Der Titel „Murder Most Foul“ ist ein Zitat aus Shakespeares Hamlet. Dylans Ballade handelt ebenfalls von einem Mord, vom Attentat auf den US-Präsidenten John F. Kennedy am 22. November 1963. Dylan beerdigt nicht nur den charismatischen Präsidenten, sondern auch die USA, die er verkörperte. Lieder von Niedergang und Apokalypse waren schon früh eine Stärke des Songpoeten, etwa „A Hard Rain Is Gonna Fall“. Er muss die gegenwärtige bedrohliche Situation als besonders passend erachtet haben, um seinen Abgesang auf das mächtigste Land der Welt herauszubringen.

Dylan erzählt die Geschichte von Kennedys Ermordung nicht einfach nach. In einem Perspektivwechsel ist er selbst derjenige, der erschossen wird. Während einer imaginierten letzten Autofahrt entwirft er mit vielen Namen ein Bild der Popkultur, das die Zeit nach Kennedys Tod umreißt – seine eigene Ära. Die Gegenwart kommt über die düstere Atmosphäre hinaus nicht vor. Der Text wird von dem fast 79-Jährigen in einem langsamen Sprechgesang mit rauer, aber recht fester Stimme vorgetragen, vor einem Hintergrund von wallendem Klavier, Geige und sehr zartem Schlagzeug. Die gebrauchten Bilder sind genügend kryptisch, um den Dylanologen reichlich Stoff für ihre Forschung zu geben. Typisch Dylan – weit entrückt, aber ausdrucksstark. Ein beeindruckendes Vermächtnis. Der Text ist auf englisch und deutsch auf genius.com nachzulesen.