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Ein Krimi oder ein Science Fiction? Auf den neuen Roman von Zoë Beck trifft beides zu.

Er spielt in nicht allzu ferner Zukunft in Frankfurt und München, aber in beiden Städten hat sich einiges verändert. Die Umweltkatastrophe ist weit fortgeschritten, Waldbrände wüten an den Stadträndern, den Reichen geht es glänzend, den Prekären geht es dreckig – wir sehen also eine Entwicklung, die sich auch jetzt schon deutlich abzeichnet.

Harriet, die Hauptperson, wird, Auslöser: ein Waldbrand, mit Erinnerungen konfrontiert, an die sie sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht erinnern kann. Ihre Mutter ist tot, ihr Vater dement, wer kann ihr helfen, die falschen von den wahren Erinnerungen zu trennen? Und vor allem, herauszufinden, wer ihre Erinnerungen manipuliert hat, und warum?

Die Reise nach München und in die Vergangenheit wird zu einem Horrortrip, aber am Ende hat es sich für Harriet gelohnt. Harriet ist von Beruf Klavierbauerin, hat aber nur selten die Gelegenheit, ihr Handwerk auszuüben, sie hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und ist glücklich, wenn sie zwischendurch irgendwo ein Klavier stimmen oder einem trotzigen Kind Unterricht geben darf.

Es gibt wunderbar viel Klaviermusik in diesem Roman, und wir erfahren so einiges über das Innenleben von Klavieren. Und sogar, dass die Polizeisirenen in München auf eine Quarte eingestellt sind, ist hier zu lesen.

So viel Klavier gibt es sonst nur bei Ketil Bjørnstad (in seiner autobiographischen Romanfolge „Die Welt, die meine war“, im Osburg-Verlag), aber Klavier und Sci fi zu mischen, das schafft nur Zoë Beck!

Zoë Beck: Memoria, Suhrkamp Verlag, 281 S, 16,95,  https://zoebeck.blog/  (GH)