemacht. Die Texte allerdings sind sehr, sehr frei. Das muss man mögen, ebenso wie das Konzept "zwei unterschiedlicher Stimmungen, nebeneinander gestellt und miteinander korresponierend". Mehr kann man dazu nicht sagen.

Das vierte Album der Songschreiberin und Sängerin mit einer markanten Stimme. Die Musik: Exzellent und abwechslungsreiche Songs, komponiert und arrangiert gemeinsam mit dem Cellisten Christoph Schenker und hochprofessionell umgesetzt mit Band und Gastmusikern, mal fast kammermusikalisch, mal im Pop-Gewand oder auch jazzig, mal in kleinerer Besetzung, mal mit zusätzlichen Musikern, fast durchweg schwer und melancholisch daherkommend. Die Lyrik: Künstlerisch erstklassig, fordert sie den Zuhörer und will seine ganze Aufmerksamkeit. Die Themen der Songs: Vertreibung, Krieg, Flucht, Massensuizid, Tränen... Und da stellt sich die Frage: Wenn man auch von dem Gesamtkunstwerk (samt sehr sorgfältig gestaltetem Booklet) durchaus begeistert sein kann und muss, und Schmidt ganz sicher nicht eine Vertreterin  bekannten deutschen Allerwelts-Songwritings ist, sondern sich in puncto Niveau über alle Maßen heraushebt, stellt sich für mich hier die entscheidende Frage: Für wen, oder: warum schreibt man solche Texte?

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Rock, Funk, Country

Don Alder – Won’t be Home

Gitarrist und Sänger Don Alder spannt hier mit seinen Mitmusikern einen musikalischen Bogen von Jazz nach Art von späten Jeff Beck über Funk bis zu Country auf. Abwechslungsreich arrangiert, wobei neben den üblichen Instrumenten (E-Bass,Gitarren, Keyboards, Drums) auch Kontrabass und diverse Streichinstrumente, Harmonika, Pedal Steel Guitar und Harfe zum Einsatz kommen.

Ein wenig gestört hat mich, dass öfter mal der Gesang von Melodieinstrumenten überlagert wird. Aber eine sehr hörenswerte Scheibe.

Für Freunde von Rock, Funk, Country. 40 Minuten Hörgenuss.Susanne Schwager

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Matthias Greulich alias Rokotak aus Bautzen hat hier sein zweites Album veröffentlicht. Musik und Texte erinnern entfernt an Element of Crime. Die Mitmusiker Lars Friedrich und Lex Hendrikson – Drums, Tomas Kreibich-Nawka - Keyboards leisten gute Arbeit. Gesanglich ist das hier sicher so gewollt, aber nicht ganz meine Welt. Die Texte sind manchmal schwer verständlich und etwas mulmig gemischt. Sicher aber etwas für Freunde und Fans.

David Lübke - Fahrender Sänger (CD)

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Fahrende Sänger - Volklieder von der Sänger-Walz - David Lübke

www.david-luebke.de

Als ich die CD mit dem Cover sah, war mein erster Gedanke: Der hat Gespür und ist noch jung. Als ich den beigelegten persönlichen Brief las ( Mit Empfehlung von Jens Komnnick und Jörg Fröse ), da war mir klar, dass der David einer unserer Garde ist, ein echter Folkie mit einem Schuss ironischer Romantik der Wandervögel. Einer von der Basis, von Mensch zu Mensch, so, wie hier auf dem Rabenhof. Eine Überraschung, vielleicht auf andere Art aber mit ähnlicher, nachdenklicher Intensität und Freude, wie die "Wandervögel" mit Brian Benner aus Wien, die wir hier hatten. 

Entsprechend ist die Liedauswahl, weniger nach dem Thema "Walz", wie bei pitter, bei Peter Rohland, sondern nach Liedern, die ankamen, als er in Pandemiezeiten auf der Walz war und per Anhalten einige Monate lang anklopfte, wo Liederfreunde sich auf Musik freuen. Und das geht. 

Ich habe David angerufen und warte auf seinen Rückruf, um vielleicht auch seinen Brief abzudrucken und ihn auf den Rabenhof einzuladen, denn schließlich serden fast alle seiner Lieder bei uns gesungen. Und ich habe eine gute Zahl von Liedern gemacht, die gut zu ihm passen würden, wenn er seinen eigenen Stil entwickelt hat.

Er beginnt mit einem meiner Lieblingslieder, dem traurigen Herbstlied von Eckard Wenzel, Es folgen sorgsam ausgewählte, teils kritische und nachdenkliche Lieder  (u.a. von Wader und Kramer), die ich nicht als Folkschlager bezeichnen möchte, sondern als Liedermacherpoesien, die auf dem Weg sind, unvergessliche Volkslieder für Eingeweihte zu werden. Und das sind: Der Deserteur, der Verstoßene, Im Garten, Der verlorene Sohn, And're, die das Land so sehr nicht leibten, Jetzt fängt das schöne Frühjahr an, Sag' mir, wo die Blumen sind, Namenlose, Mein ganzer Reichtum ist mein Lied, Heute hier, morgen dort und dann das unverzichtbare "Wenn ich ein Vöglein wär'". (Laufzeit 4:19)

David singt mit einer weichen, melodischen, liedfreudigen Stimme und nimmt die Zuhörer mit auf seine Reise. Es stimmt mich froh, wenn ich seine CD nun zum dritten Mal höre.Begleitet wird David von einigen der besten heutigen Folkmusikanten Norddeutschlands: Jens Kommnick - Gitarre, Mortiz Brümmer -Cello, Filip Sommer - Bratsche/Mandoline, Jörg Fröse - Concertina.

Sieh' mal auf seine Webseite, wie er auf dem Dach singt und klampft wie "The fiddler on the roof"aus Anatewka.

Das  Lied "Willkommen zu Haus" von Deiner Netzseite hätte ich gern. Den Text kann ich nicht ganz heraushören.

Die CD "Fahrende Sänger" ist ein Leckerbissen für Folkies, Herzenssänger und alle Folk- und Volksliedfreunde. Auf eine 2. CD dieser Art würde ich mich freuen.   

Viel Erfolg wünscht Dir hedo  

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Steve Leon & the Accusations – Louche

Der Gründer dieser Alternativ-Country- Band, Seve Leon Michielsen, seines Zeichen Songwriter (=Liedermacher?) und Gitarrist,  hat sich nach diversen Engagements in Punk- und Indie-Bands entschlossen, sich jetzt seinen Lieblingssparten, Country und Folk zu widmen und gründete diese Band zusammen mit vier anderen Musikern und seiner Frau. Und im sommer 2022 nahmen sie diese EP mit fünf Songs und etwa 20 Minuten Spieldauer auf. Alles wurde bis auf die Enddigitalisierung mit analoger Technik aufgenommen und abgemischt.

Nun kann man unter Alternativ-Countra natürlich alles Mögliche verstehen, wenn es nur ein wenig nach Country klingt. Ich habe die Musik als Pop mit Country- Einschlag empfunden. Solide produziert, sauber eingespielt, teils mehrstimmiger Gesang und Instrumente wie Pedal Steel Guitar und Banjo steuern das Country- Feeling bei, die Songs selber haben bei mir aber nicht wirklich gezündet. Das dürfte aber Geschmackssache sein.

Geplant ist, auch eine Vinylscheibe auf den Markt zu bringen.

Off label records LC 22 994

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Hanna Meyerholz spielt Gitarre, singt, schreibt Lieder, sie kommt aus Münster, hat in den Niederlanden studiert und nennt ihr eigenes Label Irish Green. Wer nun eine aufregende westfälisch-niederländische Musikmischung mit irischen Einsprengseln erwartet, ist vielleicht anfangs enttäuscht. Hanna Meyerholz singt auf Englisch, und sie hat sich der Americana verschworen. Bei den ersten Stücken sind Folkelemente nur ab und zu herauszuhören, es klingt gefällig, freundlich, ein bisschen melancholisch. Aber dann geht es los, die Musik wird lebhafter, nimmt Country-Elemente auf, zeigt, wie wunderbar ein Live-Auftritt der Sängerin und ihres Begleiters Phil Wood (Gitarre) sein muss. Bei der Presse-Info steht er als „Backing Vocal“, aber bei „Places“ ist seine Stimme sehr präsent und von diesem Song an ist dieses Album der pure Genuss. Hanna Meyerholz: This Year, Irish Green Records, https://hanna-meyerholz.de/ (GH)

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Neues von Manfred Maurenbrecher ist ja wohl immer sensationell, und lange haben wir auf dieses Album gewartet. „Menschen machen Fehler“ heißt es, und das ist so wahr! Im gleichnamigen Lied zählt er allerlei Fehler auf, beispielsweise aus dem weiten Feld der Verkehrsplanung. Er brilliert mit einem Kinderlied, das gar keins ist, das besagt schon der Titel „Neues Rom“, wo er Abzählreimen ganz neue Gestalt gibt. Er besingt Litfaßsäulen, die aus dem Stadtbild ja fast verschwunden sind und liefert sogar echte Schunkelmusik. Wobei der Text natürlich nicht zum Schunkeln ist, was die Hörerin verwirrt innehalten lässt. Das klingt ja alles ganz nett und harmonisch, aber wenn es um Krieg geht, oder um die dringend nötige Solidarität mit den sich wehrenden Frauen im Iran, zeigt MM seine ganze sprachliche Meisterschaft. Das auf den ersten Blick gemütliche „Der Zug“ ist einem großen Kollegen gewidmet und diesem nachempfunden: Hanns Dieter Hüsch, und schon sehen wir wieder: Nix mit gemütlich. Aber wunderbar scharfsinnig und klug! Manfred Maurenbrecher: Menschen machen Fehler, Broken Silence, www.maurenbrecher.com (GH)

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Liedermaching:

Holger Saarmann kommt aus Hagen, aber das Schicksal hat ihn nach Berlin verschlagen, macht ja auch nix. Dort schreibt er also seine Lieder, und wie er das tut! Er hat Christof Stählins SAGO-Akademie absolviert und das merkt man. Nicht, dass er irgendwie epigonenhaft wäre oder so, typisch aber ist der Umgang mit Wörtern, wie er sie auf den Kopf stellt und ihnen einen neuen Sinn entlockt, wie er Redensarten entlarvt, und wie er sich bei allem virtuos auf allerlei Instrumenten begleitet, nennen wir hier nur Gitarre, Mandoline und Akkordeon. Die meisten Lieder sind von ihm, aber zwei alte Lieblinge gesellen sich dazu, Heines Lore-Ley und „Hoch auf dem gelben Wagen“ von Rudolf Baumbach. Man hätte meinen können, dieses Lied wäre für die nächste hundert Jahre von einem Bundespräsidenten nachhaltig zersungen, aber Holger Saarmann macht sich einfach eine andere Melodie, die sich wenig zum Schunkeln eignet, und zeigt, was für ein poetischer, feiner Text es eigentlich ist. Die eigenen Texte unseres Hagener Freundes, ach, auch die ein Genuss … so besingt er das Abenteuer (wie eins Christof Stählin, nur eben auf seine eigene Weise), erzählt, dass er früher Enid Blyton gelesen hat (sehr gut, wo sie doch gerade mal wieder als nicht politisch korrekt kritisiert wird), legt die Beichte des Minnesängers ab, ach, das ist alles so klug, so schön, so voller Herzensbildung. Mehr davon und zwar schnell! Holger Saarmann: Phantomzeit, Silberblick Musik, www.holgersaarmann.de (GH)

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Liedermacher:

Nathan Johnston ist ein irischer Liederschreiber, der mit irischen Traditionen rein gar nichts am Hut hat, die Pressemeldung schreibt von „souligem Pop“, es klingt ein bisschen wie gutgemachte, abwechslungsreiche Barmusik. Die Hamburger Band The Angels of Libra passt da perfekt zu, und so kommt eine sehr gefällige Mischung dabei heraus: viel Trompete, Saxophon, Flügelhorn.

Die Texte sind dann oft ernst, junge Leute, die an Drogen geraten, Verschwörungstheorien, Fake News, und war wäre, wenn ich nie den Blues gehabt hätte? Dazu gibt es eine interessante Begegnung mit dem Erzengel Jophiel, zuständig für Weisheit, Schönheit und Hilfe in schwierigen Situationen. Nie von Jophiel gehört?

Kein Wunder, sie ist nämlich eine der ganz wenigen weiblichen Erzengel und wurde deshalb im Laufe der Jahrhunderte von sämtlichen Männerkirchen aus der offiziellen Liste der Erzengel verbannt. Also her mit Jophiel, ihr Lob erschalle, und allein, sie wieder bekannt zu machen, ist ein großes Verdienst dieser CD!

Nathan Johnston & the Angels of Libra, Waterfall Records, https://www.waterfallrecords.com (GH)

 MOSAIK - LEDFOOT

LEDFOOT - COFFIN NAILS - NO BULLSHIT  = Gefeilte Nägel

Dieser Mix aus Rock, Gothic, Americana und Folk in der Tradition der Mörderballaden ist hörenswert.

Er verbreitet mit seiner Zwölfsaitigen die Stimmung, die heute viele Menschen der Welt empfinden durch die täglichen Nagelstiche der Medienmeldungen. Das geht bis ins Persönliche. Auch viele private Ereignisse und Erlebnisse werden so empfunden - wie Siche gefeilter Nägel. Und ein sensibler, oft zweifelnder Liedermacher und Musiker fasst das in Texte. Fast jenen Tag und präsentiert uns seine verdichteten Stimmungen.

Auf dem Foto sieht er verzweifelt aus. Das soll die CD auch ausdrücken. Und so findet er viele, die gleich empfinden, sicherlich nicht nur in den USA. Ich süre auch die Stiche dieser gefeilten Nägel sogar ohne Drogen, Alkohol...   h

 www.mosaik-promotion.de

DREIVIERTELBLUT - PLIE - EINE BÖLDLELPLATTE

Sprechgesang mit rauer Stimme - Dann kommt eine Art von Ostinato mit Akkorden, dann eine Bababa mit Text auf bayerisch und dann wieder Ostinato. "Es donnert und blitzt abe es hod koa Weda". Das ist noch das Verständlichste. Aber die Bödelgedichte sind auf dem Waschzettel orange auf schwarz nachzulesen. Und von Stück zu Stück wird die Musik melodischer, die Stimmen werden rauer. 

Themen sind vom Sommer, vom Schnee, von der Wolke, von der Henne ohne Kopf, vom unbekannten Soldaten und so weiter.

Es lässt vermuten, dass die Musiker sich gern mal verwirklichen wollten. Aber nach den Informationen wirken sieben Musiker zusammen und haben nach einem Schattenrissbild auch eine Menge an Publikum. Es wird wohl eine Art Happening-Geburtstag mit mit perfekt bayerischen Freunden und LiebhaberInnen sein. 

Es ist das vierte Album. Im Bayerischen Fernsehen sind sie berühmt, gelten als bayerische Songwriter-Kunst, Sebastian Horn moderiert  die Sendung Heimatsounds im BR, Gerd Baumann ist als Hochschulehrer tätig und Produzent von Konstantin Wecker.  

Dieser dunkel-makabre bayerische Humor mit skurilen Geschichten ist ein düsteres Abbild unserer heutigen Wirklichkeit. 

Text der Webseite:

Langerwartetes viertes Studioalbum des renommierten und mehrfach ausgezeichneten Münchner Septetts Dreiviertelblut um die Masterminds Gerd Baumann und Sebastian Horn (Bananafishbones). Zwölf Songs spiegeln ein vielfältiges Spektrum an Emotionen sowie gnadenloser Poesie-Perfektion wider. Die Formation drückt auf ein Neues ihre Liebe zur Finsternis im Balanceakt mit bayerischem Humor aus - Liedermacher vom Feinsten.
Gegründet wurde Dreiviertelblut 2012 von Sebastian Horn und Gerd Baumann, zusammen musiziert haben die beiden Künstler allerdings schon Jahre zuvor. Einige ihrer Songs wurden bereits 2009 für den Kinofilm „Sau Nummer vier. Ein Niederbayernkrimi“oder in der ARD-Serie „Oktoberfest 1900“ verwendet. Seitdem erschienen mit dem Debütalbum „Lieder Vom Unterholz“ (2013), „Finsterlieder“ (2016) und „Diskothek Maria Elend“ (2018) drei höchst erfolgreiche Meisterwerke bayrisch geerdeter Songwriter-Kunst, welche auch außerhalb des Freistaates für Furore sorgen konnten. Horn wurde in Bad Tölz geboren, ist Mitbegründer, Sänger und Bassist der Band Bananafishbones. Darüber hinaus moderiert er die Sendung „Heimatsound“ im BR Fernsehen. Baumann ist neben seiner musikalischen Kunst und dem Komponieren auch als Hochschullehrer tätig. Seit Ende der Neunziger ist er Produzent von Konstantin Wecker und wurde 2007 für den Deutschen Filmpreis für seine Musik in „Wer Früher Stirbt Ist Länger Tot“ ausgezeichnet. Gemeinsam mit Till Hofmann und Mehmet Scholl gründete er 2011 das Label Millaphon Records. Das neue Album „Plié“ birgt eine leidenschaftliche Textur aus stimmungsvollen Kompositionen und Arrangements, die Gitarren, Bläser, Akkordeon, Schlagzeug sowie mehrstimmigen Gesang beinhalten. Weil die Liebe zur Finsternis in diesem kruden, bayerischen Humor daherkommt, zeigt sie sich zutiefst menschlich, mit Herz, in einer zeitlosen Schönheit und einer berührenden Poesie. Mit den skurrilen Geschichten, die Sebastian Horn und Gerd Baumann auf der Bühne erzählen, bildet sich Dreiviertelbluts typische Atmosphäre einer treibenden Reise aus Realität und Fiktion.

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George Leitenberger - Roadmovies -  Mit Poesie von Henry-Martin Klemts -  www.ub-comm.de (Uta Bretsch) Silberblick   

Düster bis schwarz mit vielen Klangeffekten, von Grusel bis Tod und dabei bildermalend, poetische, Eine Stimmung wie heute mit einer Vorahnung von morgen. Und von dem anfänglichen melodramatischen Sprechgesang zu wunderschönder Musik. 

George, Henry und seine Kumpane sind weltweit unterwegs im Maghreb, in der Wüste.

"Musik zum Träumen und sich Verwandeln" schreibt unser hochgelobter Manfred Maurenbrecher. Klempts war Freund von Gerhard Gundermann und schrieb die Hommage auf ihn "Kerl wie'n Baum". 

Zu den Liedern fehlen leider die Texte. Ein Booklet ist nicht dabei. Und das Gesungene ist mir fast völlig undeutlich und unverständlich. Was bleibt: Augen zu und träumen. Das ist mir nur nicht ganz gelungen. Aber wenn Koryphäen die Melodien von George und und die Texte von Henry so loben muss doch etwas dran sein. Vielleicht kriegst Du besser raus, was das ist, dann sag es mir bitte. Ja?   h

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Sean Keel – A Dry Scary Blue

Dies ist eine reine Singer-Songwriter-Scheibe mit 10 Songs, etwa 40 Minuten lang. Instrumentenbegleitung ist meist mit Gitarre, unauffällig manchmal im Hintergrund zusätzlich eine Pedal-Steel-Gitarre, ein paar Songs sind aber auch mit Klavierbegleitung, bis auf die Pedal-Steel Gitarre sind alles akustische Instrumente.

Im Vordergrund steht aber immer Keels prägnante Stimme die bis auf das letzte Stück immer Tom-Waits-artig rau bis weinerlich gebrochen klingt, nicht jedermanns Sache. Wer das mag, kann die Platte aber durchaus genießen.

Was mir nicht so gefällt, sind die fehlenden Infos im Booklet, das zwar die Texte enthält, aber nichts über den Künstler und keine eventuellen Mitwirkende erwähnt. Wenn Keel alle Instrumente selber eingespielt hat (mit Playbackverfahren) wäre das eigentlich auch erwähnenswert, jedenfalls für die, die Sean Keel noch nicht kennen.

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Superlative verleiten immer zum Widerspruch – der feinste Liedermacher Kanadas soll James Keelaghan sein? Da fiele uns ja starke Konkurrenz ein, Ian Tyson, Gordon Lightfoot, um nur zwei der Lebenden zu nennen. Und schon nähert man sich dem armen James Keelaghan voller Überdruss, nur kann er ja nichts dafür, was die Presseheinis seiner Plattenfirma sich da aus den Fingern saugen. Wollen wir mal hoffen. Hier werden jetzt also keine Verlgeiche angestellt, es wird gehört. Und James Keelaghan lässt sich sehr gut hören. Er spielt Gitarre, nimmt Impulse aus allerlei Stilen auf – Blues, Gospel, Country, allgemein nordamerikanischer Folk.

Zu letzterem passend sind seine Themen; Krankheit, Depression, Hoffnung, aber auch Kritik an der Haltung, man müsse sich immer zusammenreißen und bis zum bitteren Ende durchhalten, man, so findet er, kann und soll auch mal aufgeben. Sein Lied „Before the morning sun“ handelt von Selbstjustiz, ein aus Verzweiflung zum Rächer und Mörder gewordener Mann sieht durch das Zellenfenster zu, wie sein Galgen aufgebaut hat, aber er bereut nichts. Keelaghan meint, das Lied hätte auch von Johnny Cash gesungen werden können, und da hat er recht, und das ist nun wirklich ein hohes Lob für diesen durchaus feinen kanadischen Songwriter

James Keelaghan: Second-Hand, Borealis, www.borealisrecords.com (GH)

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Liedermacher

Der ehemals als Herman Düne bekannte Künstler heißt nun Herman Dune, weshalb wir besorgt auch mit radikalen Brüchen in seiner Musik rechnen. Aber keine Sorge, er bringt ein buntes Gemisch, wie eh und je. Herman Dune ist Franzose mit schwedischer Mutter, schreibt seine Lieder auf Englisch, wohnt offenbar derzeit in Berlin, was natürlich alles verwirrend ist, sich musikalisch aber bestens auflöst. Er spielt zusammen mit seinem Bruder David Ivar Düne, und auch mit anderen Leuten … das Cover wurde von einem besonders kreativen Wesen entworfen, Schwarz auf Schwarz, Informationswert also eher minimal. Die Gebrüder Dune haben ihre Musik einst als Antifolk bezeichnet, sie singen aber durchaus folkig, gleich im ersten Stück werden Erinnerungen an Woody Guthrie wach, und in einigen späteren immer wacher, und wenn das kein hohes Lob ist! Im Stück „Crazy Blues“ dagegen entpuppen sie sich als die wahren Walzerkönige, und wenn es um Drogen geht, scheinen sie der Hippiezeit entsprungen zu sein, kurzum, eine wilde und schöne Mischung.

Herman Dune: The Portable Herman Dune, BB’Island, www.hermandune.net (GH)

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Hannes Wader

Noch hier

Was ich noch singen wollte

www.stockfisch-records.de

Schon seit vielen, vielen Jahre habe ich Lust über Hanns Waders CDs zu schreiben, weil ich seine Stimme liebe, weil er mich immer wieder überrascht, weil er mit seiner Volksliedliebe und seiner rebellischen Haltung viel mit mir gemeinsam hat. Hinzukommt die großartige Tonkunst von Stockfisch.

Mit dieser CD, die wie ein Abschied aussieht, bringt Hannes Wader dem Hörer eine Sammlung ganz unterschiedlicher Lieder, mit der er herausfordert. über das Leben, die Erlebnisse, Erinnerungen, Prägungen, Freundschaft und Liebe.  

Er wird philosophisch, wenn er von seinen Jugendträumen spricht und sein Leben wie eine Brücke von der Jugend zum Alter besingt. Kleine Verwirklichungen von Jugendträumen sind das Leben und damit mehr, als das Scheitern hehrer Träume und Illusionen.   

Wer “Herr Aage“ singt und “In stiller Nacht“ und Hölderlin vertont, der kennt Liederschätze und weiß um die die Kraft von Liedern, die sich in der Seele festsetzen und zum Selbstsingen beitragen. Statt des üblichen Mainstreams ist dies ein Weg zur persönlichen Musikalität.   

Diese CD ist eine Perlenkette von Meisterwerken, die ich Dir als Liederfreund gern nahebringe. Wenn Hannes von der Vergangenheit, der Welt, der Hoffnung und seinen Träumen singt, dann ist er bei sich, bei mir, bei Dir, dem Hörer seiner Lieder.

hedo holland

(Zukunftswandervogel)

Herausgeber des Folkmagazins

Christof Stählins Lieder

In diesem Jahr könnte Christof Stählin seinen 80. Begehen, und wir würden ihn sicher begeistert feiern. Den größten Wortkünstler seiner Generation, einen virtuosen Sänger, Musiker und Dichter, nach dessen Tod sogar der englische Independent einen langen Nachruf brachte (was wenigen unserer Landsleute passiert). Zur Erinnerung gibt es nun eine CD mit einer Auswahl von Liedern, einige aus seiner frühen Schaffensperiode, die alten Fans werden sie alle noch im Ohr haben.

Alte Weggefährten und neue Kolleginnen sind vertreten, sie singen ganz eigene Versionen, oder solche, in denen das musikalische Vorbild des Meisters noch zu hören ist, die aber niemals zur bloßen Kopie werden. Eine CD mit vielen Höhepunkten und keinem einzigen Tiefpunkt, nur mit knapp über 60 Minuten Spielzeit viel zu kurz. Aber andererseits, auch bei über vier Stunden wäre die Sammlung zu kurz! Und ohnehin Grund, sich ausgiebig der eigenen Stählinsammlung zu widmen.

Aber als Köder zum CD-Erwerb seien hier einige Höhepunkte genannt: „Ein Skelett“, Christof Stählin ließ beim Vortrag seine Fingergelenke knacken und erzeugte damit einen feinen Gruseleffekt, Philipp Schmidt-Raesa inszeniert es als klassische Gespenstermusik. Johanna Zeul sing „Der Kapitän“ rotzfrech als Gassenhauer, „Standort“ wird in Reinhard Meys Interpretation fast schon ein an barocke Vorbilder (die Christof Stählin immer sehr wichtig waren) angelehntes „Memento Mori“, und „Die Liebe der Wale im Eismeer“ von Johanna Zeul und Thomas Felder ist genauso erotisch aufgeladen, wie die Wale es schließlich vormachen.

Reicht das? Los und kaufen und hören, immer wieder hören! Nur meine Lieder, Weggefährten und Liedgenossen singen Christof Stählin, BuschFunk, www.buschfunk.com (GH)

Christof Stählins Lieder

In diesem Jahr könnte Christof Stählin seinen 80. Begehen, und wir würden ihn sicher begeistert feiern. Den größten Wortkünstler seiner Generation, einen virtuosen Sänger, Musiker und Dichter, nach dessen Tod sogar der englische Independent einen langen Nachruf brachte (was wenigen unserer Landsleute passiert). Zur Erinnerung gibt es nun eine CD mit einer Auswahl von Liedern, einige aus seiner frühen Schaffensperiode, die alten Fans werden sie alle noch im Ohr haben.

Alte Weggefährten und neue Kolleginnen sind vertreten, sie singen ganz eigene Versionen, oder solche, in denen das musikalische Vorbild des Meisters noch zu hören ist, die aber niemals zur bloßen Kopie werden. Eine CD mit vielen Höhepunkten und keinem einzigen Tiefpunkt, nur mit knapp über 60 Minuten Spielzeit viel zu kurz. Aber andererseits, auch bei über vier Stunden wäre die Sammlung zu kurz! Und ohnehin Grund, sich ausgiebig der eigenen Stählinsammlung zu widmen.

Aber als Köder zum CD-Erwerb seien hier einige Höhepunkte genannt: „Ein Skelett“, Christof Stählin ließ beim Vortrag seine Fingergelenke knacken und erzeugte damit einen feinen Gruseleffekt, Philipp Schmidt-Raesa inszeniert es als klassische Gespenstermusik. Johanna Zeul sing „Der Kapitän“ rotzfrech als Gassenhauer, „Standort“ wird in Reinhard Meys Interpretation fast schon ein an barocke Vorbilder (die Christof Stählin immer sehr wichtig waren) angelehntes „Memento Mori“, und „Die Liebe der Wale im Eismeer“ von Johanna Zeul und Thomas Felder ist genauso erotisch aufgeladen, wie die Wale es schließlich vormachen.

Reicht das? Los und kaufen und hören, immer wieder hören! Nur meine Lieder, Weggefährten und Liedgenossen singen Christof Stählin, BuschFunk, www.buschfunk.com (GH)

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U.T.A. - No more, no less

Sparsam instrumentiert, mit Schwerpunkt auf teils mehrstimmigem Gesang kommen die in ihrer Rhythmik teils hypnotisch wirkenden Stücke ganz unprätentiös daher. Die Arrangements sind schlicht, durch die Dominanz der Stimme der Sängerin geprägt, aber durchaus abwechlungsreich. Die eine Gitarre als Instrument liefert eine solide Basis, ist aber eher dezent, eine weitere liefert sparsame Riffs als „Kommentare“ zum Gesang.

Die musikalischen Einflüsse kommen wohl aus Folkrock und Blues, ein wenig auch aus dem Latin, einige der verwendeten Rhythmen dürften einem durchaus bekannt vorkommen. Mit den 16 groovigen Liedern hat die CD eine Spieldauer von 47 Minuten.

Auch wenn nichts wirklich Neues geboten wird, so ist der Silberling doch angenehm zu hören. Sehr entspannend. Ausnahme Song Nr.5, „Otherwise I am fine“, der Streckenweise etwas hakelig daher kommt.

Pretty noise records PNR 041/LC 30173.  v-zero

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Parzival

David the Hymn

130 Musiker aus 23 Ländern

Story, Konzept, Produktion, Musik

Thomas Olivier & Dieter Faber und viele andere

Sub-sounds.com 2 CDs

Kostbar aufgemacht ist die 1. CD der Bremer Klassik-Rock-Pioniere und eine der ersten CDs des wiederbelebten Hamburger Labels Hypertension.

Sie waren wohl die Ersten, die Rock mit Mittelalter, Klassik, Sagen und Legenden zu verbanden. Mit ihrer Musik fanden sie viele Anhänger, Fans und Freunde auch unter den Musikerkollegen der Elite Europas.

Lothar Siems, git+voc – Walter Quinbtus, viol, Badsds – Thomas Olivier  drums, voc. Dazu viele andere Instrumente brachten ihre CDs ab 1971 bei Teldec und RCA heraus. Sie wurden europaweit mit Lob überschüttet.

Auf dieser Konzept-CD vereinen sich nun 130 Musiker aus aller Welt zu einem multinationalen Chor und bringen ihre Meisterstücke ein. Durch dieses Miteinander entsteht eine Musiksammlung der Leckerbissen.

Einige Titel: Man in the Tower, Wind blows, When the night comes, Old Love, Cash Castle, Rain Dance, Liqueur Talk, Mighty Mouse, All my Love, Future Cities - Dazu eine Gescichte zum Davidsweg "The Path To David"

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HANNES WADER

Poetenweg

Geschichten und Lieder an einem Spätsommerabend

stockfisch-records.de

Wir kennen Hannes Wader. Wohl alle CDs von ihm wurden im FOLKMAGAZIN rezensiert und gelobt. Mit seiner Stimme, seiner Kreativität, seiner Dichtkunst gehört Hannes seit vielen Jahren zur Spitze unserer Folkkünstler. Er ist beliebt, wird gefeiert und ist doch Einzelgänger,

Auf dieser CDs sind neben Volksliedern mehrere seiner beliebtesten Lieder dabei: Gut wieder hier zu sein, Wahre Freundschaft, Brüder, zur Sonne und Freiheit, Drei Zigeuner, Schwestern, Brüder, Heute hier, morgen dort.

Außerdem: Krebsgang, Alle Hügel und Täler, Der Zimmermann, Damals.

Und auch das bündische Lied von Werner Helwig (hussa) „Und am Abend ziehen Gaukler durch den Wald“ ist dabei.

Hannes hat in langen Jahren seit Burg Waldeck immer viel Verwandtschaft mit seinen Liedern und Themen zu den Bünden gezeigt. Es gibt viele wunderschöne Lieder aus den Bünden, denen er sich widmen könnte. Nicht nur Lieder von Werner Helwig, auch einige von mac, pitter, turi, helm stehen ihm gut zu Gesicht.           hedo

Wenn man schon Tim Grimm heißt, muss man märchenhafte Musik machen. Und natürlich eine Menge Familie am Werk beteiligen, und so können wir Mitwirkende an dieser CD, die nicht Grimm heißen, mit der Lupe suchen. Das Cover, natürlich gezeichnet von Grimm, nicht von Emil Ludwig allerdings, sondern abermals von Tim, sieht auch schon gewaltig märchenhaft aus, ein schwarzweißgrauer Wald, in dem sich garantiert Hänsel, Gretel und mindestens drei Wölfe verstecken. Die Lieder hat Tim Grimm fast alle selbst geschrieben, melancholisch, wie es zum Waldbild passt. Mit rauer Stimme singt er über Dinge, die im Grunde alltäglich sind, die im Leben des einzelnen Menschen aber alles auf den Kopf stellen können. Bäume werden gefällt, die gefühlt immer schon da waren, Freunde sind plötzlich nicht mehr da, ein Kind stirbt, die Fehler früherer Generationen holen noch die Urenkel ein. Wenn es nicht melancholisch klingen soll, verlegt er sich auf Talking Blues, und das ist wunderbar, hört man gerade viel zu selten. In einem Lied muss ein Bücherregal ausgeräumt werden, der Sänger überlegt, welche Bücher er unbedingt mal wieder lesen muss. Ganz oben: Bound for Glory, von Woody Guthrie. Sollten wir alle tun. Und dabei Tim Grimm hören. Tim Grimm: Gone. Cavalier Records, www.timgrimm.com (GH)

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Streng genommen ist das hier kein Lokalkrimi, andererseits haben wir Reinhard Rohns kölsche Lokalkrimis schon so oft gepriesen, und da wirkt es logisch, auch den neuen so einzusortieren. Zumal darin ein Mord aufgeklärt wird, vierzig Jahre, nachdem er geschehen ist, lange, nachdem alle sich mit der damaligen Erklärung für die Geschehnisse zufriedengegeben haben.

Das Ganze spielt sich in Osnabrück ab, und es geht um die erste Liebe des Gymnasiasten Friedrich Dohle. Sein Vater hat ein Bestattungsunternehmen, der kleine Fritz hat schon mit vier Jahren seinen ersten Toten gesehen und zwischen Särgen gespielt – prädestiniert ihn das für die spätere Nähe zum besagten Mord?

Schwer zu sagen, jedenfalls verliebt er sich in Referendarin Susan Sorge, die wunderschön ist, aber auch arg zickig. Sie jammert furchtbar darüber, dass sie so schön ist, dass die Männer nur ihre Schönheit sehen und nicht ihre inneren Werte, reagiert ein Mann aber nicht auf ihre Schönheit, ist sie sauer.

Und sie verwickelt sich in Widersprüche. So erzählt sie dem verliebten Friedrich, dass sie nach einer unglücklichen Liebe schwanger war und das Kind habe „wegmachen lassen“, kurz danach aber ist ihrer Aussage nach die Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt geendet … der arme Friedrich wird immer verwirrter und immer verliebter.

Susan behauptet, ihn mindestens ebenso sehr zu lieben wie er sie, aber dann verschwindet sie von einem Tag auf den anderen, hinterlässt keine Erklärung, meldet sich nie wieder.

Vierzig Jahre später ist sie dann plötzlich wieder da, weil der Mord von damals ihr keine Ruhe lässt, und abermals stellt sie Friedrichs Leben auf den Kopf. In diesem aufregenden Roman gibt es sehr viel Musik, vor allem beigesteuert durch Friedrichs Freund Udo, der sicher nicht zufällig so heißt,

Aussehen und Texte erinnern sehr an einen echten und berühmten Udo. Der Udo im Buch hat nicht so viel Glück, aber wie das alles zusammenhängt? Selber lesen.

Reinhard Rohn: Die ersten Tage der Liebe, Emons, 239 S.. 14,-- www.emons-verlag.de (GH)

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Lokalkrimi:

Eine hierzulande noch unbekannte (unbegreiflich!) englische Autorin muss unbedingt entdeckt werden.

Rebecca Tope hat mehrere in ihrer Heimat überaus erfolgreiche Serien veröffentlicht, eine z.B. spielt in Devon. Es geht sehr ländlich und Westcountry-mäßig zu, so wie wir es doch lieben.

Anfangs ertrinkt ein Bauer in seiner Jauchegrube, und die Dorfpolizei geht von einem Unfall aus. In der Nachbarschaft (sehr weit gefasst, die Höfe liegen nicht einmal auf Sichtweite voneinander) geschieht aber noch ein Mord, und da fragen alle, ob es einen Zusammenhang gibt.

Es stellt sich heraus, dass der ertrunkene Bauer allgemein unbeliebt war, Leute mit Mordmotiv gibt es jede Menge, was dem Dorfpolizisten Den Cooper, der in diesem Band seinen Einstand gibt, die Arbeit nicht gerade erleichtert. Es geht um dörfliche und ländliche Intrigen, um Erbstreitigkeiten, um Klassengegensätze und natürlich um Sex (die Bauersfrau hat ein Techtelmechtel mit dem Landarbeiter, aber der hat den Bauern also nicht in die Jauchegrube geschubst, das wird ziemlich schnell klar).

Wunderbare Szenen im lokalen Pub, sehr viel westenglische Landschaft, das Buch ist einfach ein Genuss, und spannend noch dazu.

Rebecca Tope: A dirty death, Alison & Busby, 8,99 £, 414 S., www. http://www.rebeccatope.com/ (GH)

Geld oder Lebkuchen - Heldt, Dora

5 Hör-CDs Gesprochen von Katja Danowski - www.goylit.de

Ernst's Frau kümmert sich um Weihnachten, die Weihnachtsmarkt, das Schmücken, das Herrichten, das Fest der Familie.

Ernst aber ist Sylt im Winter zu dunkel, zu leer, zu öde und so jagt er den Dieb der Spenden für bedürftige Kinder und wird so fast zu einem kleinen Robin Hood von Sylt. Und es wird ganz anders, als du vermutest und noch viel spannender. 

Ist das ein gutes Weihnachtsgeschenk für Weihnachtsmuffel?

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Lokalkrimi

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Weiter geht’s mit der Morduntersuchungskommission von Max Annas. Inzwischen ist Otto Castorp nach Berlin versetzt worden, in die Hauptstadt der DDR also. Dort herrscht eine ganz andere Stimmung als in Jena, die Unruhe liegt sozusagen in der Luft, nur Otto und seine Kollegen sind davon überzeugt, dass die DDR das beste aller möglichen Länder ist, Unzufriedenheit bei den Bürger:innen entsteht nur durch die Provokationen des Westen. In Ostberlin halten sich zu dieser Zeit mehrere Personen auf, die mit dem ANC zusammenarbeiten – entsprechend nervös sind seine Vertreter, von denen sich natürlich auch einige in Berlin herumtreiben, in Ost wie in West. Es gibt also ein wildes Hin und Her über die Mauer, und die Morduntersuchungskommission soll Todesfälle aufklären, von denen sie rein gar nichts begreift. Dass die Staatssicherheit ebenfalls tätig ist und allerlei Informationen zurückhält, macht die Sache nicht einfacher. Alles fängt damit an, dass ein wichtiger Beamter, zuständig für die Unterstützung des ANC durch die DDR, verschwindet – hat er sich abgesetzt oder wurde er verschleppt? Bis die Antwort auf diese Frage gefunden worden ist, werden gewaltige Mengen Alkohol konsumiert, was nicht unbedingt weiterhilft, und auch die Musik kommt nicht zu kurz: Ein Höhepunkt im Buch ist der Auftritt von Mirjam Makeba im Palast der Republik! Max Annas: Morduntersuchungskommission.

Der Fall Daniela Nitschke. Rowohlt Verlag, 387 S.,22,--

https://www.rowohlt.de/autor/max-annas-2368 GH)

Peter Braukmann: Schröder sitzt. Bookmundo Direkt, 176 S., 9,99. https://peterbraukmann.com/ GH)

Ein neuer Steffen-Schröder-Roman von Peter Braukmann ist immer eine Freude, und dass Schröder in diesem Werk eigentlich nur eine Nebenrolle spielt, kann den Lesegenuss nicht schmälern. Schröder wacht total verkatert auf, kann sich vage erinnern, dass er in seinem Stammlokal in Meißen war – und dann?

Dem Kater nach muss er gewaltig gezecht haben, und dann, tja, Filmriss. Kann ja passieren, nur: Die Polizei sieht das anders, und sie kann auch (fast) überzeugende Beweise dafür erbringen, dass Schröder mitten in der Nacht losgezogen ist, um eine junge Prostituierte umzubringen. Damit ist Schröders Schicksal erst mal besiegelt, er sitzt in U-Haft und grämt sich, weil seine Unschuld (von der er, mangels Erinnerung, ja nicht einmal total überzeugt sein kann) nicht zu beweisen ist, den Rest gibt ihm dann der Knastfraß.

Unschuld nicht zu beweisen? Das wollen wir doch mal sehen, sagen seine Freunde und machen sich ans Werk. Wer könnte ein Interesse daran haben, Schröder aus dem Verkehr zu ziehen? Wer will sich rächen? Klarer Fall, alle, denen Schröder ihr kriminelles Handwerk gelegt hat. Klar, dass der Fall geklärt werden und ein bleicher, abgehärmter Schröder durch die Gefängnistore in die Freiheit schreiten und seine Liebste endlich wieder umarmen kann.

Nur – wie es dazu kommt, das ist mal wieder überaus spannend und witzig erzählt!

Peter Braukmann: Schröder sitzt. Bookmundo Direkt, 176 S., 9,99. https://peterbraukmann.com/ GH)

Die Eifel, seit jeher ein Hort des Verbrechens, das ist bekannt – seit den Leuten dort den römischen Kaufleuten auflauerten. Ganz so weit zurück führt uns Karin Joachim in ihrem neuen Ahr-Krimi ja nicht, aber immerhin bis in die ersten Jahre der Bonner Republik. In Bonn gab es keinen geeigneten Ort für so glamouröse Veranstaltungen wie den Bundespresseball, da musste Bad Neuenahr einspringen.

Das dortige Kurhaus mit allem Drum und Dran zeigte noch den Glanz des 19. Jahrhunderts, als sich die große Welt Europas in den Kurorten ein Stelldichein gab und man auf dem Weg zum Thermalbad auch mal einem Zaren begegnen konnte. An einen solchen Ort können die Veranstalter des Bundespresseballs sogar einen Weltstar wie Josephine Baker einladen, ohne rotwerden zu müssen.

Uneingeladen stellen sich natürlich allerlei diebische Einheimische ein. Was aber hat das alles damit zu tun, dass fast 70 Jahre später der Journalist Daniel Bender im Kurbad tot aufgefunden wird? Am Vorabend hat er sich der Tatortfotografin Jana Vogt kurz vorgestellt, und sie hat sich über sein kränkliches Aussehen gewundert. Der Zusammenhang zwischen Josephine Baker und Daniel Vogt ist nicht auf den ersten Blick zu entdecken, aber es gibt ihn – und Karin Joachim erzählt uns das alles in ihrem ungeheuer spannenden neuen Krimi.

Ein Euro für jedes verkaufte Buch geht übrigens an Flutopfer in der Eifel – noch ein Grund für die Anschaffung dieses grandiosen Buches!

Karin Joachim: Juwelennächte, 282 S., 13,--, Gmeiner Verlag, www.karinjoachim.de (GH)

Lokalkrimi

Frank Göhre schreibt filmisch, das steht hinten auf dem Buch (aber seine Fans wissen das schon lange). Kurze Szenen, abrupte Schnitte, rasche Wechsel des Schauplatzes. Die kriminelle Handlung entwickelt sich zwischen Hamburg und Blankenese, es gibt Abstecher nach Amsterdam (wir erfahren, welchen Club Mick Jagger dort frequentiert und können hinfort einen großen Bogen um dieses Etablissement machen), Kopenhagen und in die Karpaten, wo ein Vetter der Hamburger Protagonisten seine Fäden zieht – genannt wird er natürlich der Karpaten-Pate.

Bei ihren kriminellen Aktivitäten sind die Leute im Buch phantasievoller, egal, ob sie nun Bankenschwindel betreiben oder windige Lokale auf St. Pauli.

Wobei, um richtig groß einzusteigen, muss man auch groß schmieren, und je mehr Leute beteiligt sind, um so größer wird die Gefahr, dass jemand aus purer Blödheit etwas verrät, oder dass jemand einen überzeugenden Grund hat, sich zu rächen, was nun wieder die nächsten Unternehmungen vereitelt. Insofern, ein hochmoralisches Buch, das zur Vorsicht mahnt.

Gesungen wird auch, gleich zweimal der alte Sozihit „Wann wir schreiben Seit an Seit.“

Frank Göhre: Die Stadt, das Geld und der Tod, Culturbooks, 158 S., 15,-- , www.culturbooks.de (GH)

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Jazz

Maia Wackernagel – Pattern of Self and Other

Dies sind 2 CDs mit 28 Stücken und insgesamt über 110 Minuten Spielzeit, das meiste auf akustischem Piano bzw. Flügel eingespielt, ein paar Stücke sind auch auf E-Piano bzw. Synthesizer. Alles Solo.

Maia Wackernagel schreibt auf dem nicht sehr informativen aber ästhetisch ansprechenden Cover auch, dass das Spiel für sie der Weg ist, zu sich selbst und innerer Ruhe zu finden, weg von dem ganzen verstörenden Mist in der Umwelt.

Die Musik klingt jazzig, ist aber eher relaxt und ruhig gespielt, ohne große Höhepunkte, beim zweiten Hören zeigte sich aber, dass doch mehr drin steckt als nur Hintergrundgeplätscher. Knapp die Hälfte sind Eigenkompositionen, die anderen sind Fremdkompositionen, meist Klassiker von George Gershwin bis John Williams, mit durchaus individuellen Interpretationen.

Einige Stücke enden etwas abrupt, was ich ein wenig störend empfinde, ansonsten sind die beiden Silberlinge angenehm entspannt anzuhören. Jazzpiano/Pianojazz sollte man aber mögen.

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Klassik

Quatuor Avium – Quartette für Violine, zwei Violas und Violoncello

Die vier Musiker und Musikerinnen haben hier sowohl klassische Quartette von nicht ganz so bekannten Komponisten wie Franz Anton Hofmeister, Henry Purcell, Carl Stamitz, William Bird, Guiseppe Cambini als auch von George Gershwin und eine Eigenkomposition des Geigers Felix Treiber aufgenommen.

Die Qualität der Aufnahmen ist klasse. Wie die genannten Komponisten vermuten lassen, reicht die musikalische Bandbreite von Renaissance bis in die Moderne, auch wenn der Schwerpunkt bei der alten Musik liegt.

Mit den  sieben, meist mehrsätzigen Stücken hat die CD eine Spielzeit von etwa 65 Minuten. Wer mit den modernen Streichquartetten jenseits der Romantik  nicht so viel anfangen kann, muss da aber etwa 18 Minuten Hörgenuss abziehen.

Der CD beigefügt ist ein Booklet mit ausführlichen Informationen über die Komponisten und über die Musiker, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch.

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Jakob Bänsch spielt Flügelhorn und Trompete, auf seiner ersten CD gibt er einen Überblick über sein Schaffen. Die Pressemitteilung erklärt ihn mit viel Sinn für Doppelgemoppel zum hochbegabten vielversprechenden Talent, und in der Jazzszene wird er sehr geschätzt und heimst Preise ein.

Das ist schön und sicher auch sehr verdient.

Seine Musik ist für die üblichen Verdächtigen im FM-Publikum sicher gewöhnungsbedürftig, klingt aber nicht richtig fremd, also nicht, wie experimenteller Jazz oder so.

Oft eingängige Melodien, mal langsam und melancholisch, manchmal mitreißend, nur ganz und gar ohne Folkelemente. Aber nett zu hören.

Jakob Bänsch: Opening. Jazzline, www.jakobbaensch.com (GH)

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Catherine Gordeladze – La Ricordanza

Hier spielt die Pianistin Catherine Gordeladze auf ihrer 4. CD mit flinken Fingern eine Auswahl von Klavierkompositionen und Transkriptionen. Dabei zeigt sie, dass sie nicht nur in der Klassik der Zeit von Franz Liszt, Carl Czerny (Liszts Lehrer) und Carl Tausig (Liszts Schüler), von denen sie einige eher unbekanntere Stücke spielt, zuhause ist, sondern auch Komponisten der neueren Zeit liebt.

So sind auf der CD auch Stücke von Alexis Weissenberg und Earl Wild zu finden. Da ich von den Komponisten nur Franz Liszt einigermaßen kenne, kann ich ihre Interpretationen der anderen Komponisten nicht beurteilen, kann aber feststellen dass ihr Spiel durchaus unangestrengt und leichtfingrig wirkt, auch wenn ich an ein paar Stellen den Eindruck hatte, dass sie etwas ins Stolpern geraten ist, was aber dem guten Gesamteindruck keinen Abbruch tut. Mit über 83 Minuten wurde die Kapazität einer CD auch fast vollständig ausgereizt.

Das Booklet dazu beinhaltet neben einer Biografie und einem Vorwort der Musikerin auch Texte zu den Komponisten und zu den gespielten Stücken.

Für Freunde dieser Art Musik finde ich die Scheibe empfehlenswert, auch weil sie eher selten eingespielte Kompositionen enthält.

Antes Edition BM319324

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Gitarren-CD

Fast zweieinhalb Stunden akustische Gitarre, das ist natürlich wunderbar. Klar, sofort fallen einer Namen ein, die dazugehört hätten, aber nicht vertreten sind, wenn es denn ein Überblick über die „aktuelle“ (das Album erschien erstmals 1979 auf LPs) Gitarrenszene in der BRD bringen soll.

Nennen wir doch lieber einige von den vielen Highlights. Zu hören sind u. a. Wizz Jones, Werner Lämmerhirt, Klaus Weiland, Tom Paley, Manolo Lohnes, Peter Bursch, Davey Arthur und George Furey … und viele andere. Also Flamenco, Ragtime, Jigs und Reels, „Zigeunerimprovisationen“ (so hieß das damals, als die aktuellen politisch korrekten Bezeichnungen eben ganz andere waren als heute), Country und Musettewalzer, abermals, um nur einige Highlights zu nennen.

Seltsamerweise sind (fast? In zwei Fällen hilft nach all der Zeit das Internet nicht weiter und die Vornamen könnten auf jegliches Geschlecht passen) nur Männer dabei. 1979, Leute, es gab gitarrenspielende Frauen, und nicht zu wenige, es gab eine ungeheuer aktive Frauenmusikszene, wollten die nicht mit auf die LP? Wurden sie nicht gefragt?

Die Presseinfo erzählt einiges über die Entstehung des Albums, sagt aber nichts zu dieser Frage. Trotzdem ein Hörgenuss, dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack.

Acoustic Guitar Festival + Acoustic Guitar Scene, MIG, www.mig-music.de (GH)

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St. Beaufort – Those Windows 

Berliner Folk- und Bluegras-Trio

Uta Bretsch Communications.  ub-communications.de

Das Bluegrass-Trio aus Berlin legt hier seine 3. CD vor, die eigentlich nur eine EP mit 3 Stücken werden sollte. Und die überzeugt sogar mich, der ich bisher der Meinung war, Bluegrass wäre eine etwas bessere Schrammelmusik. Überzeugt haben mich die guten Arrangements und die ungewöhnlichen Songs. Alles mit einer bewundernswerter Energie vorgetragen, die leichte Schwächen im Banjospiel bei einigen Stücken überstrahlt.

Bluegrass mit Einflüssen von diversen anderen Musikrichtungen wirkt auf mich überhaupt nicht antiquiert, wie ich anfangs befürchtet habe. So finde ich, dass die CD doch länger sein könnte als die 39 Minuten, aber angesichts der ursprünglichen Absicht ist es durchaus verständlich.

Eine CD, die mir Bluegrass näher gebracht hat.

Kleiner Wermutstropfen: Das Cover birgt die CD in einer Tasche, die an der Seite leicht einreißt, wodurch die Scheibe ihren sichern Halt verliert und dann leicht rausrutschen kann.

Blue Whale Records, Best.-Nr. Unbekannt

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Fantastisch, wenn man so ein Comeback feiern kann! Nach langer, ernster Verletzungspause glänzt Nathasja von Rosse mit diesem Werk, das bereits im vergangenen Jahr bei Acoustic Music Records in Osnabrück aufgenommen wurde. Klar, das ist eine klassische Gitarristin, somit ist es auch weniger Folkmusik. Aber genauso gut ist das ein Gitarrenalbum, das auch Folkfreunden gefallen muss. Die holländische Virtuosin malt mit ihrer Musik regelrecht akustische Bilder mit enormer Tiefe. Titel von  Piazzolla, Walker, McCuskey sind zu hören, aber ganz besonders glänzt von Rosse mit ihren eigenen Titeln. Und wer jemals vor Eilean Donan Castle gestanden hat, kann sich keine passendere Titelmusik dazu vorstellen als das von Jan Depreter geschriebene und von van Rosse meisterlich umgesetzte „Eilean Donan“. MC
NVR

Klavier müsste mal spielen können! Nicht das klassische Folk-Instrument, und Julian Svejgaard ist auch mindestens genauso gut ein Jazzer wie ein (neo)klassischer Pianist, der uns auf eine Nachtreise mitnimmt, vom Sonnenuntergang bis zum nächsten Morgen. Immer wieder findet man Anleihen bei Dänischen Folkstücke, so das bekannte „Som stjernerne pa himlens bla“ oder Peter Brinchs „Enkedans“, gekonnt verpackt in jazzige, manchmal auch fast schon perkussive Pianomusik. Ein Album, ja: Für den Abend und die Nacht, für das aufmerksame Zuhören, stimmungsvoll und stimmig. So behutsam gespielt, dass jeder Ton glänzt. Absolut meisterhaft!
MC
Cover Julian 750x750

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Johanna Dammert „Quelle“ - 09 / 2021https://www.youtube.com › watch

Jutta Schütte

Die CD „Quelle“ ist die 8. CD von Johanna Dammert und enthält diesmal ausschließlich Eigenkompositionen, die in verschiedenen Situationen entstanden sind (dazu mehr im Booklet). Mit dieser ersten Solo CD hat sich die Harfenistin einen lang gehegten Herzenswunsch erfüllt. Noten zu der CD sind in Planung und werden dann im Shop der Homepage zu erwerben sein. Wer einen Eindruck von der Musik bekommen möchte findet einiges auf Youtube, darunter auch den zweiten Titel der CD (Titel „Quelle“, von gleichnamiger CD).

„Meine Musik möchte mit dem Himmel verbinden und Vertrauen geben“. Immer wenn ich Musik mache, spüre ich wie sich der Himmel öffnet...“ so schreibt Johanna Dammert, die auch Theologin ist.

Ja, tatsächlich strahlt diese CD eine sehr wohltuende Ruhe aus. Die Musik perlt rauf und runter, die Töne hängen oft weiterhin im Raum. Manchmal mystisch, manchmal forsch, oft friedlich, verträumt oder meditativ, immer Herz öffnend. Die Zeit bleibt stehen. Einen Moment zur Ruhe kommen.

Zum Hintergrund: auch auf Reisen hat Johanna Dammert die Harfe immer dabei, das hilft dabei auch in entlegenen Orten mit den Menschen in Kontakt zu kommen und manchmal auch gemeinsam zu singen, wie in Vietnam im Zug. Unterwegs entstehen auch viele Lieder oder Kompositionen. Ihr Repertoire (mit der ganzen Familie, die auch alle Musiker sind): Folk, irisch, persisch, indisch und sehr viel Improvisieren.

Ihre ersten 7 CDs zeugen von der Vielfalt ihrer Musik und der Vielfältigkeit ihrer Programme, darunter auch Märchen Lesungen. Auch ihre Harfen hat sie selbst gebaut und zeigt anderen wie es geht.

Die nächste CD erscheint rund um Ostern und wird "Licht" heißen.

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JENS KOMMNICK

Stringed

www.stockfisch-recrods.de

Jens Kommnick ist der herausragende Gitarrist und Multiinstrumentalist der Folkszene. In Verbindung mit der großartigen Tontechnik von Stockfisch ist die CD ein Klangerlebnis.

Die CD ist so schön, dass sie stets parat liegen sollte.

Man müsste zwei haben, eine fürs Auto, eine für zu Hause.

Jens Kommnick wird zum musikalischen Märchenerzähler.

Am Anfang steht eine schöne Geschichte, die auf der Ankündigung des Verlags erzählt wird.

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Michael Sagmeister spielt Gitarre und dazu eine Menge andere Instrumente wie Bass, Keyboards und allerlei Schlaginstrumente. Die meisten Stücke auf dieser reinen Instrumental-CD hat er selbst komponiert, dazu kommen drei Klassiker: „Night in Tunisia“ von Dizzy Gillespie, „The Masquerade“ von Leon Russel und „Countdown“ von John Coltrane. Ab und zu hören wir im Hintergrund die Stimme der Sängerin Antonella Dorio. Und wir hören Michael Sagmeisters Keyboards, die manchmal die Musik zu sehr nach Hintergrundklängen in der Warteschleife klingen lassen – Schade, denn er verschafft hier so manchen HörgeMichael Sagmeister: Storyboard, www.acoustic-music.de (GH)nuss, spielt leise und konzertant, viele Stücke haben wir danach noch lange im Ohr. 

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Ian Melrose – Rüdiger Krause – Nikos Tsiachris

Guitar Celebration

Onwards an Upwards

Acoustic-music.de

Die Drei spielen wunderbar Gitarre zusammen, und ihre Musikfreude strahlt aus. Zu den eigenen Kompositionen kommen interpretierte Stücke von Mozart, Bach, Clapton und anderen.

Mit Improvisation und Kreativität bringt jeder der Drei sich ein, so dass die CD voller Freude steckt mit Überraschungen garniert ein musikalisch, lukullisches Präsent.

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Oregon waren eine legendäre Band der 70er Jahre, und die Namen der Mitglieder haben noch heute einen guten Klang: Ralph Towner, Paul McCandless, Glen Moore und Collin Walcott. Insgesamt spielten sie um die 80 Instrumente, der Stil, so die Pressemitteilung: Jazz, New Age, Fusion, Chamber Jazz. Das, was damals New Age genannt wurde, ist deutlich herauszuhören, asiatische und orientalische Einflüsse, sehr viel Musik von der Sorte, die dort zu hören war (und ist), wo Räucherstäbchen und sprechende Steine verkauft werden. Vieles klingt beruhigend, dann wieder aufrüttelnd, sie stellen ihrem Publikum dauernd Fallen, kaum ist man total entspannt und die Gedanken schweifen in die Ferne, schon kommt ein abrupter Rhythmuswechsel und man ist hellwach und will unbekannt irgendwelche Aktivitäten entfalten. Entsprechend lang sind die einzelnen Stücke – und manchmal, wirklich nur manchmal, schleichen sich auch folkige Klänge ein. Die Aufnahme – live in Bremen – ist von 1974, einige Jahre später wären sicher auch pseudokeltische Anklänge zu hören gewesen. Perfekt zum Weiterdichten im Kopf. Oregon: 1974, 2 CDs, MIG Music, www.mig-music.de (GH)

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Claus Boesser-Ferrari hat vor vielen Jahren einmal Jimi Hendrix gehört, und von Stund an war er bekehrt. Hendrixens Musik hat ihn sein Leben lang begleitet, und so ist diese CD nicht nur eine Hommage an dessen wegweisende Kunst, sondern auch eine Art Lebensbeschreibung. Das erzählt er in seinen Kommentaren, jedes Stück dieser reinen Instrumental-CD entspricht einer Station in seinem Leben. Und so entfernt er sich oft weit von seinem Vorbild, dessen Einflüsse aber dennoch immer zu spüren sind. Es geht los mit „The Wind Cries Mary“, Jimi Hendrix singt in seiner Version einmal „The wind howls Mary“, und damit geht es hier gleich los. Das mal als Beispiel für Boesser-Ferraris kreativen Umgang mit dem Originalmaterial. Eingefleischten Hendrixfans, die diese Versionen als persönliche Beleidigung auffassen, wünscht er „jetzt schon gute Besserung.“ Jimi Hendrix hätte ihnen vermutlich Krätze und Syphilis gewünscht, insofern geht es hier äußerst versöhnlich zu. Claus Boesser-Ferrari: The Wind Cries Mary, Acoustic Music, www.acoustic-music.de (GH)

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3 CDs und eine DVD mit Gitarrenmusik präsentiert uns der Rockpalast – jede CD mit legendären Namen: Peter Finger, Werner Lämmerhirt und Kolbe/Illenberger. Über Peter Finger wurde damals viel gelacht, nicht, weil an seiner musikalischen Virtuosität irgendetwas auszusetzen gewesen wäre, sondern wegen des Namens. Wie soll ein genialer Gitarrist schließlich anders heißen … Er liebt es bluesig und mit Bottleneck, auf der Live-Aufnahme sind auch seine Ansagen zu hören. Das steigert natürlich den Genuss, wenn er z.B. Goethes „Zauberlehrling“ als Theatervorstellung inszeniert und jede Person in der Ballade durch einen anderen Gitarrenstil und -rhythmus dargestellt wird. Er hat überhaupt einen Hang zu Goethe, kaum weniger dramatisch (aber ohne genaue Erklärungen): der „Erlkönig“. Werner Lämmerhirt, vielen vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Hannes Wader bekannt, hat nur englische Titel, auch bei Eigenkompositionen. An „Wintertime has come“ sehen wir, wie viel Zeit vergangen ist, es geht um die Schneekatastrophe von 1978. Als einziger der hier Vertretenen singt er auch auf diesen Aufnahmen, aber seine Stärke liegt einwandfrei im hinreißenden Gitarrenspiel (die englische Aussprache macht ihm doch arge Mühe). Martin Kolbe und Ralf Illenberger haben nur bis 1987 als Duo gespielt, ihre Liebe galt dem Fingerpicking, auch sie erklären dem Publikum, wovon die Stücke handeln, es klingt fetzig und folkig, manche Titel wirken trotzdem gruselig, z.B. „G’schteinigt“. Alles in allem eine Sammlung zum Wiederentdecken, oder vielleicht für die Nachgeborenen auch zum Neuentdecken, unbedingt zu empfehlen.

Rockpalast Acoustic 1979: Peter Finger, Werner Lämmerhirt, Martin Kolbe & Ralf Illenberger, MIG, www.mig-music.de (GH)

Konstantin Vassiliev - Meister der kubanischen Musik (Buch & CD)

25 Stücvke leicht arrasngiert inclusiver MP3 - Dowloads - CD, Noten und Tabulatur, Mini-Lexikon

Die kubanische Musik ist ein herrliche, schungvolle Mischung afrikanischer und europäischer Traditionen.

Die 28 Stücke sind nur mittelschwer eingängig bis weltbekannt.

76 Seiten

fingerprint.de

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Evgeni Finkelstein – Russian Guitar Music – Unknown Masterpieces.    v-zero

Der russische Meister der klassischen Gitarre legt hier eine CD vor, auf der er einen kleinen Ausschnitt aus der russischen komponierten Gitartrenmusik der letzten 200 Jahre präsentiert. Wer nun aber so was wie den Kasatschok à lvan Rebrock erwartet, dürfte enttäuscht sein. 

Dafür ist es aber ein Schmankerl für Liebhaber der komponierten Musik für klassische Gitarre. Die Musik der russischen Komponisten über die 2 Jahrhunderte, von Nikolai Makarov bis Julia Finkelstein, inclusive 2 eigener Stücke, unterscheidet sich aber von entsprechenden westeuropäischer nicht mehr als z. B. Vivaldi von Purcell, durchaus haben die Komponisten eine eigene Handschrift, aber exotisch ist die wahrlich nicht.

Das beiliegende Booklet enthält mehr Infos zu Komponisten und Interpret.

Für Liebhaber der klassischen Gitarre, die auch neuzeitliche Kompositionen mögen, empfehlenswert.

Die CD bringt es mit 23 Stücken auf 52 Minuten.

Galileo 319.1616.2

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Jaques Stotzem – Handmade.  v-zero

Der „Altmeister“  Jaques Stotzem hat mal wieder eine CD eingespielt. Mit 10 Stücken hat er 40 Minuten Gitarrenmusik im Folk-Fingerpicking-Stil produziert, wie der Titel aussagt, natürlich von Hand gemacht. Dabei sind die  Stücke im Gegensatz zu denen der früheren Meister Werner Lämmerhirt, Leo Kottke etc. eher ruhig, melancholisch, mit einem Schuss Blues und auch Jazz. Schöne Melodien, sehr entspannt zu hören, alles ganz unprätentiös, die Soundverbesserungseffekte sehr unauffällig eingesetzt.

Beim Hören kommen allerdings durchaus Erinnerungen an Lämmerhirt, Sigi Schwab, David Qualey und Klaus Weiland mit ihren eher relaxten Stücken auf.

Accoustic Music Records 391.1617.2

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Harald Haugaard & Helene Blum Julerosen.  Westparkmusicnetcologne.de

Fein, schwebend, wohlklingend mit wunderbarer Stimme von Helene gesungen und meisthaft von Harald auf der Geige begleitet und von guten Musiken aus Finnland, Schweden und Dänemark unterstützt. Helene und Harald zählen zu den bekanntesten Folkloristen Dänemarks. Nachdem sie geheiratet haben, sind sie noch besser geworden.

Es ist eine besonders schöne Auswahl eils neuerer Weihnachtlieder und -Melodien aus Skandinavien. Dabei ist eine Weihnachtspolonaise und auch ein Lied Österreich.

Das Beibuch ist wieder großartig, wie meist bei Westpark.

 Helene Blume &  Harald Haugaard     Julerosen. www.westpark.de

Wenn die beiden verheirateten dänischen Meister eine CD herausbringen, dann ist es ein Meisterwerk. Helene als Sängerin und Liedersammlerin und mit der Gitarre und Harald mit der Geige. Bei einzelnen Stücken spielen auch befreundete, skandinavische Musiker mit.

Die CD „Julerosen“ ist eine CD nordischer Weihnachtslieder mit wunderschönen Melodien und großartig gespielt. Ein Kauf-Tipp jetzt schon fürs nächste Weihnachten. h

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www.acocustic-music.de
Die beiden brasilianischen Gitarristen entfachen ein Feuerwerk.

www.acoustic-music.de
Der italienische Fingerstyler hat Freunde in aller Welt, mit denen er seine Stücke eingespielt hat.


www.acoustic-music.de
Die beiden jungen holländischen Gitarristen ergänzen sich sich, spielen sich an, antworten sich und schaffen Stimmung. 

Maurizio Geri Swingtett
www.galileo-mc.de
Das italienische Quintett Saitenkünstler bringt wunderschöne Tanzmelodien gitarrenbegleitet mit Akkordeon und Perkussion, mit Blasinstrumenten und besonders mit Flöten.


Nach "New Living Room" (2013) setzt Olaf Sickmann seinen stilistischen Werdegang auf sechs Stahlsaiten und kultivierter Monophonie fort und präsentiert ein Album aus einem Guss.

Klar zu erkennen ist der Einfluss von Hendrix, aber nach meinem Gefühl ist hier ein wenig zu sehr kopiert worden, Kreativität im Umgang mit dem Material finde ich kaum, der Gesang wirkt ein wenig, als wollte Harri den Stil von Hendrix imitieren.

Long Dog Orchestra  - All Them Bones    GO1723

Blues- und countrylastige Americana, gespielt von fünf gestandenen Musikern aus und um Roskilde: Nils Christensen (drums, voc), Lennart Larsen (voc, harmonica), Steen Dahl Pedersen (bass, keys, voc), Jan Andersen (giuitar, mandolin, voc) gehören seit 40 oder gar 50 Jahren zur Rockmusik-Szene in Roskilde, haben viele Jahre in verschiedensten Bands der Dänischen Rockszene gewirkt. Nur Simon Andersen ist als Youngster der Band erst Anfang vierzig. Die Band versteht sich als Live-Band, und erst nach 10 Jahren ist dies hier ihr Debüt-Album. Alltagsgeschichten, musikalisch sauber dargeboten, mit viel Spielwitz, absolutem Understatement und solidem handwerklichem Können. Fast alle Titel sind von den Musikern selbst geschrieben. Diese Musiker müssen sich selbst und Anderen gar nichts mehr beweisen. Man kann sich gut vorstellen, dass die Live-Gigs der Band ein großes Vergnügen sind.  MC

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Pete Alderton – Mistery Lady.   vic

Dies ist eine nicht ganz untypische Singer-Songwriter Scheibe mit Blues-Einschlag auf der Pete Alderton (Gitarre und -Gesang) mit Unterstützung von Markus Menzel (2. Stimme, Bass, Gitarren, Drums, auf dem Cover nicht erwähnt) 11 Songs, dabei in paar Klassiker (House of the Rising Sun, I would rather go Blind etc.) spielt. 

Während mir seine eigenen Songs gut gefallen, finde ich seine Interpretationen der Klassiker nicht alle  überzeugend, auch wenn alles sauber gespielt und gesungen ist.

Das ist aber auch Geschmackssache. Was den Gesamteindruck aber nicht schmälert.

Für Freunde dieses Genres wird die Scheibe ein Genuss sein.

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www.ub-comm.de

Songs über Verrat und Vergebung, Hoffnung und Corona

Auf seinem 7. Album singt der Liedermacher über Niedertracht Trennung, Trauer, Enttäuschung bis zu leiser Hoffnung. Eine Melancholie, die sich mit dem Höerer verbindet. Hörer verbindet, ihn einzufangen sucht. Und wer Melancholie kennt, weiß, dass sie ein Werkzeug, eine Hilfe sein kann, sich wieder aufzuraffen, sich selbst an eigenen Haaren aus dem Loch zu ziehen.

Mit dabei sind einige Ohrwürmer.Begleitet von zarten Instrumenten und der Stimme von Nora Beisel wird das Album zu einem angenehmen Auftauchen und Erkennen, dass die Sonne scheint. 

Mit dabei sind einige Super-Ohrwürmer. h

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Buch mit Magie und Musik und einfach allem

Gesehen haben Gilbert sicher schon viele von uns – bei einem historischen Jahrmarkt, aus der Straße, im Fernsehen; sein Gesicht ist bekannt, der Name dazu schon weniger, und seine Geschichte? Die Geschichte wird nun erzählt im Buch des Bonner Volkskundlers Michael Faber, dazu gibt es viele Bilder aus Gilberts Leben und aus der europäische Gauklerszene.Einer Welt wie aus einer anderen Zeit – wirklich, wenn Gilbert von der Pariser Szene der Straßenartisten vor dem Centre Pompidou berichtet, glaubt man sich in der Welt aus dem unvergleichlichen Film „Kinder des Olymp“.Dabei hat sein Leben armselig begonnen, nichts konnte darauf hinweisen, dass er es zu internationalem Ruhm bringen würde In Brüssel als uneheliches Kind (in den 50er Jahren noch eine arge Schande), der Vater hat sich nie um ihn gekümmert, der Stiefvater misshandelte den Jungen – also brannte der immer wieder durch, wurde eingefangen, zurückgebracht, schaffte es mit 13 aber nach Paris und ging zu den Gauklern Der Rest ist Geschichte, Gilbert brillierte mit immer neuen Künsten und wurde der, als den wir ihn heute kennen. Eine Menge Musik gibt es übrigens auch im Buch, und Gilbert, ganz der Gaukler aus dem Bilderbuch, führt ein Akkordeon vor, das ganz von selbst spielt.

Michael H. Faber: Gilbert: Mein Lied von der Straße. Das Leben eines Gauklers, 89 S. mit vielen Fotos, 24,80  Selbstverlag des Autors, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (GH)

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Neues Buch von Thommie Bayer

Ein neuer Roman von Thommie Bayer ist immer eine Freude – es geht um Freundschaft und um Musik, und die Hauptpersonen übernehmen interessante Reise und erzählen uns, wo sie unterwegs was essen und trinken. Die Musik ist in diesem Fall vielfältig, gleich zu Anfang wird aus „The Parting Glass“ zitiert, später kommt Adriano Celentano dazu, mit seiner unübertrefflichen Ballade „Il ragazzo della Via Gluck“ – der Sänger im Roman erinnert sich leider nicht an Camillo Felgens (ihr wisst schon, der von Radio Luxemburg) Version „Der Junge aus der Via Gluck“, sondern zitiert eine viel spätere und so doofe, dass wir sie hier nicht nennen wollen, lieber empfehlen wir noch eine englische, die des Iren Joe Dolan, sie heißt „Tar and cement“. Zurück zum Roman. Was soll man sagen? Der ist gute Thommie-Bayer-Qualität. Zwei Freunde machen sich auf die Suche nach dem Dritten im Bunde, aus Angst, der unerwartete Tod seiner Frau könnte ihn zu unüberlegten Panikhandlungen hinreißen. Sie verfolgen seine Spur bis nach Italien und wieder zurück nach Wien, wo der Einsatz ein für alle überraschendes Ende nimmt. Alles ein bisschen traurig, ein bisschen fröhlich, immer spannend und einfach ein Lesegenuss.

Thommie Bayer: Einer fehlt, Piper, 176 S., 24,-- www. https://www.thommie-bayer.de/ (GH)

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Roman mit Posie

„Südfall“ heißt das Buch, auf dem Cover ist unverkennbar eine Hallig zu sehen.

Das Herz des Halligfans schlägt höher, und dann kommt der Frust. Die Handlung geht auf Südfall los, verlagert sich aber schon auf S. 23 aufs Festland und kehrt auf keine Insel mehr zurück. Nun empört das Buch wegzulegen, ist aber keine Lösung, abgesehen vom irreführenden Titel ist es nämlich ganz wunderbar, poetisch, spannend. Sommer 1944, Dave Milton, ein englischer Flieger, wird über der Nordsee abgeschossen und kann sich nach Südfall retten. Soll er sich stellen und in Kriegsgefangenschaft geraten, oder soll er versuchen, sich nach Dänemark durchzuschlagen, wo es vielleicht eine Möglichkeit zur Überfahrt nach England geben könnte?

Keine Frage für Dave, und eine Halligbewohnerin hilft ihm weiter. Er ist auf seiner ganzen Wanderung auf Hilfe angewiesen, und immer wieder geraten die Menschen, denen er begegnet, in Zwiespalt: Sollen sie helfen (und sich und ihre Familien in Gefahr bringen), sollen sie ihn verraten? Daves Wanderung gerät zwischendurch in den Hintergrund, es geht um diese Menschen, die zur Entscheidung gezwungen sind und sich und ihr Leben sozusagen im Spiegel sehen müssen. Dabei entwickelt sich eine zeitweise fast unerträgliche Spannung, bis zum überraschenden Ende.

Wunderbar ist auch die Beschreibung der Stadt Husum, wo Dave sich einige Tage versteckt – und zwischendurch werden Gedichte gelesen, z.B. von William Butler Years (passt, so wie der sich an die Nazis rangewanzt hat) und Klaus Groth, beides in hochdeutscher Übersetzung.

Florian Knöppler: Südfall, 243 S., 24,--, www.pendragon.de (GH)

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Kaffeehausbuch

Kaffeehäuser, um 1900, wer möchte keine Zeitreise dahin machen?

#Die LiteratInnen sitzen da rum  und intrigieren, und wer nicht dazu gehört, redet von Café Größenwahn, und von dreien davon handelt dieses schöne Buch. Wobei, nichts ist perfekt und einiges hier ärgert, das mal zuerst.

Natürlich fehlt immer irgendwer, aber ausgerechnet eine Kaffeehausgröße wie Roda Roda nicht zu zitieren – dabei wird er ja sogar beschrieben, wie er in roter Weste beim Schach sitzt, nur sein Name wird nicht erwähnt. Er gehörte zur Liebhaberschar der göttlichen und heute noch von vielen heiß verehrten Adele Sandrock, die im Buch eine große Rolle spielt, bei den biographischen Notizen am Ende kommt sie allerdings nicht vor, die sind fast ausschließlich Männern vorbehalten (20:4).

Wir wollen nicht gleich Sexismus unterstellen, aber auch ein Kapitel gibt zu denken, wo es um die Frau des Verlegers Korfiz Holm geht. So wird sie nämlich konsequent genannt, die „Frau von Korfiz Holm.“ Sie hatte einen Namen, der leicht zu ergoogeln ist (Augusta Zimmermann, genannt Annie).

Leicht zu ergoogeln sind auch die Namen der Inuit, die am 6. April 1909 zusammen mit Matthew Henson und Robert F. Peary den Nordpol erreichen. Da auch die im Buch verschwiegen werden, liefern wir sie hier nach: Iggiánguak, Siglduk, Odák und Uvkuják (das hat nichts mit den Kaffeehäusern  zu tun, aber es wird nun mal im Buch erwähnt und es wirkt doch arg eurozentristisch, nur die Namen der Herrenmenschen zu nennen).

Von solchen Peinlichkeiten abgesehen aber ist es ein wunderbares Buch.

Die Kaffeehausatmosphäre der vorvorigen Jahrhundertwende wird lebendig, wir erleben sie in Wien, Berlin und München.

Wer geht hin, was wird konsumiert, wer intrigiert gegen wen, wer schleppt wen ab, welche Literatur entsteht, und immer wieder staunen wir über Bekanntes, Lieder, die wir heute noch kennen und die erstmals im aktuellen Café Größenwahn vorgetragen wurden.

Erich Mühsams Lied vom Lampenputzer ist da nur ein Beispiel. Wer hätte nicht gern so ein Kaffeehaus in der Nähe … aber wir sind nun mal zu spät geboren und müssen uns mit diesem wunderbaren Buch trösten.

Dirk Liesemer: Café Größenwahn, 1890 – 1915. Als in den Kaffeehäusern die Welt neu erfunden wurde. Hoffmann & Campe, 384 S., 25,-- www.hoffmann-und-campe.de (GH)

Der Unterton: Roman  h

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Der Unterton

Thomas Niedzwetzki

Roman

Grünberg-Verlag

www.der-unterton.de

Es ist zum Heulen, wenn ich das alles wieder nacherlebe. War ja nur ein Westler, der zu den Folkies immer rübertourte, Noten und das Folkmagazin mitbrachte, weil das so tolle Menschen sind. Genauso wie bei uns.

Die Situationen – keine Karten – reingeschleust von Folkies, die extra FDJ-Hemd anzogen und die Kasse oder Kontrolle übernahmen.

Der Thomas, der das Buch geschrieben hat, ist einer von uns. Schreibt genauso, wie wir denken. Ob nun Rocker, Folkie oder so, ist noch immer recht deckungsgleich.

Ja sie waren ganz schön in der Zwickmühle. Einerseits Freiheit, Protest, illegale Kontakte, stachelige widerborstige Raben, andererseits hellwach, schlitzohrig gegen die Grünen, die Anpasser, die Falschredner, die Ledermäntel.

Haben wir heute alles auf höherer Ebene.

Sie waren die mit dem stillen Schrei, dem Unterton, den Kennzeichen, gierig auf jeden freie Wort, hellhörig auf  jedes wahrsagende Lied.

Flach oben: „Erich, geh fort und schau dass bess’res Wetter wird.“

Und leise dann: Lieder von Flucht, von Trennung, von neuem Leben.  Von Freunden fast jeder und jede stille Revolutionäre. Und das nur, weil Aufopfern selten was bringt. Und es waren und sind nicht nur die Jungs. Da sind auch Mädels, zu denen jeder aufblicken kann, die durch Dick und Dünn gehen. Die Wende bringt alles ins Wanken. Und die Stasi gehört auch dazu. Mit Verhören und Gemeinheiten. Mit Trotz und Widerstand.

Das Buch ist locker geschrieben – vom Wehrdienst bis zur Wende, musikbegeistert und mit großer Freundschaft. Sehr zu empfehlen

Jo lebt das Leben eines Rockmusikers und fühlt sich wohl in seiner dörflichen Idylle, im Norden der DDR. Ben hingegen scheitert als Sohn eines Chefarztes früh an den Erwartungen seiner Familie. Beim Wehrdienst lernen sich beide kennen und gehen später als beste Freunde gemeinsam zum Studium in die Großstadt. Hier erleben sie, wie im Wendesommer 1989 die vertraute Welt ihrer Kindheit und Jugend untergeht. Und während sich Jo auf die amerikanische Gaststudentin Deborah einlässt, wird Ben von einer dunklen Vergangenheit eingeholt. Ein spannend erzählter Roman über eine Freundschaft und ein Stück Zeitgeschichte eines historisch einmaligen Umbruchs.

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Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?

Jostein Garder hat einen langen Brief an seine Enkelkinder geschrieben, in dem er ihnen von dem Wunder des Lebens erzählt. Er hat sich über die Jahrzehnte das Staunen darüber, dass es uns gibt und was uns umgibt, bewahrt und möchte dieses, gepaart mit einer Warnung, an die nachfolgenden Generationen weitergeben.

Die Kapitel sind mit einem Thema überschrieben: Eine Zauberwelt, Marienkäfer, Parapsychologie, Die Erdkugel, Geologische Zeit und so weiter.

Es ist kleines Buch, das sehr viel enthält und der Gedanke auf diese Weise, seinen Kindern und Kindeskinder Wissen zu hinterlassen, gefällt mir sehr. Allerdings habe ich auch etwas zu bemängeln und das hat nichts damit zu tun, dass ich so einiges komplett anders sehe, als Jostein Garder, sondern mit dem Ton. Schon in früheren Werken des Autors, wie etwa in Noras Welt, ist mir eine Art Predigtton aufgefallen, den ich nicht mag.

Trotz allem, ein Büchlein, das viel Wissen enthält und sich gut lesen lässt.

Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt? Ein Lebensphilosophie Autor: Jostein Garder Übersetzerin: Gabriele Haefs Verlag: Hanser ISBN: 978-3-446-27714-4 Preis: 22,50 €  (Kabra)

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Sean ist Anfang zwanzig, wurde im Arbeiterviertel von Belfast geboren und hangelt sich von Aushilfsjob zu Aushilfsjob von Party zu Party. Die meisten seines Alters sind so unterwegs. Es herrscht Wirtschaftskrise und so mit Arbeitslosigkeit. Obwohl er im selben Viertel wie seine Freunde Ryan, Mairead und Finn geboren wurde und ein ähnliches Leben lebt, steht er irgendwie abseits. Denn im Grunde erwartet er besseres von sich Close to Home von Michael Magee, da er im Gegensatz zu den anderen auf der Universität war. Seinen Wunsch Autor zu werden, hat er fast vergessen, bis er eines Tages jemanden bei einer Prügelei schwer verletzt und vor Gericht landet. Plötzlich sieht er sich durch die Augen des Richters und das Bild passt mit seiner Selbstwahrnehmung nicht überein. Er kommt ins Nachdenken und nach und nach verändert sich sein Leben.

Michael Magees Debütroman hat es in sich. Es ist nicht nur der harte Weg, den Sean zu sich selbst zurücklegt, es ist das Trauma der Troubles, dass wie eine Wolke über der Stadt, über Nordirland hängt. Fast alle der älteren Generation in Seans Viertel wissen um die Zeit. Michael Magee beschreibt nicht, wie es war, er lässt seine Personen zu Wort kommen. Seans Mutter etwa, die immer noch Panikattacken hat. Es ist ein starkes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Close to Home Autor: Michael Magee ISBN: 978-3-8479-0147-1 Übersetzer: Hannes Meyer Verlag: Eichborn- Rez: Karin Braun 

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Sean ist Anfang zwanzig, wurde im Arbeiterviertel von Belfast geboren und hangelt sich von Aushilfsjob zu Aushilfsjob von Party zu Party. Die meisten seines Alters sind so unterwegs. Es herrscht Wirtschaftskrise und so mit Arbeitslosigkeit. Obwohl er im selben Viertel wie seine Freunde Ryan, Mairead und Finn geboren wurde und ein ähnliches Leben lebt, steht er irgendwie abseits. Denn im Grunde erwartet er besseres von sich Close to Home von Michael Magee, da er im Gegensatz zu den anderen auf der Universität war. Seinen Wunsch Autor zu werden, hat er fast vergessen, bis er eines Tages jemanden bei einer Prügelei schwer verletzt und vor Gericht landet. Plötzlich sieht er sich durch die Augen des Richters und das Bild passt mit seiner Selbstwahrnehmung nicht überein. Er kommt ins Nachdenken und nach und nach verändert sich sein Leben.

Michael Magees Debütroman hat es in sich. Es ist nicht nur der harte Weg, den Sean zu sich selbst zurücklegt, es ist das Trauma der Troubles, dass wie eine Wolke über der Stadt, über Nordirland hängt. Fast alle der älteren Generation in Seans Viertel wissen um die Zeit. Michael Magee beschreibt nicht, wie es war, er lässt seine Personen zu Wort kommen. Seans Mutter etwa, die immer noch Panikattacken hat. Es ist ein starkes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Close to Home Autor: Michael Magee ISBN: 978-3-8479-0147-1 Übersetzer: Hannes Meyer Verlag: Eichborn- Rez: Karin Braun 

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Buch der Kollegin

Karin Braun, in FM-Kreisen als Rezensentin bestens bekannt, hat nach einem Band mit Erzählungen (FM berichtete) nun einen dicken Roman vorgelegt. Der Titel verrät schon einiges: „Tore und Wölfe: Isa.“ Es wird mindestens noch einen Band geben, in dem es auch um Tore und Wölfe geht, aber Isa offenbar nicht die Hauptrolle spielt. Wunderbar, aber erst mal muss dieser gelesen sein. Die Tore, von denen die Rede ist, führen in eine andere Welt, in der Isa geboren ist. Das aber erfährt sie erst, als die Handlung so richtig einsetzt. Isa lernt also diese andere Welt kennen, in der so einiges anders ist als in der, in der sie bisher war (nämlich der, die wir heute so kennen). Den meisten Menschen ist es nicht gegeben, einfach von einer Welt in die andere wechseln zu können, zumal die Tore streng bewacht werden. Aber einige schaffen es trotzdem, und zwar genau die, die in der anderen Welt nicht erwünscht sind, Leute von der Sorte, die die hiesige Welt schon fast zugrundegerichtet haben und nun versuchen wollen, auch die andere auszubeuten. Und danach? Da Karin Braun ihr Weltensystem am Konzept der alten nordischen Religion orientiert, können wir mit sieben Welten rechnen. Und mit sieben Romanen? Schöne Aussichten. Es geht in diesem darum, wie sich die BewohnerInnen der anderen Welt gegen die Invasion der Gierschlünde zu wehren versuchen, und einen Vorteil haben sie: Sie sind Werwesen und können andere Gestalten annehmen, und damit wären wir bei den Wölfen des Titels. Alles sehr spannend erzählt und mit so viel Sachkenntnis angereichert, dass es auch als Einführung in die nordische Mythologie dienen kann. Karin Braun: Tore und Wölfe: Isa, Tredition, 328 S., 15,-- https://kabras-crossroads.de/ (GH)

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Regionalkrimi

Die Überschrift trügt ein bisschen, eigentlich ist es gar kein Krimi, auch wenn „Kriminalroman“ draufsteht, und ganz Österreich ist auch mehr als eine Region, aber egal. Es ist jedenfalls, wie von Gudrun Lerchbaum (hier ja schon oft heiß empfohlen, zuletzt im FM 360) nicht anders zu erwarten, umwerfend spannend, und ja, es gibt Tote, sogar einen Mord, der der Hauptperson in die Schuhe geschoben werden soll. Sie war es nicht, aber das wissen wir die ganze Zeit, hier wird also keine Pointe verraten. Damit können wir das mit „Krimi“ stehen lassen. Hauptperson ist Maria, so um die 40, klassische graue Maus, die nach einer gescheiterten Ehe in einem Dorf ihre kranke Mutter pflegt. Die Mutter stirbt, und Maria, die ab und zu im Affekt handelt und danach nicht genau weiß, was passiert ist, hat Angst, ihr könnte der Tod der pflegebedürftigen alten Frau angelastet werden. In ihrer Panik hebt sie alles Geld vom mütterlichen Sparkonto und setzt sich erst mal ab. Was nett anfängt, mit einem weinseligen Abend und einer Nacht mit dem reizenden Kellner Dragan, entwickelt sich rasch zum Albtraum. Die Ersparnisse reichen nicht weit, Maria sucht Arbeit in Branchen, wo nicht nach Zeugnissen oder Ausweisen gefragt wird, in der Gastronomie, in der Altenpflege. Aber die papierlosen Tätigkeiten gehen Hand in Hand mit erbarmungsloser Ausbeutung, wie sie nun erfährt. Immer aber, wenn Maria versucht, sich aus einer scheinbar ausweglosen Lage zu befreien, stellt ihr das Schicksal abermals ein Bein – und so führt ihre Flucht sie einmal quer durch Österreich, und mitten in allem Elend verliebt sie sich dann auch noch. Doch schon taucht ein rachsüchtiger Kärntner auf, der meint, Maria müsse wissen, wo sich seine entlaufene Exfrau versteckt hat. Maria weiß es nicht, und wenn sie es wüsste, würde sie es nicht verraten, und so rasen die Geschehnisse hemmungslos auf das furiose Finale zu. Wirklich ein grandioses Buch, und man lernt nebenbei so einiges über Sprache und Brauch in Österreich. Gudrun Lerchbaum: Zwischen euch verschwinden, Heymon Verlag, 250 S., 16,90, www.heymonverlag.at (GH)

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Buch aus Wales

Ness Owen schreibt auf Walisisch und auf Englisch, und auf Deutsch mehrmals nachgedruckt wurde ihr Gedicht über „Lobsgaws“, den walisischen Eintopf, der mit dem deutschen Eintopf nur den Namen gemeinsam hat. In ihrem neuen Gedichtband wird eine wichtige Zutat zu diesem Eintopf angedichtet, die Kartoffel nämlich, dazu eine herzförmige. Die wahre Heldin in diesem Buch aber ist die Ohrenqualle, auf Englisch viel poetischer: Moon Jellyfish. Die Ohrenqualle kann nicht entscheiden, wohin sie schwimmen will, sie muss sich von der Strömung treiben lassen. Was für die meisten anderen Lebewesen tödlich wäre, ist für sie ein Glück: Die Strömung treibt sie dahin, wo das Meer immer wärmer wird. Ihre natürlichen Feinde können die Meereserwärmung nicht ertragen, niemand tut der Ohrenqualle was, und die winzigen Organismen, von denen sie sich ernährt, finden die neuen Temperaturen ebenfalls wunderbar und schwimmen ihr in den Mund. Schlaraffenland auf Quällisch! Welche Lehre wir daraus ziehen sollen? Das bleibt uns überlassen, wir haben es schließlich mit Lyrik zu tun! Es gibt noch andere Themen, die bedichtet werden, die walisische Sprache und die Vorurteile, die ihr weiterhin entgegengebracht werden (unaussprechlich, veraltet, für nichts zu gebrauchen …) Es gibt fünf Lektionen zum Nein-Sagen, es gibt viel Natur und viel Wales, und so manches Gedicht sollte unbedingt übersetzt und vertont werden. Ness Owen: Moon Jellyfisg can barely swim, Parthian Books, 94 S,10 £, www.parthianbooks.com (GH)

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Buch

Michael Zeller hat seine Fans im Laufe der Jahre mit Romanen zu allerlei Themen beglückt – über den revolutionären deutschen Dichter Karl Follen, über die Malerin Paula Modersohn-Becker, über den Pestheiligen Rochus, und oft kam auch FM-kompatible Musik darin vor. Nun schreibt er über ein Thema, das viele von uns viele Jahre beschäftigt hat: Die CASTOR-Transporte nach Gorleben. Für die Hauptperson des Buches sind Widerstand und Demos allerdings nur Beifang. Carlo Andrich ist ein Stipendium für den Künstlerhof Schreyahn zugesprochen worden. Er darf natürlich nicht einfach vor sich hindichten, sondern muss das Leben der Region in sein Werk einfließen lassen. Also muss er Land und Leute kennenlernen, muss sich mit der Geschichte der wendischen Besiedlung auseinandersetzen, bestaunt Rundlinge und Sprache und weiß nie, ob hannöversch oder hannoversch richtig ist. Er taucht ins Dorfleben ein, erfährt von Auseinandersetzungen und Intrigen, und erlebt, natürlich, einen CASTOR-Transport mit. Umwerfend, wie er die dörflichen Runden schildert, z.B. die abendlichen Treffen im „Krouch“, wie sie eigentlich (mit anderen Namen und anderem regionalen Vokabular) eigentlich in jedem Dorfkrug stattfinden und doch immer wieder neu ist, gewinnt Land und Leute lieb – und endet mit einem Spruch zum Einrahmen: „Die Kunst ist immer einfach. Nur die Zeiten: Sie sind es nirgends und nie.“ Michael Zeller: Wendisches Sommergewitter, Rote Katze Verlag, 103 S, 20,--, www.rotekatzeverlag.de (GH)

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Die Wahrheiten meiner Mutter

Autorin: Vigdis Hjorth

Dreißig Jahre ist es her, dass Johanna in ihrer Heimatstadt Oslo war. Damals hat sie, von einem Tag auf dem anderen, ihre Familie und ihre Ehe verlassen und mit Marc in Utah ein neues Leben begonnen. Dort, endlich frei, von den Erwartungen der Eltern, hat sie endlich ihren Traum gelebt und ist Malerin geworden. Zuerst gibt es noch einen losen Kontakt, doch der bricht irgendwann ab.

Nun ist Johanna wieder in Oslo und bereitet eine Ausstellung vor. Was 30 Jahre im Dunkeln lag kommt mit aller Macht zu Tage. Erinnerungen an die Kindheit. Der autoritäre Vater, die jüngere Schwester, bleiben merkwürdig blass neben der ambivalenten Mutter.

Johanna sehnt sich nach Klärung und traut sich schließlich ihre Mutter anzurufen, doch die weist den Anruf zurück. Besessen von den Wunsch nach Klärung beginnt Johanna ihre Mutter zu stalken. Ihre Gedanken drehen sich fast ausschließlich um den Wunsch, die Mutter noch einmal zu sehen, Erinnerungen aus der Kindheit auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Im Grunde geht es darum Antworten auf Fragen wie: Hast du mich eigentlich geliebt? Warum warst du nicht für mich, als ich versuchte, meinen Weg zu finden? Warum hast du nie darüber gesprochen, was dir auf der Seele lastet?, zu finden. Doch Mutter schweigt.

Vigdis Hjorth hat Johannas Geschichte im Bewusstseinsstrom geschrieben. Manchmal folgt der Leser, die Leserin, Johannas Erinnerungen und Gedanken über Seiten hinweg, manchmal stehen gerade zwei Zeilen auf einer Seite und jedes Wort sitzt. Spannender als jeder Krimi!

Die Wahrheiten meiner Mutter

Autorin: Vigdis Hjorth

Übersetzerin: Gabriele Haefs

Verlag: S. Fischer

ISBN: 978-3-10-397512-3

24,00 €

(Kabra)

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Die Unwürdigen

Autor: Roy Jacobsen

Roy Jacobsen führt uns nach Oslo, zur Zeit der deutschen Besatzung Norwegens. Es ist nicht das Oslo des Wohlstands. Carl, Mona, Olav und die anderen Jugendlichen leben mit ihren Eltern in einer Wohnsiedlung am Rande der Stadt. Keiner ist reich, nicht einmal wohlhabend, und unter dem Regime der Besatzer ist es noch schlimmer, als in Friedenszeiten. Zur Schule gehen Carl und seine Freunde und Freundinnen nur sehr sporadisch, sie sind zu sehr damit beschäftigt mit Diebstahl, Betrug und Schwarzmarktgeschäften ihre Familien zu unterstützen. Und da die Zeiten nun mal schlecht sind, und die Erwachsenen oft genug nicht wissen, wie sie alle satt bekommen sollen, fragen sie auch nicht, woher die Kinder das Geld haben, da sie Muttern so zustecken.

Roy Jacobsen hat mit „Die Unwürdigen“ ein sehr ungewöhnliches Buch über diese Zeit geschrieben. Denn seine Protagonisten sind die Beraubten. Die, denen man ihre Kindheit genommen hat. Ansonsten sind alle da, die Unterdrücker, Ja-Sager, die sich Beuger, die Widerständler und die Denunzianten. Es ist ein sehr besonderes Buch, das ich nur empfehlen kann.

Die Unwürdigen

Autor: Roy Jacobsen

Übersetzer:innen: Andreas Brunstermann & Gabriele Haefs

C. H. Beck Verlag

ISBN 978-3-406-80691-9

Preis: 26,00 €

(Kabra)

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Zwölf Wörter von Oskar Maier

Autor: Levi Henriksen

Der Sänger, Levi Henriksen, macht einen Zwischenstopp in seiner Heimatstadt Kongsvinger. Er will nach Schweden und dort in Ruhe sein neues Album, von dem er meint es wäre sein letztes, zu schreiben. Einen Tag vor der Abreise klingelt das Telefon und eine Frau, dem Klang nach Deutsche, erzählt ihm, dass ihr Vater und seine Mutter einmal ineinander verliebt waren und dass sie gerne das Grab seiner Mutter besuchen würde. Ihr Vater, jener Oskar Maier aus dem Titel, hatte immer wieder behauptet, nur durch sie hätte er Krieg und Gefangenschaft überstanden. Der Sänger zögert, doch letztlich stimmt er zu. Bei dem Treffen erhält er neben einer Rose mit einem seltsamen Namen, einige Briefe, die seine Mutter, Tea, an Oskar geschrieben hat und Fotos aus dieser Zeit. Sie hatten sich vor dem Krieg kennengelernt und wurden durch den Krieg getrennt. Mit dem Lesen der Briefe öffnet sich ein anderer Blick auf die Mutter und bringt so einiges, was er als sicher glaubte, ins Wanken.

Dieses, nicht einmal besonders dicke Buch, vereint so viele Themen in sich. Erste Liebe, der Zufall der eigenen Existenz, die Schrecken des Krieges, wie zuverlässlich sind unsere Erinnerungen, wie mutig wäre man in der Besatzungszeit gewesen? Levi Henriksen weiß, wie kaum ein Zweiter, all diese Themen mit Leichtigkeit zu verbinden.

Unbedingte Leseempfehlung!

Zwölf Wörter von Oskar Maier

Autor: Levi Henriksen

Übersetzerin: Gabriele Haefs

Nachdichtung der Liedtexte: Peter Braukmann

Alfred Kröner Verlag

ISBN 978-3-520-62801-5

Preis: 25,00 €

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Buch mit FM-Bezug

Wobei der Bezug persönlich ist, nicht inhaltlich. Karin Braun ist ja als Rezensentin bekannt, aber das ist eine Nebenbeschäftigung. Vor allem schreibt sie, und sozusagen im Vorfeld des von der Fangemeinde schon sehnsüchtig erwarteten Romans „Tore“ hat sie einen kleinen Band mit Erzählungen veröffentlicht.

Der Titel klingt dramatisch: „Finale Lebensfragen“, aber es geht nicht immer dramatisch zu in den Geschichten. Wenngleich, Titel wie „Lakritz“ oder „Piratenliebe“ zeigen doch, wo es lang geht.

Bei einigen Geschichten gibt es ein wunderbares Wiedersehen, wie in der Punkstory „Die kotzenden Kobolde“, andere sind den meisten von uns wohl neu, wie „Das Weihnachtskind“.

Stichwort. Nur noch knapp über drei Monate bis zum Fest, also schon mal Geschenke horten. Dieses Buch ist dafür ideal.

Karin Braun: Finale Lebensfragen, Tredition, 100 S., 9,50 (GH)

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Norwegische Sagenwelt

Eine Gruppe von Menschen wartet auf das Morgengrauen, und um die Nacht herumzubringen, erzählen sie reihum Geschichten – eine „Urszene der Literatur“, wie die Herausgeberin und Übersetzerin Dörte Giebel in ihrem Nachwort schreibt.

Wir kennen die Szene aus Wilhelm Hauffs „Wirtshaus im Spessart“. Ganz so dramatisch geht es in diesem Buch allerdings nicht zu. Schauplatz ist Nordnorwegen vor etwa hundertfünfzig Jahren. Die besagten Menschen machen sich auf, um Angelikawurz zu sammeln, ein Kraut, das als Gewürz, Leckerei und Arznei hoch im Kurs steht (und übrigens auch als Tabakersatz, wie ein alter Mann kichernd bemerkt).

Ehe sie sich am Lagerfeuer niederlassen, sehen sie in der Ferne einige winzige Torfhütten, und auf die Frage: „Wer wohnt da eigentlich?“, kann jemand antworten: „Der Bären-Jørn“.

Nun ist klar, dass erzählt werden muss, wie Jørn zu diesem Beinamen kam, und so gibt ein Wort das andere, die Erzählungen werden immer phantastischer, es wimmelt nur so von Wiedergängern, Zauberkünsten und Unterirdischen, bei denen man nie weiß, ob sie den Menschen Gutes oder Böses wollen, die Menschen aber zu gern mit süßer Musik in ihre Berge locken, was zu der Frage führt, ob sich Trolle und andere Unterirdische für technische Neuerungen interessieren und demnächst in Motorbooten auf dem Fjord ihr Unwesen treiben werden.

Verstorbene Bräutigame rächen sich, wenn die Braut keine ewige Treue hält, und verschollene Fischer ersinnen noch im Tod Möglichkeiten, um gefunden zu werden, da sie doch in geweihter Erde bestattet werden wollen. Die Toten können sich aber auch irren und aus Versehen den Falschen verfolgen - das Leben im Diesseits wie im Jenseits ist voller Unwägbarkeiten, und wer gute Unterhaltung sucht, oder Stoff, um selbst mal wieder eine Ballade zu dichten, ist mit diesem Buch perfekt bedient.

Die norwegische Autorin Regine Normann (1867 – 1931) ist in ihrer Heimat eine von den Großen, hierzulande aber muss sie noch entdeckt werden. Dieser kleine Band mit phantastischen Erzählungen könnte und sollte ihr dabei helfen. Das „Kabinett der phantastischen Geschichten“ des Verlag JMB ist übrigens eine Fundgrube gerade für Autorinnen, die dringend (wieder)entdeckt werden sollten.

Regine Normann: Die Angelika-Wanderung, Sagen und Erzählungen, Broschur, jmb-Verlag, , 80 S., 9 €, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Dörte Giebel

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Buch mit Musik

Die Edition Nautilus ist seit Jahrzehnten einer der absolut interessantesten deutschsprachigen Verlage, und nun hat eine der Verlagsgründerinnen ein Buch über dessen Geschichte geschrieben. Hochinteressant, nicht streng chronologisch, sondern eher assoziativ und mit vielen Zeitsprüngen (das ist wunderbar, um in stressigen Zeiten immer nur ein Stück zu lesen, man verliert doch nie den Faden), so schildert sie mehr als vier Jahrzehnte Verlegerei. In die sie, mit ihren Verlagsgenossen Lutz Schulenberg und Pierre Galissaires – beide inzwischen verstorben und sehr vermisst – eher durch Zufall geraten sind. „Denn eigentlich sollte die Revolution gemacht werden und nicht Lektorat“, wie es hinten auf dem Buch steht. Aus der Revolution wurde bisher nichts, dafür sind viele, viele Bücher erschienen (eine Liste ist hinten im Buch vorhanden).

„Arbeitet nie!“, diese Losung der frühen Situationisten machten sie sich zu eigen, indem sie so ungefähr rund um die Uhr schufteten, um diese Bücher herzustellen. Es begann damit (noch ein Zitat): „die zwölf Ausgaben der Situationistischen Internationale aus dem Französischen zu übersetzen, zu publizieren und darüber zu debattieren, zu streiten, uns begeistern zu lassen“. Wie es weiterging, lest selbst.

Es ist nicht nur Idylle und Solidarität, was Hanna Mittelstädt da schildert, das Mackertum in dieser Szene wird gestreift, wir sehen aber auch Berührungen mit Bewegungen, die die Geschichte der letzten Jahrzehnte geprägt haben, Frauenbewegung, Schwulenbewegung, Anti-AKW und und und, und ab ca. 1990 machen sich solche Berührungen auch im Verlagsprogramm bemerkbar.

Für das FM ist natürlich wichtig, wie viel Musik in Nautilus-Zusammenhängen vorkommt.

Franz Dobler hat dort publiziert, es gab Bücher von Charlie Mingus und Billie Holiday, oder Astrid Schmedas wegweisende Biographie über die uns hier vor allem als Liederschreiberin bekannte Komponistin Fannie Mendelssohn.

Und dass Hanna Mittelstädt sich bei Lesungen gern von dem phantastischen Gitarristen HF Coltello begleiten lässt, sagt doch auch schon genug!

Hanna Mittelstädt: Arbeitet nie! Die Erfindung eines anderen Lebens, Edition Nautilus, 346 S, 28,-- www-edition-nautilus.de (GH)

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De Drachtenlüüd

Schleswig-Holsteinischer Heimatbund SHHB

Zeitschrift A5 mehrmals im Jahr

heimatbund.de

Traditionelles Feiern um den Maibaum

Stärkung der Gemeinschaft

Bedeutung und Symbole am Maibaum

Wenn die Mutter mit der Tochter Tracht trägt

Heimat ist eine Einladung

Grömitz feierte ein Mitmachtanzfest

Flashmob mit Volkstanz in Blankenese

Vorstellung von Einladungen zu Jubiläen und Festen

Vorstellung von Gruppen mit Fotos

Bericht von deutschen Trachtenfest

Terminliste und Verantwortliche

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Der Sessiontrainer

Unglaublich praktisch,

Eine Anleitung fürs gemeinsame Jammen, ür Sessions, für Mucken.

Blues, Jazz, Soul & More..

Incl. MP3-Files fürs Downloaden

Oliver Kraus

www.fingerprint-verlag.de

Spontan arrangieren, sofortige einfache Bluesbegleitung mit den wichtigsten Fingersätzen, Achteltriolen, Solobegleitungen Abwechsel, Solieren – Dann YouTube-Session mit Eric Clapton und schwierigeren Griffen  und Jazzstandard-Style, Auf dem Trainingsplatz dann: Rhythmisch und tonal variieren, Licks und dann spezieller. Wenn Du das durcharbeitest, dann geht es ran ans Bluesen, ans Jazzen und sogar Lieder, Folkmusik kannst Du untermalen. Ein Workshop, ein Arbeitsheft für Leutchen, die wirklich einen Crash für ihre eigene Musik brauchen und wollen.

Das Ukulele-Ding 1 - 200 Lieder & Songs - Das Original - Noten Singstimme, Ukulele.    shopping-1.jpeg

DAS UKULELE DING  mit 200 Liedern & Songs.  Englische und deutsche Lieder & Schlager & Evergreens mit Ukulelegriffen und Texten, dazu dann mal ein spanisches und ein kölsches LIed. Die Melodien werden sind den Spielern bekannt oder werden nach dem Internet eingeübt.

Es ist gemacht nach dem bewährten Vorbild vom Kultliederbuch "Das Ding".Jeder kann ein von ihm gewünschtes Lied leicht als Begleitung zum Gesang mit der Ukulele spielen.

Es sind Lieder von Presley, John Denver, Bruce Springsteen, Bob Dylan, Deep Purple, Simon & Garfunkel, den Beatles, den Beach-Boys, Marius Müller-Westernhagen, Harry Belafonte, Neil Diamond, Spider Murphy Gang, Cat Stevens, den Ärzten, Abba, ACDC, Nena, Pink Floyd, Reinhard Mey und vielen anderen.

Damit sind viele gute und auch kritische Texte dabei. (Deutsche Übersetzungen sind ebenso meist im Internet zu finden)

So kann sich jeder Ukulelespieler, der gern singt, ein Repertoire erspielen, mit Liedern, die weit bekannt sind. 

Das ist ein Ansatz, der bei den meisten Lehrbüchern und gerade Ukulelebüchern nicht so griffig gebracht wird.

Deshalb ist neben dem "Ding" das "Ukulele Ding" besonders zu empfehlen für die, die Schlager lieben.  h

Das Schweigen in mir von AlAmmar, Layla | Buch | Zustand sehr gut - Bild 1 von 1

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Hörbuch: Das Schweigen in mir - von Layla AlAmmar

Eigentlich kein Buch für das FM, aber nun wurde es zur Rezension geschickt, und da soll es auch erwähnt werden.

Und empfohlen!

Es ist das Hörbuch zu dem Roman Das Schweigen in mir, übersetzt von Yasemin Dinçer.

Der Roman erzählt die Geschichte einer syrischen Journalistin, die vor dem Krieg nach Europa geflohen ist. Sie will eigentlich nur ihre Ruhe haben, am Fenster sitzen, das Leben der anderen beobachten und versuchen, mit ihren Kriegserlebnissen zurande zu kommen. Aber es kann die Beste nicht in Frieden leben, wir wissen das ja. Rassistische Übergriffe und fremdenfeindliche Aktionen zwingen sie schließlich dazu, ihre Stimme zu erheben. Und das tut sie, nachdrücklich, aber voller Poesie und mit bildreicher Sprache.

Vorgelesen wird der Roman von Katja Donowski. Layla AlAmmar: Das Schweigen in mir, GoyaLit, aus dem Haus Jumbo, www.jumbo-medien.de (GH)

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Buch übers Wasser

Das Wasser wurde und wird viel besungen und nimmt in den Liedern vielerlei Gestalt an, Wasser ist zum Waschen da, man kann es sogar trinken., auch zum Zähneputzen kann man es benutzen … Noch, da wir ja gerade munter dabei sind, dieses unersetzliche Elixier zu immer zu versauen. Kein Wunder also, dass wir jetzt ein wunderbares Buch zum Thema haben.45 in der GEDOK (Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfördernden) engagierte Autorinnen stellen in diesem Band Texte zum Thema Wasser vor. Und wie immer bei solchen Sammlungen wechselt die Reaktion der Leserin zwischen „wunderbar, von dieser Autorin will ich gleich viel mehr lesen“ und „grauenhaft banale Bilder, konnten die wirklich nichts Erträglicheres finden?“, wobei die erste Reaktion absolut überwiegt. Wir finden Vielzahl von Texttypen vertreten, Gedichte, mit und ohne Reime, essayhafte Überlegungen, humoristische Geschichten, eine Kriminalerzählung, ein moderner Schimmelreiter (ohne Schimmel), um nur einige Rosinen herauszupicken. Das Wasser erscheint als Bedrohung, als Wohltat, als Hilfe, als Möglichkeit, als Wohnraum. Wir finden Texte über Meere, Seen, Flüsse, Nebel (wobei der Rhein absolut mit Erwähnungen an der Spitze liegt, während keine die Weser bedichtet), über Wasser in Flaschen und als Tropfen, und natürlich über Wasser als Regen. Interessant, wie alte Mythen fortleben, Undine ist gleich mehrmals da, seltsamerweise tauchen die zwei Königskinder, bei denen das Wasser viel zu tief war, nur einmal auf. Die Geräusche des Wassers inspirieren immer wieder Komponist:innen, und deren Werke nun wieder die Dichterinnen; Debussys „La Mer“, bei dem er die Menschen sozusagen aus dem Klangbild verbannt hatte, wird von Marion Hinz zu den Menschen zurückgeholt: „die uralte Mär vom friedlichen Meer“. Kompositionen von Hanns Eisler werden bedichtet, und sogar die Antike ist vertreten. Hier die ersten beiden Zeilen aus meinem Lieblingsgedicht, das, wie viele andere in diesem wunderbaren Buch, nach einer Vertonung geradezu schreit: „Wir sind die Kinder des Glücks, wir leben am Ufer des Styx.“ (Sibylle Hoffmann). Es sind Texte zum Hineinversenken, zum Träumen, zum Weiterdichten und manchmal auch zum Ärgern. Eine perfekte Mischung!

GEDOK (Hrsg.): Wir sprechen vom Wasser. Gedichte und Geschichten. Projekt Verlag, Bochum/Freiburg, ISBN 978-3-89733 – 575 -2, 18,50. (GH)

GEDOK (Hrsg.): Wir sprechen vom Wasser. Gedichte und Geschichten. Projekt Verlag, Bochum/Freiburg, ISBN 978-3-89733 – 575 -2, 18,50

Sápmi, genauer gesagt, der Teil, der zum Königreich Schweden gehört. Die neunjährige Elsa wird Zeugin, wie ein Schwede ihr geliebtes Rentierkalb umbringt – und er bedroht sie dann auch gleich: „Wenn du mich verrätst, bring ich dich und deine Familie um.“ Elsa verrät ihn nicht, hat aber fast zwei Jahrzehnte mit diesem Erlebnis zu kämpfen. Es ist kein Einzelfall, nur werden meistens die Täter nicht ermittelt, die Polizei findet Rentierwilderei nicht wichtig, zu viele Polizisten kommen selbst aus der Gegend und verachten die „Lappen“, wie manche immer noch ganz offen sagen. Erst ein junger Kommissar aus dem Süden sieht das anders … Die Sami im Buch kämpfen vor dem Hintergrund von heraufziehender Klimakatastrophe, der jetzt wieder forcierten Suche nach Bodenschätzen auf Rentiergrund und schwedischem Rassismus um ihre Existenz, doch die samische Autorin Ann-Helén Lästadius zeichnet durchaus kein idyllisches Bild ihrer Landsleute: Die Vorstellung, im Grunde etwas Besseres zu ein als die schwedische Bevölkerung der Gegend prägt ihr Verhalten, wer in eine samische Sippe einheiratet, wird immer „fremd“ bleiben, egal wie sehr sie sich integrieren (Beispiel: Elsas Mutter), und die Rollenvorstellungen scheinen aus Stein gemeißelt.

Nur Jungen können die Rentierherde der Eltern übernehmen und bei den Entscheidungen des samischen Dorfrates mit abstimmen, und die vielfach pietistisch geprägten Kirchengemeinden wollen keine weiblichen Geistlichen.

Doch es gibt Ausnahmen: eine junge Pastorin, die eine Pfarrstelle erhält und eine im Buch wichtige Beerdigung leitet, und Elsa eben. Elsa, die schon mit neun weiß, dass sie später Rentierhalterin werden wird, die immer wieder eine Joik anstimmt (denn es wird gejoikt in diesem Buch), und die am Ende dem Wilderer in einem absolut überraschenden Showdown gegenübertritt. – Der Spätwinter 2023 ist der perfekte Zeitpunkt, um diesen aufregenden Roman zu lesen. In Norwegen werden demonstrierende Sami von der Polizei weggeschleift, obwohl das norwegische höchste Gericht ihnen recht gegeben hat. Die norwegische Regierung schickt die Polizei, und in den sozialen Medien häufen sich die hasserfüllten rassistischen Kommentare.

Ann-Helén Lästadius: Das Leuchten der Rentiere, Hoffmann & Campe, 447 S, 25,--, übersetzt von Maike Barth und Dagmar Mißfeldt, https://hoffmann-und-campe.de/products/58454-das-leuchten-der-rentiere (GH)

Rainer_Wittkamp.jpg         Wenn ein Buch vom Pendragon Verlag kommt, denken wir natürlich sofort: Krimi! Es gibt natürlich auch die alte Devise: Wenn gemordet wird, ist es ein Krimi. In diesem Buch wird gewaltig gemordet, also soll es bei der Devise bleiben. Man kann es durchaus als Krimi lesen, bis zur total überraschenden Auflösung am Ende. Es geht um den Beruf des Henkers, der, zumindest in der Theorie, wichtig und sogar human ist, befreit er die Volksgemeinschaft doch von Schädlingen und sorgt für die Sicherheit dem betreffenden Staat anvertrauten Menschen. So die Theorie – und wie leicht es ist, diesen grausamen Unsinn jungen Menschen einzureden, zeigt das Buch an zwei Beispielen, Nazideutschland und DDR.

So ganz wohl ist weder dem Staat noch dem Henker bei diesen Argumenten, oder warum ist der Beruf des Henkers nicht angesehen und geehrt, warum werden die Hinrichtungen mitten in der Nacht ausgeführt, warum wird den Angehörigen mitgeteilt, XY sei leider in der Haft an einem Herzversagen gestorben? Die beiden Männer, an deren Beispiel die Geschichte erzählt wird, haben nur selten Zeit, sich mit solchen Gedanken zu beschäftigen, im Grunde wollen sie das auch nicht, zu sehr verlangt das übrige Leben – und das Überleben! – von ihnen Kraft und Aufmerksamkeit.

Spannende Geschichte also, mit starken Milieuschilderungen aus Berlin und zwischen 1930 und 1970 – und einem kleinen Abstecher in den Spanischen Bürgerkrieg, wo der dritte Henker im Buch zeigt, was sich wirklich hinter dem Gerede von „human“ und „Sicherheit für die Volksgemeinschaft“ verbirgt. Musik gibt es übrigens auch, nämlich das Werk des Komponisten Ottmar Gerster, mit dem die Beschäftigung durchaus lohnt (Spoiler: keine unbedingt angenehme Bekanntschaft). Rainer Wittkamp: Mit aller Macht, Pendragon Verlag, 247 S, 18,--, www.pendragon.de GH)

Doppelbock

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 590 Seiten mit Liedern = € 10 - Wo gibt es so etwas?    www.bockbuecher.de

Es ist ein bündisches Liederbuch mit vielen, vielen neuen Liedern. Die Zahl der Liedermacher, der Liedpoeten, ist in den Bünden gestiegen. Meist abgekoppelt von den Schlagern erlebt "das bündische Lied" einen phönixhaften Aufstieg der bündischen Subkultur. Von den Medien meist verborgen entstehen hier Lieder aus Gruppen, von Fahrten, aus dem Leben, die teils akustische und textliche Leckerbissen sind und inhaltlich viele Schlager in den Schatten stellen. Dazu sogar noch sind die meisten der Lieder gemeinsam zu singen.  Bündische Sänger sind oft poesieverliebt und sprachkompetent. Sie wissen, was sie singen. Und sie finden im Doppelbock Lieder, die sie mögen.

Schade, dass Schüler in Schulen von diesen Liedern meist nicht erfahren. Schade, auch, dass es bei der Lehrer-, der Pädagogenschulung noch keine kompetenten Gremien gibt, die jährlich die schönsten entstandenen Lieder deutscher Sprache wählt, und die besten auf Dauer in die Schulbücher bringt. In den Bünden und so auch bei den Machern des Doppelbocks, die im Hintergrund bleiben und z Z nicht genannt werden wollen, gibt es kompetente Leute, die recht gut wissen, was gute Lieder sind und wie sie von schlechten zu unterscheiden sind. 

Gut, es könnten mehr Lieder in anderen Sprachen dabei sein. Aber deutsche Lieder zu besonderen Gelegenheit gib t es doch zu wenig? Unsere Zuwanderer im Land haben es dringend nötig, deutsch und auch deutsche Lieder zu lernen, aktzeptfrei sprechen zu lernen, um nicht lebenslang diskriminiert zu werden. Ein paar ausländische Jugendliche gibt es ja bei Pfadfindern und im Wandervogel. Aber die Schulbehörden haben den Dreh mit der Sprache, mit den Liedern, mit den Gedichten nicht so klar für sich gepachtet. Vielleicht gibt es ja Ausnahmen? 

Wenn ich unter den Liedern des Doppelbocks ein paar meiner Lieblingslieder finde, die wir im Wandervogel teils auch singen, dann zähle ich hier mal einige auf, auch welchen von Liedermachern der Folkszene: Herbstlied von Eckhard Wenzel - Feinslieb nun ist das Blättgerbraun... / Hannes Wader - Gut wieder hier zu sein - Nun Freunde, lasst es mich einmal sagen / Norwegisch/schwedisches Volkslied - Wer kann segeln ohne Wind? / Lluis Lach + Oss Kröher - Der Pfahl - Katalanische Freiheitslied - Sonnig begann es zu tagen / Fredrik Vahle - Schlaflied für Anne - Schlaf Anne, schlaf nur ein / Französische Trinklied Tourdion - Quand je bois du vin clairet / Mündliche überliefert: Bürgerlied - Ob wir rote gelbe Kragen / plauder - Jörg Seyffarth - Zugvogel - Santiano - Noch liegt sie ruhig am Hafenkai /   Markus Pylik- Irische Segenswünsche - Möge die Straße uns zusammenführen / Jochen Wiegand - Meine Heimat ist der Norden / Mazedonisches Volkstanzlied - Makedonsko devoijce (Wird im Donnerstags-Wandervogel-Tanzkreis gern im 7/8 Takt getanzt), Theodor Kramer / Thomas Fritz - Beim Stromwirt - Lass, Liebste von Neuem dir füllen das Glas / Francois Villon / pitter - Peter Rohland Schwäbische Jungenschaft - Ballade vom roten Haar - Im Sommer war das Gras so tief.  -

Die Aufzählung soll erstmal reichen. Ich habe ja über hundert Lieblingslieder. Und da ich selbst Lieder mache bin ich viel mit Liedern beschäftigt. Meine beiden Liederbücher kennen die Liedjuroren des Doppelbock nicht. Ich habe die Lieder über Jahrzehnte nicht veröffentlich und nur im Wandervogel, in der Familien und im Freundeskreis gesungen, bis auf ein paar, die im Turm stehen oder auf Schallplatten der Elbraben gekommen sind.

Der kritische Leser wird feststellen, dass in meiner Aufzählung die neueren Lieder zumeist fehlen. Es sind noch viel mehr Lieder im Doppelbock, die ich mir genau anschaue und einige davon für mein Singen auswählen werde. Ich freue mich schon darauf.

Was mir fehlt und ich vorschlagen möchte, sind Workshops aus dem Doppelbock. Vielleicht habt Ihr Lust, auch einige male hier auf dem Rabenhof in Lüttenmark bei Hamburg Liederworkshops anzubieten. Hier gibt es Quartier, Heizung, viele Räume in schöner Umgebung, leicht von Hamburg aus für Wochenenden zu erreichen. Adresse und Kontakt im Impressum von www.folkmagazin.de 

Dass ich mich über den Doppelbock sehr freue, hat der werte Leser schon herausgelesen. Mal sehen, wenn ich noch mehr für mich wichtige Lieder darin entdecke, wird er mein ständiger Begleiter.  hedo holland 

***** Das Buch bekommt schon jetzt Sterne von der Wandervogelredaktion, von der Folkmagazin-Redaktion und von mir. 

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Buch über vergessene Schriftstellerinnen.

Wobei das „vergessen“ mit Vorsicht zu behandeln ist, Clara Viebig, Maxie Wander?

Es gäbe wirklich viel „vergessenere“ Beispiele, denken wir nur an Nally Lambrecht oder Henriette Brey. Wobei man es nie allen rechtmachen kann, und ein Buch, in dem so viele vorgestellt werden, notwendigerweise teilweise oberflächlich bleiben muss.

Noch mal Clara Viebig: Das Standardwerk über diese Autorin, von Regina Maria Neft, „Clara Viebigs Eifelwerke“ wird nicht erwähnt, wohl aber das Buch über Clara Viebig und ihren Mann Friedrich Cohn von Carola Stern.

Carola Stern war während der Arbeit an dem Buch verstorben, es wurde offenbar in aller Eile von einer Journalistin zu Ende geschrieben, die offenbar wenig Zeit oder Interesse am Thema hatte und eine Menge Fehlinformationen bringt. Aber wie gesagt, sicher lassen sich solche Oberflächlichkeiten in einem solchen Buch nicht vermeiden, und es gibt eine Menge zu entdecken.

Viele Autorinnen z.B,, die Gedichte oder Lieder geschrieben haben, es geht los mit Anna Luisa Karsch (unvergesslich ist Christof Stählins Vertonung ihres „An den Domherren zu Rochow“).

Lieder geschrieben hat Caroline Muhr, u. a. wurden sie von den Bonner Blaustrümpfen gesungen. Gedichte, die nach Vertonung geradezu verlangen, stammen z. B. von Margarete Beutler, Alma Johanna Koenig, Selma Merbaum und Lilli Recht. Wurden Gedichte vertont, ist jeweils angegeben, wo man Tonbeispiele hören kann, in einigen Fällen sogar, wo die Noten zu beziehen sind.

Allein das macht dieses Buch zu einer wahren Fundgrube für Menschen auf Suche nach Liedern (und wer einfach nur Romane lesen will, wird erst recht fündig).

Iris Schürmann-Mock: „Ich finde es unanständig, vorsichtig zu leben.“ Auf den Spuren vergessener Schriftstellerinnen. AvivA Verlag, 276 S. 22,--, www.aviva-verlag.de (GH)

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BERÜHMTES BUCH

Gehört von diesem Buch haben die meisten, aber wie viele haben es gelesen? Und der Name des Autors lebt weiter im Namen des vom Unglück verfolgten Segelschulschiffs Gorch Fock. So richtig vom Glück begünstigt war der echte Gorch Fock auch nicht, eine kurze Karriere als niederdeutscher Erfolgsautor, ein auf Hochdeutsch verfasster Bestseller, eben „Seefahrt ist Not“, 1916 in der Schlacht vom Skagerrak mit seinem Schiff versenkt, begraben mit vielen anderen Opfern jenes Gemetzels auf der Schäreninsel Stenholmen.

In der Touristeninfo von Fjällbacka auf dem Festland gibt es Postkarten mit seinem Bildnis zu kaufen, auf der Rückseite steht: „Gorch Fock, der deutsche Nationalskalde“, was vielleicht ein wenig übertrieben ist.

Egal, seinen Roman können wir nun in einer Neuausgabe lesen, und es ist die spannende und ergreifende Geschichte des kleinen Klaus aus Finkenwerder, der wie sein Vater mit dem Ewer ausfahren und fischen will, so weit aufs Meer hinaus wie nur möglich. Es ist auch die Geschichte des alten Finkenwerder mit den Gegensätzen zwischen der armen Geest und der wohlhabenden Marsch. Von einem kargen Geesthof kommt die Mutter des Jungen, die zwar für ihre Verhältnisse reich geheiratet hat, aber durch die ewige Angst um Mann und Sohn fast umkommt, und es ist eine überaus aktuelle Bestandsaufnahme:

Die modernen großen Dampfer fischen das Meer leer, was sollen die Fischer, die keine andere Erwerbsquelle haben, nun machen? Darüber hinaus wird viel gesungen im Buch und an Bord, was die Lektüre fürs FM-Publikum besonders interessant macht. Der arme Gorch Fock wird heute noch oft vage mit den Nazis in Verbindung gebracht.

Das kluge Nachwort erzählt, dass er das nicht verdient hat, sondern, dass sich sein Bruder Rudolf Kinau bei den braunen Machthabern einschleimen wollte. Leider wird nicht genug gesagt, was hat Rudolf genau gemacht, hat er in den Text eingegriffen, umgeschrieben, oder einfach über die Einstellung seines Bruders gelogen?

Allerdings, Gorch Fock würzt sein 1913 erschienenes Buch mit damals üblichen antienglischen Sticheleien. Es spielt aber 1887, als der greise Kaiser Wilhelm die Erinnerung an die Freiheitskriege und damit an die britischen Waffenbrüder von damals lebendig erhielt.

Als die Kronprinzessin eine englische Prinzessin war und ihr Gemahl, der spätere 99-Tage-Kaiser Friedrich III, Queen Victorias innig geliebter Schwiegersohn Fritz – und da ist die Frage, gibt es im Roman noch weitere Anachronismen, die nicht sofort zu erkennen sind? Die man überliest, weil die Handlung viel zu spannend ist?

Das Nachwort, so informativ es ist, ist einwandfrei viel zu kurz, aber das tut dem Leseerlebnis absolut keinen Abbruch.

Gorch Fock: Seefahrt ist not!, Input Verlag, 255 S., 15,--,

Nachwort von Susanna M. Farkas,

www. https://input-verlag.de (GH)

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Buch über Olga Benario

Ein vom Umhang her kleines, vom Inhalt gewichtiges Buch ist soeben in dem wunderbaren Verbrecherverlag erschienen. Olga Benario wurde 1908 in München geboren, schloss sich für den damaligen Kommunisten an, ging nach Berlin, von dort nach Moskau und lernte dort den brasilianischen Revolutionär Carlos Luíz Prestes kennen.

Mit ihm ging sie dann nach Brasilien, die Gelehrten streiten sich, ob die beiden vorher noch geheiratet hatten. Olga Benario sagt, ja, sie hätten, und zwar in Moskau, aber entsprechende Unterlagen sind bisher nicht aufgetaucht.

Nach einem gescheiterten Aufstand gegen das damalige faschistische Regime in Brasilien wurden beide festgenommen, Olga Benario wurde, obwohl schwanger, an Deutschland ausgeliefert, weil sie eben ihre Eheschließung mit einem brasilianischen Staatsbürger nicht beweisen konnte, brachte ihre Tochter Anita Leocádia im Gefängnis zur Welt – und nach vierzehn Monaten wurde das Kind ihr weggenommen und der Mutter von Carlos Luíz Prestes übergeben.

Anita Prestes, die keine Erinnerung an ihre Mutter hat, hat nun ein Buch über sie geschrieben, sie zeichnet Olgas Lebensweg nach, schildert ihr Leben im Gefängnis und ihren Weg in den Tod. Olga Benario wurde 1942 in Bernburg ermordet. Im Anhang befinden sich anrührende Briefe, die sie aus der Haft an Prestes schrieb und die viel später in einem Archiv der Stasi aufgefunden wurden. Gibt es Lieder über Olga Benario, hier oder in Brasilien? Wenn nicht, müssen welche geschrieben werden. Hier ist ein Link zu einer brasilianischen „Hymne an Prestes“. https://www.youtube.com/watch?v=bnrlhbmTtTI

Anita Leocádia Prestes: Olga Benario Prestes, Verbrecher Verlag, 113 S., 16,--. www.verbrecherei.de (GH)

60 songs für alle die gern singen songs für alle

Wer neu auf seinem Instrument ist und Texte von besonders schönen Welthits mag, der ist hier richtig. Dazu herrliche bunte Farbcollagen auf vielen Seiten. Ein Heft besonders gut für Familien, Altenheime, schulen mit >Liedern, die Brücken schlagen können. 

Das Buch mit 148 Seiten wird in 5 Kategorien unterteilst: Liedermacher/Country/Folk, Pop/Rock, Schlager/Cansons/Evergreen, Religiös/Gospel/Spiritual, 2 Volkslieder. (4 auf Bayerisch, keins auf Plattdeutsch)

Manfred Rehm war Ausbilder für Altenpfleger, Leiter von Seniorensingekreisen und Lehrer an einer Förderschule.

Das es sich bei fast jedem Lied um einen "stimmungsbrinenden evergreenen Ohrenschmaus" handelt, singt die meisten Lieder weit bekannt, und ist die Zusammenstellung außerordentlich gelungen und zu empfehlen.

Ca. 70 % der Songs sind auf Deutsch.

Sessiontrainer - der unglaublich praktische - Jamm - Anleitung - Oliver Kraus - Fingerprint

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Blues - Jazz - Soul & More - Singer & Songwriter

Eine Anleitung zum gemeinsamen Jammen!

Wer das Buch mit 65 A4 - Seiten durchgearbeitet und begriffen hat, der hat gelernt, frei zu improvisieren, rhythmisch zu variieren, Licks zu platzieren, auch in verschiedenen Mollarten und Durarten und das in verschiedenen Stilen, auch zur Jazz-Improvisation.

Und das Zusammenspiel wird auch geübt. Und das mit mp3-Files zum Downloaden.

Das ist mal Theorie, die zur Praxis wird. Du kannst sofort anfangen mit dem Anfang vom Jammen.

Und wenn Du Dich gut reinfindest, kannst Du übermorgen bei einigen Sachen mitspielen.

Waren sonst Weihnachtslieder, Volkslieder für Dich langweilig, zu einfach, nur 4/4 im geraden Rhythmus, dann kannst Du in Kürze dazu improvisieren, dazu einfach jammen, daraus eine kleine Session machen. Ist viel spannender. Ist eine Freude. Ist mehr. Da reichen 3, 4 Lieder nicht mehr. 

Und wenn Du einen Teil vom Heft durch hast, dann geht die Post ab, die Lucie, der Hannemann, dann fetzt es.

Wenn Du Freunde findest, die mitjammen wollen, dann werdet Ihr Euch regelmäßig treffen wollen. Vielleicht macht Ihr sogar eine Band?

Viel Glück bei Üben, beim Freunde Finde, beim Musikmachen. 

Und gutes neues Jahr!

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