FOLKmagazin

ABSAGE EINLADUNG ZUM WINTERTREFFEN VOM MO. 29.11. – SO. 5.12.21

(Wochenende 3.-5.12., Waldweihnacht am Sa. 4.12., 3. Bundestreffen 2021)

35 Plätze – 29 sind noch frei. Anmeldung ist umgehend zu empfehlen. Die Platzzahl begrenzen wir. Melde Dich/Euch am besten gleich an bis spätestens 31.10. 0152 2198 3817.

In der Winterwoche bereiten wir das Treffen vor und üben neue Lieder ein und singen sie mit Musikanten ein.

Die meisten kommen zum Wochenende am Freitag. Mehrere kommen nur am Sonnabend um 15 Uhr zur Waldweihnacht.

Wer um 15 Uhr am Sonnabend kommt, tritt in den kerzengeschmückten Rabensaal, erhält das große Noten-Winterliederheft des Wandervogels 2021.

Nach der herzlichen Begrüßung werden die Instrumente gestimmt, es gibt heißen Yogitee, mitgebrachte Nusskekse, und es wir singen unsere Waldweihnachtslieder.

Dann wandern wir mit Laternen zum nahen Wald und schmücken unseren Tannenbaum, singen, sprechen Gedichte und erzählen vom Tannenbaum, von der Natur, von Sternen, Kindern und vom Frühling der Hoffnung. Im Kreis schreiten wir unseren Baumtanz um die Tanne. Im Rabenhof erwartet uns Tschaiduft und die Festtafel im wohligwarmen Rabensaal. Nach dem Essen gibt es die Tschaizeremonie, Geschichten, Musikstücke und Lieder.  Wir singen, bis die Nahewohnen nach der Elfenstunde aufbrechen und singen meist bis nach Mitternacht.

Das Fest ist so tiefgehend, dass viele von Weither anreisen, auch für unseren Bund und wegen unserer Freundschaften,.

Gratis ist das Treffen für Referenten, Kinder, Jugendliche, Erstbesucher auf dem Rabenhof und die schon Montag Anreisenden, die vorbereiten. Für alle anderen Kostet das Treffen €20 für Übernachtungen und den Bund per Überweisung im voraus, Zahlung vor Ort € 30. Leckereien für Festtafel, Verpflegung, Bettwäsche mitbringen.

Liebe Grüße und horrido!  monija und hedo   

Du kannst per Überweisung incl. Versand bestellen:

Aufnäher, Aufkleber je € 2,50

Halstuch grünrotgold € 10

Liederbuch hedos lieder 1 € 15

Liederhefte: Winter, Platt& Mecklenburg, Frühling, Mittsommer, Erntefeuer je € 5 z. internen Gebrauch.

Für Wandervögel: kleiner Goldgreif oder großer Goldgreif je € 10

Bundesliste mit Telefon- und Mailadressen per Mail.

Die Termine 2022:

Mo. 07.03.-So.13.03. BUNDESTREFFEN 1 Gesprächs-, Lieder- und Musikwoche

Mo. 06.06.-So.12.06. BUNDESTREFFEN 2 FFF Frühjahresfolkfest Lüttenmark und Wandervogelmaien

Mo. 05.09.-So.11.09. BUNDESTREFFEN 3 HFF Herbst-+Erntefolkfest Lütttenmark und Wandervogelernte

Mo. 28.11.-So.04.12. BUNDESTREFFEN 4 WWW Winterliederwoche zur Waldweihnacht.

Unter www.wandervogel.info ist die Tageszeitung des Wandervogels zu lesen.

Skandinavische Rezensionen im FOLKmagazin               

Interview mit Cowboy Trey von Christian Lamitschka / erschienen FM 290 Ch.L.: In Europa gibt es viele neue Fans der Country Musik. Diese hören vielleicht zum ersten Mal von Dir. Wie würdest Du Dich...

Evil Penguin Records 0071 (FM 300 Gabriele Haefs) Wir hören hierzulande entschieden zu wenig flämische Musik – Beweis: die neue CD von Guido Belcanto wurde in Flandern begeistert...

Kitchenrecs. (FM 300 Gabriele Haefs) Aidan Bartley stammt aus Belfast, lebt in Berlin, schreibt und singt seine Lieder auf Englisch, und nun gibt es eine CD. Darauf singt er mit sanfter Stimme...

TRC-The Record Company (FM 300 Gabriele Haefs) Richard Bargel bereichert nun schon seit 4 Jahrzehnten die Kölner Bluesszene, Major Heuser, Ex-Bap, braucht wohl nicht weiter vorgestellt zu...

Clo Iar-Chonnacht, CIC 188 (FM 300 - Gabriele Haefs) Karen Ryan wurde in London geboren, aber ihre Eltern kamen aus Connemara und Mayo, und der Musik von Connemara gehört ihr Herz. Sie spielt...

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Das mit der Landesangabe stimmt nicht so ganz, produziert sie die CD in Frankreich, und die Band ist französisch, die „scheinende“ Sängerin (was immer das sein mag, so steht es im Presse-Info) Mélissa Zantman vielleicht auch, die Musik aber führt uns einmal quer durch den Balkan und wo wir schon mal unterwegs sind, auch noch nach Finnland.

Mélissa Zantman (auf dem Presse-Info heißt sie auch mal Zantam, aber Name ist schließlich Schall und Rauch) singt auf vielen Sprachen und ist inspiriert von „vielfältigen weltlichen Einflüssen“ (ich erfinde diesen Unsinn nicht, so steht es im Presseinfo!!!!). Macht nichts, wenn man nach dem Lesen so schlau ist als wie zuvor, die Musik spricht für sich.

Tram de Balkans bringen nämlich nichts geringeres als eine „spannungsgeladene Fusion aus Jazz, Pop, Rock und Klezmer“. Das mit dem Klezmer lassen wir stehen, der Rest kann uns egal sein, wichtig ist, dass sehr viele Folkeinflüsse zu hören sind aus all den Ländern, in deren Sprachen Mélissa Zantman singt.

Seit Franz-Josef Degenhardt hat niemand mehr eine so hinreißende Tarantella gebracht, es geht fröhlich, dramatisch und melancholisch zu, bei den Instrumentalstücken sind noch weitere Einflüsse zu hören (irische z.B.),

und viele Titel sprechen doch gleich für sich: „Valzurka“ oder „Ninanina Pizzica“. Wunderschön!

Tram de Balkans & Mélissa Zantman: En Cavale, www.mosaik-promotion.de (GH)

Spannend, was man so als Musik zur Rezension im Briefkasten findet. Da gibt es solche CDs, mit denen ist es wie mit einem Strohfeuer: Zuerst helle, blendende Flammen, dann bleibt nur ein schwaches Glimmen übrig. Es bleibt nur etwas heiße Luft. Dann gibt es solche, durch die man beim Hören wirklich bis zum letzten Stück aushalten muss.
Und dann aber gibt es solche, die ihre Kraft erst beim mehrmaligen Hören entfalten. Und um so eine CD handelt es sich hier. Das Trio Las Lloronas aus Brüssel begeistert nachhaltig mit wirklich fantastischem dreistimmigem Harmoniegesang. Amber in't Veld (voc, git), Sura Solomon (voc, acc, piano) und Marieke Werner (voc, clarinet) punkten mit mühelos dargebotenen englischen, spanischen, französischen und deutschen Titeln, sparsam und akzentuiert instrumentiert, zwischen Jazz, Klezmer und Folk. Die Klarinette fügt sich wie eine vierte Stimme in den Gesang ein. Ein absolut hörenswertes Album!   MC
https://laslloronasmusic.org/

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Eine CD mit Kompositionen, die „eine facettenreiche Klanglandschaft malen und in den Sommerurlaub nach Südfrankreich tragen.“ Das klingt gut, aber wer jetzt ein Lied von Georges Brassens im Ohr hat, ist in die falsche Tonspur geraten. Das hier ist Jazz, steht auch groß drauf: „File Under Jazz/Souljazz.“ Wer den Unterschied nicht kennt, braucht sich nicht zu grämen, einfach zuhören. Es ist eine reine Instrumental-CD, sicher gut für Jazz-Neulinge, viele verschiedene Rhythmen und Melodien, mit gerade so viel Improvisation, dass man nicht durcheinanderkommt, und gerade so gefällig dargeboten, dass man beim Mitsummen (Sommerurlaub!) nicht aus dem Takt gerät. Daniel Scholz; Château Les Clos, Broken Silence Records, www. https://www.scholzd.de/ (GH)

Django Django

Jan Jankeje ist der weltweit bekannteste slowakische Jazzmusiker, erzählt die Pressemeldung, und wir wollen da auch gar nicht widersprechen, sondern das Infoblatt preisen: Es hätte wirklich den Preis für unbegreifliches Deutsch, Satzfahler und bizarre Grammatik verdient, und das muss man ihnen erst mal nachmachen. Die Musik dagegen – der Name der CD sagt es schon: Django’s Tiger, so nannte Django Reinhardt ein Stück, das er 1946 aufgenommen hat, und in der Version auf diesem Album klingt es schön wild und eben auch schön nach Django. Das Trio des weltbekanntesten slowakischen Jazzmusikers nennt sich entsprechend „Django Tiger Trio“ und bringt auch eigene Kompositionen und Stücke von z.B. Cole Porter und Charlie Parker. Schön für Jazz- und/oder Djangofans. Django Tiger Trio: Django’s Tiger, www.jazzpoint.de (GH)

Adresse: Jazzpoint Records, Entengasse 10, 74189 Weinsberg

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Greyshadow – Unfulfilled Desires

41 Minuten Poprock mit dem satten US – Westcoastsound. Alles radiotaugliche Songs um die 3 Minuten lang, alles tanzbar, also auch discogeeignet. Die Melodien kommen einem alle bekannt vor, die Musik ist nach allen Regeln der Popmusik komponiert und arrangiert. Manche der Songs enden etwas abrupt, trotzdem ohne lose Enden. Nichts wirklich weltbewegend Neues, aber gut gemacht.

Und ist auch als LP erhältlich

9006472042389 (CD)

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Esrap + GG - ...weil sie Wien nicht kennen

Das türkische Geschwisterpaar Esra und Enes Özmen haben hier mit Unterstützung von Gasmac Gilmore (Max und Elias Berner, Schlagzeug und Gitarre) eine Scheibe produziert, die trotz der Texte über das nicht einfache Leben als Nachkommen von „Gast“arbeitern aus der Türkei in Österreich (und auch in anderen westeuropäischen Ländern) mit musikalischen Einflüssen aus den Ursprungsland und vom Balkan eine Platte  produziert, die eine gute Stimmung verbreitet, teilweise auch humorvoll rüberkommt. Die Texte sind auf deutsch und türkisch, wobei hier die harten Rap-Sprechgesänge von Esra, nicht wie erwartet, von Bruderherz Enes geliefert werden, während dieser die melodischen Gesangsparts abliefert.

Mit Einflüssen aus Indiepop und den Balkankulturen hat man hier eine hiphopige  Weltmusik, die (leider nur) knapp 30 Minuten lang gute Laune produziert (die aber länger anhält).

Die Musik gibt es auch als LP.

Tivoli Prod 001/ SFF 061 (für die CD)

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Christophe Bourdoiseau – Migrant

Geboren in den Niederlanden, aufgewachsen in Mailand und Paris, lebt Christophe Bourdoiseau nun im Prenzlauer Berg in Berlin. Ebenso viel fältig wie die Stationen seiner bisherigen Lebensreise sind die Herkunftsländer seiner Begleitmusiker, und bemerkenswert ist, dass die Stammbesetzung seiner Band, das "Trio Scho" aus Musikern aus Russland und der Ukraine besteht. Ja, das geht, und das geht sogar außerordentlich gut! Herausgekommen ist ein musikalisch und textlich absolut hochkarätiges Album französischer Chansons, zwischen Melancholie, Sehnsucht, Freude, durch die Stammcrew unverkennbar mit leicht osteuropäischem Einschlag. Das Ganze meisterlich arrangiert von Gerhard Meier, der hier in der großen Besetzung mit Bläserensemble auch als Posaunist mitwirkt. Das Booklet enthält alle Texte. Für Freunde klassischer französischer Chansons sehr zu empfehlen. MC
Webseite: www.christophebourdoiseau.com

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Elektro, Jazz, Ambient

Grey Paris – Lee Waves

Grey Paris ist ein Trio, das es auf dieser CD schafft, elektronische Gimmicks und Sounds harmonisch mit dem der „natürlichen“ Instrumente zu vermischen. Alle Drei spielen nicht nur ihre Instrumente, Klavier, Bass, Drums sondern auch mit elektronischen Tonerzeugern. Trotz der vielen Elektronik scheint mir doch aber das Klavier zu dominieren, jedoch nicht zu sehr.

Die nur 4 Stücke bringen es auf etwa 35 Minuten. Die Einordnung fällt etwas schwer, ein wenig ist es ambient, ein wenig jazzig. Wer einfache Rhythmik bevorzugt, ist hier nicht so gut bedient, denn fast alle Stücke, auch wenn sie erst sehr simpel anfangen, entwickeln polyrhythmische Figuren.

Die Musik kommt unaufgeregt und angenehm entspannt rüber.

CD-GPLW-0176/Cat. No. SFF041

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Les Yeux D la Tete, diesen schönen Namen hat eine sechsköpfige französische Band, die sich in Paris und in Berlin gleichermaßen zu Hause fühlt und offenbar in beiden Städten auch über eine große Fangemeinde verfügt.

Sie erinnern im Stil an die legendären Negresses Vertes, naja, nicht ganz so wild, es sind immerhin die gesitteten 20er Jahre, aber das Stilgemisch, die Anspielungen auf andere Musikarten, die vielen Scherze, die sie sich erlauben, doch, alte Fans der NV werden entzückt sein.

«Les Amoureux des Vents Publics» hat gar nichts mit dem fast gleich klingenden Lied von Brassens zu tun und lenkt die Phantasie in ganz andere Richtungen. Es gibt wilde Zungenbrecher, es gibt Klezmer-Anleihen, es gibt temperamentvolle Kastagnetteneinsätze gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet.

Die Aufnahmen wurden alle live gemacht – eine sogar in Hamburg, werden "die Augen aus dem Kopf" also ihre Liebe auch auf andere Städte ausweiten?

Einziger Minuspunkt: Es gibt ein buntes Beiheft mit Fotos von Auftritten. Die Texte oder vielleicht Infos die Stücke wären sinnvoller gewesen.

Les Yeux Dla Tete: Paris Berlin, Fais & Ris, www.lesyeuxdlatete.com (GH)

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Französische Jazz CD 

Flashpig ist eine französische Viererband, und bestimmt ganz toll. Die Presseinfo teilt mit, dass sie in der Jazzszene in ganz Europa große Anhängerschaft haben, dass sie ständige Gäste im Pariser Jazzclub Les Disquaires sind und eine «einzigartige musikalische Vision» haben.

Sehr schön, und dann schicken sie ein Rezensionsexemplar ans FM? Aber sei’s drum. J

azzfans werden bestimmt ganz viel heraushören können, wir Unbefugten freuen uns über musikalische Zitate aus «La Cucuracha» in Stück 2, «Spits», freuen uns über quietschiges Saxophon und lassen uns vom Barklavier beruhigen.

Flashpig: Le plus longtemps possible, French Keys, https://flashpig.bandcamp.com/ (GH)

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An Eagle In Your Mind – Intersection (Frankreich)

Dieses Duo aus Frankreich (Sophie – Stimme, Orgel, Harmonium; Raoul – Gitarren, Keyboards, Samples, Bass, Percussion) schafft es, sehr komplexe und dichte Songs zu produzieren, indem sie ihre musikalischen Darbietungen mit  Samples anreichern, und das auch live, jedenfalls laut dem Promotionstext.

Auf der CD wirkt das Zusammenspiel von Gitarre, Gesang, indischem Harmonium und den Samples jedenfalls stimmig. Die 7 Stücke bringen es auf fast 45 Minuten Spielzeit.

Gesang und die akkustischen Instrumente bringen ein wenig den Flair von traditioneller  indischer Musikkultur mit sich, während die ganzen elektronischen Samples oder Playbackeinspielungen die technischen westlichen Elemente einbringen.

Da entstand eine durchaus ansprechende Fusion aus beiden Welten, auch wenn der westliche Aspekt meiner Ansicht nach ein wenig zu sehr dominiert.

Ich beklage mich hier mal nicht über die Kürze, da die Scheibe auch als LP erhältlich ist, welche ja mit 45 Minuten Spielzeit an die Kapazitätsgrenze kommt.

Greenpiste Records 06 MC 77 CB 75 SK 86 / AD 7186 C - mosaik

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Richie Beirach – Leaving

Diese CD ist ein Mitschnitt von Richie Beirachs Solokonzert im Juli 2022 im Château Fleur Cardinale, Saint Etienne de lisse.

Bei dem er vorwiegend alte Klassiker von Miles Davis, Thelonius Monk, Wayne Shorter, Cole Porter und anderen interpretierte und darüber improvisierte, wobei er oft mehrere Kompositionen medleyartig verband.

Seine Improvisationen sind nicht ganz so rhytmisch ostinat wie man es von Keith Jarret kennt, dafür sind seine Improvisationen sehr frei, er löst sich immer wieder von den Themen der Stücke, gleitet aber nie in den Freejazz ab.

Die neun Episoden, - Kompositionen kann man da nicht sagen - , da er meist mehrere zusammenfasst, bringen es auf fast 77 Minuten Spielzeit.

Für Freunde des Jazz-Solo-Pianos dürfte das ein Genuss sein.

Richie Beirach – Leaving

Jazzline D 77 126

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Niederländische CD

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Britta Maria kennen wir ja schon, niederländische Sängerin und großartige Interpretin französischer Chansons auf Niederländisch eben. Nun liegt die neue CD vor, bei der sich Fans im In- und Ausland im Crowdfunding engagiert haben – und das Warten hat sich natürlich gelohnt. Diesmal keine bekannten Namen, deren Lieder wir in neuer Interpretation erleben, nein, Britta-Maria und die Leute aus ihrer Band haben alles selbst geschrieben. Und zwar in „einer Zeit, in der die Welt in ihren Grundfesten erbebte, während uns auch die Stille überfiel“, wir erinnern uns gar zu gut an diese nicht lange zurückliegende Zeit. Die Werke von Britta Maria und ihrer Band brauchen sich vor den großen Vorbildern wahrlich nicht zu verstecken! „Der Umweg“ heißt das Album, denn auf einem Umweg entdeckt man oft ganz neue Dinge, hört ungehörte Melodien, kommt sich selbst entgegen, hört die eigene Stimme, die auf den bekannten, oft ausgetretenen Wegen zu leicht verhallt. „Gebt mir einen Umweg“, so heißt es im Titelsong, geschrieben von Maurits Fondse, der auch einige Lieder singt. Was schön ist, auch wenn wir von Britta Marias Stimme natürlich nicht genug bekommen können. Eine abwechslungsreiche, klangvolle, wunderschöne CD. Britta Maria & Maurits Fondse: De Omweg, https://brittamaria.nl/ (GH)

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Masha the Rich Man: Sheyne Ziere, https://www.mashatherichman.com/ GH)

Masha the Rich Man … wer hätte da nicht sofort die Melodie aus „Fiddler on the Roof“ im Kopf? Und man liegt da absolut nicht falsch. Masha the Rich Man stammt aus Kyiv, sie kam mit vier Jahren als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland, lebte in München, hat in Mannheim Musik studiert, und obwohl sie mit Russisch (steht auf ihrer Website, nicht Ukrainisch, seltsamerweise) aufgewachsen ist, schreibt und singt sie mit Vorliebe auf Englisch, ein bisschen aber auch auf Jiddisch, das beweist der Titel ihrer neuen CD: Sheyne Ziere. Das bedeutet, verrät die Webside, „Schöne Schöpfung“, doch Mashas heißgeliebte Großmutter, der ein anderes Lied gewidmet ist („Babushka Homevideo“), bezeichnete damit „ein Wesen, das von innen und außen schön ist“. Das passt zur Musik, sehr melodisch, ein bisschen Pop, ein bisschen Folk, eine Prise Osten, ein Teelöffel Westen, dazu Masha the Rich Mans unverwechselbarer Gesang, eine CD zum Immer-Wieder-Hören und Herumträumen und Phantasieren. Und dringend Weiterempfehlen! Masha the Rich Man: Sheyne Ziere, https://www.mashatherichman.com/ GH)

Niederlander

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Gerard van Maasakkers schreibt, anders als sein Landsmann Boudewijn, nicht auf Hochniederländisch, sondern im Dialekt seiner heimatlichen Provinz Brabant. Der klingt eigentlich ziemlich verständlich für das norddeutsche Ohr, wenn z.B. der stehengelassene Liebhaber sagt: „Och, meiske, toch.“ (Ob sie sich die Sache noch mal überlegt, soll hier nicht verraten werden).

In den Liedern, alle von ihm selbst geschrieben, ist immer viel los, es gibt viel Natur („Der Fluss“, „Der Park“ und „Das Meer“ heißen z.B. hier vertretene Lieder), aber auch nachdenkliche Betrachtungen („Alles op zijnen tijd“).

Nachdenkliche Betrachtung muss nicht heißen, dass alles hier von der Melodie her langsam und beschaulich wäre, es gibt absolut schmissige Stücke, einige prägen sich sofort ein und verfolgen die Hörerin noch tagelang. Gerard van Maasakkers singt und spielt Gitarre, von den Gastmusikern besonders zu erwähnen sind Bart de Win, u. a. Akkordeon und Klavier, und Frank Cools und seine Ukulele. Sehr folkig das alles, sehr niederländisch, sehr schön. Gerard van Maasakkers: Efkes weer. Liedjes uit Zaldm’hebbel, www.gerardvanmaasakkers.com GH)

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Niederländische CDs

78 Jahre alt ist Boudewijn de Groot jetzt, und noch immer überrascht und erfreut er seine Fans. Wer ihn nicht kennt: Er ist in den Niederlanden so ungefähr das, was Reinhard Mey hierzulande ist, ein großer Liedermacher und wundervoller Sänger. Er wurde 1944 in einem japanischen Gefangenenlager in der Nähe von Batavia, dem heutigen Jakarta, geboren, seine Mutter starb im Lager, nach Kriegsende gingen die Überlebenden der Familie in die Niederlande, wo Boudewijn bei einer Tante in Haarlem aufwuchs. Dieser traumatische Lebensbeginn hat nichts mit der neuen CD zu tun, er wird hier nur kurz erzählt, für die, die Boudewijn nicht kennen.

Das neue Album nun, ja, selten war die Bezeichnung Album so treffend wie hier. Die CD steckt in einem kompakten Band von Taschenbuchgröße. Alle Texte sind dort vertreten, alle Mitwirkenden werden ausführlich vorgestellt, dazu gibt es schöne Fotos. Fast alle Lieder hat Boudewijn selbst geschrieben, wie immer singt er und spielt Gitarre, Akkordeon und Klavier.

Sein Stil? Manchmal wie vor 65 Jahren, als er seine ersten großen Erfolge hatte, manchmal weicht er ab von den alten folkigen Pfaden, es wird ein bisschen poppig, wir hören Anklänge an niederländische Kirmesmusik, Boudewijn kann auch flippig werden, alles ist so gut und überzeugend, wie wir ihn eben kennen. Und wer ihn nun kennenlernen will: Es ist nie zu spät, und als nächstes will er eine Auswahl seiner Lieder auf Friesisch einspielen (wir werden berichten) – die heiße Empfehlung: „Raven boven Wales“, („Raben über Wales“), die Mutter aller Ohrwürmer, einfach nur noch hinreißend.

Boudewijn de Groot: Windveren, Universal Music Books, https://www.boudewijndegroot.nl (GH)

Papiers d’Armenies   - Guenats Pashas (Meredith Records)

Ich bekenne: Es wäre vermessen zu behaupten, dass ich auch nur einen Funken Ahnung von südosteuropäischer Musik hätte. Ganz ehrlich gesagt konnte mich diese Musik bislang nie so wirklich erreichen.  Aber zumindest mit dieser CD, übrigens mit einem sehr ordentlichem Booklet in französischer und englischer Sprache  , hat sich das ein wenig geändert. Die französische Band Papiers d‘Armenies mit armenischen Wurzeln um Dan Ghariban (git, voc) mit Macha Ghariban (piano, voc), Artyom Minasyan (duduk, clarinet u.a.), Aret Derderyan (acc, voc) und Gerad Carcian (kamantcha) spielt herzzerreißend schöne Musik aus Armenien, Georgien, Griechenland und Anatolien, und dies auf höchstem musikalischen Niveau. Kurze Erläuterungen zu den einzelnen Stücken im Booklet helfen zu verstehen, worum es jeweils geht; gut so, denn die wenigsten von uns sind wohl mit der armenischen oder griechischen Sprache vertraut. Und spätestens bei dem zweiten Stück „Tiflis“ beginnt das Kopfkino zu laufen. Grandios!
MC

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Schweizer CD

Kouglof sind eine fünfköpfige Gruppe aus der Schweiz, die wahrlich in die Ferne schweifen, aber sich auch in der Heimat umgehört haben. Auf ihrer CD ist ein melancholischer Schweizer Walzer ebenso vertreten ein von Hun-Huur-Tu inspiriertes Lied aus der Mongolei – das sie allerdings als Instrumentalversion bringen, sie versuchen sich am archaischen Kehlkopfgesang. Überhaupt haben wir es, von gelegentlichen gesummten Einsprengseln abgesehen, mit einer reinen Instrumental-CD zu tun. Kouglof spielen eine Vielzahl von Instrumenten, besonders herausragt Philipp Vogt mit seiner Klarinette. Gleich das erste Stück, einen „etwas trockenen, perlenden Siebener“ (Eigenbeschreibung von Kouglof) macht er damit zum perfekten Ohrwurm. Bei jedem Hören finden wir neue Einflüsse, hier eine Prise Kalypso, dort eine Messerspitze Dave Brubeck, wahrlich eine musikalische Entdeckungsreise. So viel Fernsicht und Fernweh sind auf diesem Album eingefangen, so viele unterschiedliche Klänge, aber allesamt eingängig, einschmeichelnd, wunderbare Musik zum Träumen und Tanzen.

Kouglof: Fernsicht, Brambus Records, www.brambus.com (GH)

Christophe Bourdoiseau: Migrant, https://christophebourdoiseau.com/ (GH)

Französische CD

Das Richtige für die Älteren unter uns, die früher Moustaki gehört haben und später nie wussten, woher Infos über neuere Entwicklungen in Frankreich nehmen. Dass ein Lied auf der frisch erschienenen CD von Christophe Bourdoiseau „Solitude“ heißt, nimmt natürlich sofort dafür ein. Aber wir wollen die Vergleiche nicht zu weit treiben. Christophe Bourdoiseau, geboren in Maastricht (was in seinem musikalischen Wirken aber leider keine Spuren hinterlassen hat), aufgewachsen in Mailand und Paris, wohnt heute in Berlin. Er schreibt fast alle seine Lieder selbst, auf Französisch, klar, wenn er auch gern mal Brocken aus anderen Sprachen einmischt. Themen sind Heimweh und Migration, wunderschön seine Huldigung an das Pariser Viertel seiner Kindheit, „O ma banlieue“. Freundschaft ist wichtig in seinen Texten, sei sie für wenige Tage oder für immer, Begegnungen in der Fremde, unter Exilierten, ob die nun freiwillig dort sind oder weil ihnen nichts anderes übrigblieb (interessant ist, dass Begegnungen mit den Einheimischen in seinen Liedern keine Rolle spielen, vielleicht hebt er sich das für den nächsten Silberling auf). Ergreifend „Nana“, über die Hauptperson aus Emile Zolas gleichnamigem Roman. Ein Album also mit vielen Facetten und einfach und unbedingt hörenswert! Christophe Bourdoiseau: Migrant, https://christophebourdoiseau.com/ (GH)

Andries Boone – T.I.M.E.L.A.P.S.E

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Ein bemerkenswertes Instrumental-Album mit einem unverhofften Star: der Accordina. Sie ist eine Kreuzung aus Knopfakkordeon und Mundharmonika, so etwas wie eine aus Holz gefertigte Melodica, die seitlich angeblasen wird. Andries Boone spielt sie meisterhaft und ausdrucksstark in einer Weise, die mich an den großen Toots Thielemans (Jazz-Mundharmonika) erinnert.

Ihre klaren, langgezogenen Töne kombiniert Boone mit Mandoline und Piano, ebenfalls selbst gespielt. Gäste an Bass und Waldhorn sorgen mit dafür, dass in ganz unterschiedlicher Klangerzeugung mehrere Oktaven wirkungsvoll und wohltönend abgedeckt sind. Dieses zweite Soloalbum des belgischen Komponisten entstand in der Corona – Zeit und hat entsprechend einen melancholischen Grundton. Es würde sich durch seine emotionale Qualität gut als Filmmusik eignen.

Wie im Zeitraffer (Timelapse) begleiten die zehn Titel durch einen Tag, vom Sonnenaufgang bis tief in die Nacht, mit wechselnden Stimmungen, aber bruchlosen Übergängen. Man kann sich gut menschenleere Landschaften dazu vorstellen. Mehrere Melodiestränge umspielen einander, wobei die Rollen wechseln. Der Sound verbindet Einflüsse von Folklore bis zu moderner Filmmusik, mal ruhig, mal aktiv und swingend. Die wie eine Balalaika tremolierende Mandoline verweist auf Osteuropäisches, das Piano auf die Klassik. Mit leichten jazzigen Disharmonien wird die Musik nie zu glatt oder plakativ. Ich hoffe, dass Andries Boone aus der Rolle des Geheimtipps herausgeholt wird und die verdiente internationale Anerkennung findet.

www.andriesboone.com

(küc)

Niederländische CD

JW Roy ist ein Liedermacher aus der niederländischen Provinz Brabant, der bei uns bei weitem nicht so bekannt ist, wie er das verdient hätte (das gilt natürlich für viele seiner Landsleute, seufz). Er hat eine Vorliebe für Countrymusik, hat mit vielen Größen von dort gearbeitet, auf dieser CD aber bleibt er der heimatlichen Scholle verbunden und besingt sein Heimatdorf. Kouwe Kermis, das bedeutet, „kalte Kirmes“, im übertragenen Sinn etwas, was total schief läuft, aber von der Kirmes in JW Roys Heimatdorf Knegsel lässt sich das wirklich nicht sagen.

Die Kirmes am zweiten Sonntag im September war in seiner Kindheit der Höhepunkt des Jahres, und nichts kommt dem Gefühl der Freiheit gleich, das oben auf der großen Schaukel entsteht. In späteren Jahren kamen die Besuche in der Dorfkneipe dazu, die Musik aus der Musikbox, aber auch die echte Kirmesmusik, die in einigen Stücken im Hintergrund anklingt. Die CD liegt einem wunderschön gestalteten Buch bei, mit allen Texten, vielen alten Kirmesfotos, JW Roys Erinnerungen und Geschichten zum Thema.

In den Liedern geht es nicht nur um Nostalgie, immer wieder werden die Bezüge zur heutigen Welt hergestellt, und es wird nicht behauptet, damals sei alles nur wunderbar gewesen. Ein besonderer Höhepunkt des Albums ist das Duett „Kom maar bij mij“, das er zusammen mit der auf Französisch singenden Kollegin Fleur aus dem Nachbardorf Vessem bringt.

JW Roy: Kouwe Kermis, Selbstverlag, 27,50. https://jwroy.nl/webshop/ (GH)

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SIMSALABIM

Diese CD hinterlässt mich mit gemischten Gefühlen. Vielleicht sollte man die Platte nicht so ernst nehmen, denn es ist teils rasante Musik mit irren Breaks* (wobei ein Grundmuster jedoch mehrfach vorkommt) die meist akkurat gespielt sind, vertrackte Rhythmen, auch sauber gespielt, teils sehr lyrisch und wunderschön. Was mich aber dann wiederum etwas stört, ist, dass einiges sehr hektisch und unrund wirkt, die Solis im Timing nicht ganz sauber sind und die Solisten sich manchmal anhören, als wären sie Teilnehmer bei einem Hochgeschwindigkeitswettbewerb.

Hin und wieder scheint diese Band an der Grenze zum Chaos entlang zu schrammen, das sich dann aber wieder zu klaren Strukturen entwickelt. Dabei kommt immer wieder ein Gefühl von Balkanjazz auf.

Wenn bei den schnelle Stücken das Tempo ein wenig gedrosselt wäre und die Solis ein bisschen besser in Time und damit weniger hecktisch und grooviger, wäre es eine wunderbare Scheibe. So bleibt mein Eindruck durchwachsen. Langweilig ist die CD in den 58 Minuten Musik, die sie bietet aber nie.

*Break steht für halb-bis mehrtaktige Pausen des Grundrhythmus, die mit teils komplizierten Rhythmen gefüllt sind, die den Grundgroove kontrastieren.

MAWAM Records  9 120095 920197 v-zero

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Katheřina Göttlichová – Zimnice.  2664584-2 Indies Scope. v-zero

Zusammen mit dem Kontrabassisten Petr Tichy, dem Keyboarder David Göttlich und Jan Balcar hat Frau Göttlichová eine leider etwas kurze CD (nur 38 Minuten) produziert, in der slawische und spanische bzw. Latin-Elemente ganz harmonisch mit Jazz und Folk zu einer Art Weltmusik verschmelzen. Das dabei zum Einsatz kommende Instrument Nyckelharpa, ein vielsaitiges Streichinstrument mit Wurzeln im Mittelalter, der Multiinstrumantalistin Göttlichovás momentanes Lieblingsinstrument integriert sich dabei sehr unauffällig – könnte auch Geige oder vergleichbares Streichinstrument sein.

Nach der 2018 erschienenen Cd „O Ptácich A Rybách“, die es in den World Music Charts Europe bis auf Platz 3 geschafft hatte, ist es die 2. in Eigenregie aufgenommene CD der Mitgründerin der Mittelalter-Folk-Formation BraAgas.

Sehr gelungene Scheibe, was allerdings etwas stört, ist, dass einige Stücke etwas unvermittelt enden.

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Cordes Y Butons – Vivanda

Mit Zither, Geige, steirischer Harmonika und teils mehrstimmigem Gesang haben die drei MusikerInnen hier eine CD eingespielt, auf der 12 Titel über 43 Minuten mit teils vertrackten Rhythmen, teils ganz ruhigen Liedern abwechslungsreiche Stimmungen erzeugen.

Einiges klingt durchaus nach Einflüssen vom Balkan her, einiges scheint doch typisch für die Region Steiermark und Tirol zu sein. Es sind nicht alle, aber doch überwiegend Eigenkompositionen.

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Les Nomades de la Lande: À 8 milles des hautes terres, https://www.facebook.com/lesnomadesdelalande/ (GH)

Les Nomades de la Lande singen auf Französisch, geizen mit Infos und gehören zu denen, die kreativ gestylte, aber so gut wie unleserliche Beihefte lieben.

Bretonischkenntnisse sind eine Hilfe, ein Tonton Kernialen weist auf einen bretonischen Onkel hin, wie auch die Erwähnung des wunderschönen Ortes Maëlwinn (auf Französisch sehr viel weniger schön: Melgvin) in Finistère, Bretagne.

Und die Insel, von der im Titel die Rede ist, ist Hoëdic.

Sehr schön, bretonisch klingen sie aber nicht, sondern eher US-folkig, oder als ob sie aufmerksam bei Altmeister Graeme Allwright gelernt hätten. Also wunderschön und vielseitig.

Bandmitglied Ludo schreibt fast alle Texte selbst, ein anderer stammt von Charles Baudelaire,

neben den schmissigen Folkklängen gibt es Abstecher in den Rap, eine Menge von Instrumenten ist zu hören, und das alles ist schön und gut zu hören.

Les Nomades de la Lande: À 8 milles des hautes terres, https://www.facebook.com/lesnomadesdelalande/ (GH)

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Les Yeux d'la Tête  -  Bonne Nouvelle                                                    (www.leyuexdlatete.fr)

Frankofone Musik ist -von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen- nicht so wirklich meins. Trotzdem: Ohren auf! Hier haben wir eine absolut gelungene Mischung aus Swing, Balkanbeats, Chanson, Walzer und Rock, von allem ein bisschen. Dies ist das fünfte Album der Band um Benoit Savard und Guillaume Jousselin. Die Musik ist energiegeladen, mal aber auch lässig dargeboten, dann wieder im Up-Tempo; gute Partymusik besonders für Balkan-Fans. Mit Folk im engeren Sinne hat das Ganze weniger zu tun, eher mit treibender Pop-Rock-Polka-Party. Und die Instrumente sind perfekt beherrscht, der Gesang überzeugend. Was also will man mehr? Mein Favorit: „Mourir sur scene“

Frankofone Musik ist -von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen- nicht so wirklich meins. Trotzdem: Ohren auf! Hier haben wir eine absolut gelungene Mischung aus Swing, Balkanbeats, Chanson, Walzer und Rock, von allem ein bisschen. Dies ist das fünfte Album der Band um Benoit Savard und Guillaume Jousselin. Die Musik ist energiegeladen, mal aber auch lässig dargeboten, dann wieder im Up-Tempo; gute Partymusik besonders für Balkan-Fans. Mit Folk im engeren Sinne hat das Ganze weniger zu tun, eher mit treibender Pop-Rock-Polka-Party. Und die Instrumente sind perfekt beherrscht, der Gesang überzeugend. Was also will man mehr? Mein Favorit: „Mourir sur scene“

Belgische CD

Eine neue CD von Guido Belcanto wird immer mit Herzklopfen erwartet, und diese jedenfalls erfüllt alle Erwartungen! Auf dem Cover sehen wir den Meister im Unterhemd in einem ziemlich heruntergekommenen Zimmer auf dem Bett sitzen, müde sieht er aus, scheint nicht zu wissen, wie es weitergehen soll. Aber keine Angst, das Bild ist wie eine Illustration zum traurigen Lied über den Sänger Antoine, der auf einer Parkbank endet.

Im Original war das ein Lied von Townes Van Zandt, und bei den übersetzten Liedern auf der CD finden wir auch einen Titel von Bob Dylan und den alten Ohrwurm „Windmills of my mind“, auf Flämisch viel schöner: „In de kronkels van mijn geest“.

Ja, und die „Ghostriders in the sky“, und zur Melodie von „The Banks of Pontchartrain“ eine ergreifende Ballade über die Liebe zur „Meisje von het Meetjesland“, die Liebe endet so unglücklich, wie das nur bei Guido Belcanto passieren kann, aber der Sänger würde so ungefähr alles geben, um noch einen einzigen Tag mit ihr zusammenzusein.

Es ist aber längst nicht alles so melancholisch – wer auf dem Misthaufen des Lebens Rosen züchtet, kann schließlich kein Pessimist sein. „Rozen op de mesthoop van het leven“ ist ein weiteres umwerfendes Lied auf diesem umwerfenden Album!

Guido Belcanto: In de kronkelen van mijn geest“, Starman Records, www.starmanrecords.com (GH)

Linde Nijland ist bekannt als Interpretin der Lieder von Sandy Denny – dass sie selbst auch als Liedermacherin brilliert, wussten viele von uns bisher noch nicht. Der Beweis ist nun da: Sie kann’s. Die frischerschienene CD „Ten Years“ bringt mit wenigen Ausnahmen Lieder aus Linda Nijlands eigener Feder. Die Titel lassen es ahnen: Die Sängerin schreibt Stücke, die zu ihrem traditionell beeinflussten Stil passen: „My man is out a-sailing“, „Fishermen“, „The island“.

Dazu kommt das traditionelle „Tiny Sparrow“, in dem vor treulosen Männern gewarnt wird, und das zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankende „Was it you“ des 2010 verstorbenen englischen Songwriters Ewen Carruthers.

Linde Nijlands Stimme wäre stark und klangvoll genug, um die CD a-capella zu tragen, aber durch ihre Studiogäste –

allen voran Bert Ridderbos, der auf einer Vielzahl von Instrumenten brilliert – wird die CD ganz einfach perfekt.

Linde Nijland: Ten Years, Linden Tree Records, www.lindenijland.nl (GH)

Jack Poels kommt aus der Provinz Limburg und schreibt und singt in seinem heimischen Dialekt – der aus den niederländischen Dialekten herausragt: Ein Freund, der sich an der Uni Amsterdam immatrikulieren wollte, wurde dort freundlich begrüßt: „Sie sprechen aber schon gut Niederländisch, bestimmt lernen Sie es auch noch richtig.“ – Wenn es beim ersten Hören als fremd klingt, nicht verzagen, außerdem sind alle Texte im Beiheft abgedruckt. Und für Leute vom Niederrhein klingt vieles vertraut, allein schon die Sprachmelodie.

Jack Poels tritt auch mit der Band Rowwen Hêze auf, hier nun also Solo, es ist seine zweite Solo-CD (die erste haben wir hier beim FM verpasst, Skandal!). Auf dem Cover sieht er aus wie ein Landedelmann, und so klingt er auch, höflich, verbindlich, sanft, irgendwie ländlich. Und doch erinnert sein Gesang auch an den frühen Degenhardt! Er hat alle Texte selbst geschrieben und tritt hier auch als Übersetzer in Erscheinung. Ein Lied über einen alten Luftpostbrief (dünnes, brüchiges Papier) ist im Original von Jeff Tweedy, das Lied über die Morgensonne („Ochtendzon“) stammt von Ron Sexsmith. Jack Poels müssen wir uns merken, ein wunderbarer Geschichtenerzähler aus einem an großen Liedermachern wirklich nicht armen Land. Jack Poels: II. Snowstar Records, www.jackpoels.nl (GH)

From Napolito belo Horizonte

Antonio Onorato & Toninho Horta

Galileo-mc.de

Zwei Gitarristen, die wunderbare Stücke zum Klingen bringen. Herrliches zweistimmiges Spiel, zum Träumen, zum Arbeiten, zum Wohlfühlen, zum Tanzen, zum Einschlafen. Eine CD, die ich immer wieder hören kann. H

Die Quadratur des Kreises ist möglich. Jedenfalls in der Musik- manchmal. Und die scheint hier gelungen, denn das erste Stück auf der CD ist nicht traurig-melancholisch, wie es dem Fado zugeschrieben wird, sondern kommt frisch und fast fröhlich daher.

Belgische CD

WÖR aus Belgien kennen wir nun schon, haben ihre vorherige CD hochgelobt, und weil das Lob so hoch war, ist es schwer, das noch zu übertreffen. Und dabei hätten sie es verdient, die fünf Herren aus dem schönen und musikalischen Flandern werden immer noch besser. Das Repertoire auf dieser reinen Instrumental-CD stammt aus Sammlungen von Spielmannsmusik aus dem 18. Jahrhundert, die älteste von 1728, die jüngste von 1786. Wunderschön vorgetragen auf traditionellen Instrumenten mit kleinen Einsprengseln der Moderne wie dem Bariton-Saxophon. Sackpfeifen, Akkordeon und Carillon sorgen für den typisch flandrischen Klang, die CD heißt schließlich „Von Türmen“, und auf dem Cover ist logischerweise die Silhouette einer typischen flandrischen Stadt voller Glockentürme zu sehen.  Die Titel sind meistens kurz, „Berlo“ oder „Fiocco“, manchmal geheimnisvoll wie „BWV RdWÖRKed“. Immer wieder staunen wir, wie Melodien durch Europa gewandert sind, ein Stück auf dieser CD finden wir im Repertoire des legendären northumbrischen Pipers Billy Pigg, an anderer Stelle ist deutlich „Summ summ summ, Bienchen summ herum“ herauszuhören. Einfach wunderbar, eine musikalische Entdeckungsreise! Wör: About Towers, www.WeAreWord.com (GH)

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www.Galileo-mc.de

www.muziekpublique.be

Amer inÄt Veld, Marieke Werner und Vanessa Diaz Gil singen und spielen, Mateusz Macharek, Bass und Francisco Leal Vázquez, Trompete, begleiten die drei Frauen.

Beibuch mit Texte in Französisch, Englisch und Flämisch, Liedtexte meist in Spanisch.

Musik und Texte von Sura Solomon, Amber in’t Veld und Marieke Werner.

Die melancholischen Lieder mit verwundbaren Inhalten aus der Slam Poesie haben einen feministischen, transkulturellen Hintergrund mit israelischen Traditionen.-

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Galileo-mc.de

Jota Martinez mit dem Ensemble Alfonsi spielt Maus aus der Zeit Alfonsos den 10, dem Weisen. Mit originalgetreuen Instrumenten aus dem 13. Jahrhundert zum Ruhm der Heiligen Maria.

15 Jahre wurde an der CD gearbeitet. Instrumente wurden nachgebaut, Musiken gesammelt und weitere im alten Stil dazu gestaltet Es wurde eine wunderbare Musik mit großen Klangqualitäten, wie es sie auf diese Art meines Wissens bisher nicht gibt. Gewisse Ähnlichkeiten bestehen zu Orffs Carmina Burana. Eine bedeutsame CD!   ***** 5 FM-Sterne

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Galileo-mc.de

Zusammen mit ihrem Quartett bringt die Sängerin eine gute, klischeefreie Auswahl von romanischem Folkvom Mittelalter bis heute. Dazu Romalieder und rumänische Doina. Dazu mit Lieder von Jacques Brel, und Donizetti, Lied aus Neapel, Kastilien, Portugal, Frankreich, Talien.

Begleitet mit Cimbalon, Hirtenflöte Bandoneon, Gitarre und Bass haben ihre Lieder einen weichen, sehnsuchtsvollen und doch freudevollen Klang, der sicheinprägt.

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galileo-music.de

Sechs Musiker, die mit mehrstimmigem Gesang, schamanisch ausdrucksvollen Formeln, Perkussion mit Bass und Tamburin Hörer verzaubern. Tradition und Zeit vereinen sich. Wer die Urtöne des Zentralmassivs in Frankreich kennt, der wird vertraute Töne hören und gleichzeitig exotisch berührt werden. Wie die Sechs so mit ihren Stimmen arbeiten, dass sie fast ohne Instrumente aus kommen, ist bewundernswert.

Past the Gates  

www.cpl-music.de

Zarabi

www.galileo-mc.de

free dirt

www.galileo-mc.de

To Rory
Acoustic Tribute to Rory Gallagher
www.stotzem.com

und lebt in Köln, genauer gesagt in Merkenich, einem Dorf am nördlichen Stadtrand von Colonia.

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„Ich habe zwei Heimatländer. Und eins von ihnen werde ich immer vermissen…“

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Ein lustigen, etwas überladenes Cover weist auf einen verspielten Geist hin mit Wurzeln in der Karibik.

Wirklich schon fünf Jahre ist es her, dass von Salif Keita eine neue CD auf den Markt kam?

 ist eine der portugiesischen Musik verpflichtete Gruppe, die durch ihre Leidenschaft für den Fado zusammengekommen ist

ist ein Liedermacher aus den USA, seine neue CD ist live auf New Island aufgenommen und laut Pressetext der Höhepunkt seines bisherigen Schaffens.

Fluch_des_H.jpg.   Der Fluch des Hasen

Ein ganz anderes Märchenbuch

Wenn die tote Schwester des Nachts umgeht und nach ihrem Kind fragt, dann ist der Gedanke an die Brüder Grimm und „Brüderchen und Schwesterchen“ nicht weit – aber bei der koreanischen Autorin Bora Chung geht es hoch modern zu, und deshalb fragt die Schwester nicht „Was macht mein Kind, was macht mein Reh?“

Was der Bruder derweil treibt? Wird nicht verraten. Bora Chung bedient sich munter am internationalen Märchen- und Balladenschatz, immer wieder finden wir Vertrautes, und immer wieder fallen wir aus allen Wolken, weil es doch ganz anders ausgeht als erwartet.

Happy End und glücklich bis ans Ende ihre Tage? Eher nicht, eher Erlkönig, „in seinen Armen, das Kind ist tot.“

Aber oft ist auch die Frage, was denn überhaupt ein märchenhaft schöner Abschluss wäre. Ist es wirklich nur gut für das Dorf, von der Bestie befreit zu werden, der sie alle sieben Jahre ein Kind opfern müssen? Ist der Prinzessin tatsächlich damit gedient, den geliebten Prinzen unter unendlichen Anstrengungen von seinem Fluch zu befreien? Hat sich da schon mal irgendwer Gedanken gemacht?

Bora Chung tut es, und ihre Antworten sind umwerfend. Und es kann gewaltig modern werden, bei allen Balladenelementen – denn ist die unglücklich liebende Künstliche Intelligenz auf ihre Weise nicht auch eine Art verwunschener Märchenprinz? Und der Hase aus dem Titel? Der ist kein Prinz, aber niedlich ist er auch nicht, und wer immer schon einmal etwas über die noble Art des Verfluchens erfahren wollte, wird bei Bora Chung unschätzbares Wissen erwerben.

Bora Chung: Der Fluch des Hasen, Erzählungen, CulturBooks, 251 S., 24,--, übersetzt von Ki-Hyang Lee, http://www.culturbooks.de  (GH)

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Mord in den Cotswolds …die Cotswolds, diese romantische englische Landschaft, bergen allerlei Möglichkeiten, schaurige Verbrechen zu begehen.

Wir haben die englische Autorin Rebecca Tope ja schon heiß empfohlen, und jetzt geht es weiter mit der Lobhudelei.

Es gibt eine ganze Serie von Cotswolds-Krimis, in der Hauptrolle: Thea Osbourne. Ihr Mann ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, und nun muss sie sich in ihrem unwillkommenen neuen Leben zurechtfinden.

Um sich finanziell über Wasser halten zu können, andere Eindrücke zu bekommen und Zeit zum überlegen zu haben, verdingt sie sich aus Haus-Sitterin. Sie hütet also Haus, Garten, Tiere und was auch immer von wohlhabenden Leuten, die einen längeren Urlaub antreten wollen, in diesem Buch: eine Kreuzfahrt.

Kaum ist das Ehepaar, bei dem sie im ersten Buch einspringt, an Bord gegangen, schon findet Thea im Gartenteich einen Toten. Einwandfrei Mord, und sie war offenbar die Letzte, die ihn noch lebend gesehen hat. Er stand nämlich vor ihrer Tür, als Thea erst eine  halbe Stunde allein im Haus war – und die große Frage ist nun, was wollte er wirklich, außer sie im Dorf zu begrüßen? Denn er hätte eigentlich gar keine Zeit für Höflichkeitsbesuche gehabt, es war Melkzeit und er wurde dringend im Stall des familieneigenen Bauernhofs erwartet.

Einfach umwerfend, spannen und witzig ist dieser mit viel Ortskenntnis geschriebene Auftakt zur neuen Serie, und es ist schon abzusehen, dass die Lektüre süchtig macht.

Rebecca Tope: A Cotswold Killing, 414S., 7,99 £, http://www.rebeccatope.com/ (GH)

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Ein Krimi oder ein Science Fiction? Auf den neuen Roman von Zoë Beck trifft beides zu.

Er spielt in nicht allzu ferner Zukunft in Frankfurt und München, aber in beiden Städten hat sich einiges verändert. Die Umweltkatastrophe ist weit fortgeschritten, Waldbrände wüten an den Stadträndern, den Reichen geht es glänzend, den Prekären geht es dreckig – wir sehen also eine Entwicklung, die sich auch jetzt schon deutlich abzeichnet.

Harriet, die Hauptperson, wird, Auslöser: ein Waldbrand, mit Erinnerungen konfrontiert, an die sie sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht erinnern kann. Ihre Mutter ist tot, ihr Vater dement, wer kann ihr helfen, die falschen von den wahren Erinnerungen zu trennen? Und vor allem, herauszufinden, wer ihre Erinnerungen manipuliert hat, und warum?

Die Reise nach München und in die Vergangenheit wird zu einem Horrortrip, aber am Ende hat es sich für Harriet gelohnt. Harriet ist von Beruf Klavierbauerin, hat aber nur selten die Gelegenheit, ihr Handwerk auszuüben, sie hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und ist glücklich, wenn sie zwischendurch irgendwo ein Klavier stimmen oder einem trotzigen Kind Unterricht geben darf.

Es gibt wunderbar viel Klaviermusik in diesem Roman, und wir erfahren so einiges über das Innenleben von Klavieren. Und sogar, dass die Polizeisirenen in München auf eine Quarte eingestellt sind, ist hier zu lesen.

So viel Klavier gibt es sonst nur bei Ketil Bjørnstad (in seiner autobiographischen Romanfolge „Die Welt, die meine war“, im Osburg-Verlag), aber Klavier und Sci fi zu mischen, das schafft nur Zoë Beck!

Zoë Beck: Memoria, Suhrkamp Verlag, 281 S, 16,95,  https://zoebeck.blog/  (GH)

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Julia von Sandra Newman

Wer kennt nicht 1984, wenigstens vom Hörensagen? Orwells Dystopie über den totalen Überwachungsstaat. Die Geschichte von Winston Smith, der der Liebe in die Falle geht und zwar im doppelten Sinne, einmal verliebt er sich in Julia und diese Liebe bringt ihn in das Liebesministerium, wo O’Brien herrscht und ihn foltert. Denn im Liebesministerium bedeutet Liebe Hass. Dort zu landen ist nicht unbedingt schwer, denn es ist nahezu unmöglich nicht Denkkrim, Sexkrim oder sonst was für ein Krim zu begehen.

Sandra Newman nun, erzählt im Grunde die selbe Geschichte, nur halt aus der Sicht von Julia, die Maschinistin in der Fiktion ist, wo ihr auch Winston auffällt. Julia mauschelt sich so durchs System, macht Schwarzmarktgeschäfte, zeigt die richtige Form von Interesse am Staat und will einfach nur so geschmeidig wie möglich überleben. Doch durch die Maschen des Systems flutscht man nicht so leicht, und irgendwann steht sie vor der Alternative für die Partei als Spionin zu arbeiten, was ihr, genauso wie Winston, zum Verhängnis wird.

Sandra Newman hat Julia mit der Erlaubnis der Orwell Gesellschaft geschrieben, die Dialoge zwischen Julia und Winston, sowie Winstons Folterung, wurden eins zu eins übernommen. Die deutsche Übersetzung von Karoline Hippe orientiert sich an der Neuübersetzung von 1984 von Frank Heiberts, S. Fischer Verlag 2021.

Fazit in Neusprech: Doppelplusgut

Julia

Autorin: Sandra Newman

Übersetzerin: Karoline Hippe

Verlag: Eichborn

ISBN: 978-3847901563

Preis: 24,00 €

(Kabra)

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Eine Idee von Mord von Anne Holt

Kaum hat sich Selma Falk von ihrem 2. Fall –Ein notwendiger Tod-, den sie nur knapp überlebt hat, erholt, wird sie angeschossen, während sie mit zwei Freundinnen in einem Straßencafé sitzt. Linda, eine der Freundinnen, eine Parlamentsabgeordnete, wird getötet. Doch da Linda eher unscheinbar war, geht man zuerst davon aus, dass das Attentat Selma Falk galt, die sich ja so einige Feinde im Laufe ihrer Ermittlungen gemacht hat. Selma selbst hält es ebenfalls für möglich. Besonders, da sie einen Stalker hat. Mehrfach hat sie festgestellt, dass sich jemand in ihrer Wohnung aufgehalten und Dinge hinterlassen hat, die mit ihrer Kindheit in Verbindung stehen. Dann geschieht ein weiterer Mord: Eine Richterin wird erhängt aufgefunden und es kann keinesfalls Selbstmord gewesen sein.

Inzwischen bekommt der Journalist Lars Winther von seiner Chefredakteurin den Auftrag einer Ermittlung nachzugehen, die ein kürzlich verunglückter Kollege begonnen hatte. Lars ist erst nicht sehr interessiert, doch ein dem Ordner beigelegter USB Stick mit verschlüsselten Dateien, reizt ihn denn doch. Selma Falk, mit der er eine Art gegenseitige Hilfe-Übereinkommen hat, soll helfen. Dabei kommen sie Machtmissbrauch, Verschwörungen und Racheplänen auf die Spur.

Anne Holt schafft es immer wieder aktuelle politische Themen, mit einer spannenden Story zu verflechten. Auch im dritten Selma Falk Fall ist ihr das gelungen. Auch überraschend, wie Anne Holt es gelingt, nicht unbedingt sympathische Ermittlerinnen zu schaffen. Selma Falk ist oberflächlich betrachtet eine charmante, kluge, mutige Frau, aber sie ist auch opportunistisch, unehrlich und rücksichtslos. Eine ihrer Erkenntnisse in diesem Buch, frei zitiert:

Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn die Menschen sich die Mühe machten, mehr zu lügen!“

So richtig zustimmen, kann ich ihr da nicht! Aber das Buch kann ich ehrlich empfehlen.

Eine Idee von Mord Autorin: Anne Holt Übersetzerin: Gabriele Haefs Verlag: Atrium ISBN: 978-3-85535-125-1 Preis: 23,00 € (Kabra)

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Spreewald, da denken wir doch eher an Gurken als an Morde. In diesem Buch werden dermaßen exzessiv Spreewaldgurken serviert, dass sie den armen Gästen fast zu den Ohren wieder rauskommen. Das liegt aber nicht daran, dass die Leute im Spreewald nicht mehr ganz bei Verstand wären – dieses gurkenreiche Menü wurde von einem Verleger aus Köln bestellt, der seine StarautorInnen und die seiner Meinung nach maßgebliche Rezensionsschar zu einem literarischen Wochenende eben in den Spreewald einlädt. In der Hoffnung auf schöne Artikel, auf Rezensionen, auf Verkaufserfolge.

Das geht natürlich alles schief, wir haben es hier ja schließlich mit einem Krimi zu tun.

Doch ehe der Mord geschieht, führen die Versammelten einen wahren Jahrmarkt der Eitelkeiten auf, sei es nun die Philosophin, die eine Ideengeschichte des Penis geschrieben hat und sich mit ihren Liebhabern grundsätzlich siezt, weil man das alles nicht so persönlich nehmen soll, oder der angejahrte Autor, der mit seiner schleimigen Altherrenerotik brilliert.

Mittendrin: Krimiautorin und Gelegenheitsdetektivin Linn Kröger. Die den Mord aufklären, aber feststellen muss, dass im Spreewald alle zusammenhalten, was Aufklärungen aller Art doch sehr behindert.

Witzig und spannend, und wer jetzt denkt, ja, ja, die Literaturszene, wird beim Lesen bald merken: Nur ein paar Namen und Requisiten austauschen, und schon sind wir mitten in der Musik.

Isabel Rohner: Gretchens Rache, Ulrike Helmer Verlag, 200 S., 14,-- www.ulrike-helmer-verlag.de (GH)

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Lokalkrimi

Reinhard Rohn haben wir ja schon häufiger gelobt, und nun hat er einen neuen Krimi, natürlich aus Köln. Der Ermittler Schiller, den wir aus zehn früheren Romanen kennen, wird in diesem nur im Nebensatz erwähnt, denn  hier tritt der neue Romanheld auf, Robert Faller (die Älteren unter uns denken hier vielleicht an den Serienstar Robert Fuller und haben gleich ein Bild vor Augen …) Faller ist ein ehemaliger Starjournalist, der sich vor vielen Jahren aufgemacht hatte, um eine Verschwörung der Bilderberger aufzudecken – ihm waren Informationen zugespielt worden, diese Schurken wollten das Bargeld abschaffen. As damals unvorstellbar schien! Und es stimmte auch nicht, und der Schwindel flog auf und Fallers guter Ruf ar ruiniert. Seither schlägt er sich mit Aufträgen durch, die eigentlich eit unter seinem Niveau liegen, Firmenchroniken z.B. Zu Beginn des Buches ist er in einem elenden Zustand, seine Freundin ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, und als ihn die Tochter einer Kollegin von früher aufsucht, weil ihre Mutter verschwunden ist, sieht er zunächst keinen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen. Den sieht er auch nicht, als der ungeheuer reiche Bankier Wartenstein, der bei allem, was in Köln wichtig ist und Geld bringt, seine Finger mit ihm Spiel hat, ihm anbietet, für ein traumhaft hohes Honorar die Chronik der Bank zu schreiben. Und dabei war es doch Wartenstein, der Faller damals die Falle gestellt hat … Aber natürlich gehen ihm die Zusammenhänge nach und nach auf, und wir lernen, dass der Kölsche Klüngel noch viel ärger ist, als allgemein behauptet wird. Ein spannender Krimi also mit viel Witz und Lokalkolorit und einer Menge interessanter Typen, wie es sie – vielleicht - nur in Köln gibt (perfekt wäre der Lesegenuss, wenn der Autor endlich begönne, in Wennsätzen nicht mehr „würde“ zu schreiben!). Reinhard Rohn: Faller und der Pate von Köln, Emons Verlag, 287 S., www.emons-verlag.de, 14,-- (GH)

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Regionalkrimi

Die Region ist irgendwo in den Alpen, auf der österreichischen Seite, die Orte sind fiktiv, was sicher klug ist, es geht da wirklich extrem verbrecherisch zu. Es sind die Nächte um Silvester herum, ein Blick auf die Karte der Bezeichnungen im Atlas der deutschen Volkskunde verrät uns, dass „Rauhnächte“ vor allem dort im Süden üblich ist, im Norden gab es eher neutrale Bezeichnungen wie „die Zwölften“. Im Süden scheint auch das Brauchtum ausgeprägter zu sein, bekannt sind die kunstreich geschnitzten Masken, mit denen die Männer in den zwölf Nächten durch die Gegend laufen. Gleich zu Beginn des Buches wird das einem Silvestertouristen zum Verhängnis: Er spießt sich bei einem ungeschickten Sturz mit dem Horn seiner eigenen Maske auf und ist tot. Der Dorfpolizist tut das als Unfall im Suff ab und verschlampt auch gleich mögliche Beweisstücke. Der aus Salzburg herbeigerufene Kommissar (oder, wie es dort amtlich heißt: Major) hat da so einige Zweifel, ist der Kollege vor Ort wirklich unfähig, oder versucht er, den Dreck des Dorfes unter den Teppich zu kehren? Lisa, die in München arbeitet, besucht zur selben Zeit ihr Heimatdorf, um mit ihren Großeltern Frieden zu schließen, worauf die jedoch gar keinen Wert legen. Der Major stellt fest, dass schon mehrere Männer, alle im selben Alter, alle zur selben Freundesclique gehörig, bei überraschenden Unfällen verstorben sind. Lisa dagegen kann nicht begreifen, warum seit mindestens zehn Jahren während der Rauhnächte immer eine junge Frau aus dem Dorf verschwindet, zu Dreikönig wieder auftaucht, sich aber an nichts erinnern kann, oder will. Besteht womöglich ein Zusammenhang zwischen beiden Ereignisfolgen? Und warum zucken, als die 16 Jahre alte Katharina verschwindet, ihre Eltern nur mit den Schultern und sagen: „Die wird schon wiederkommen“? Natürlich gibt es Zusammenhänge zwischen den verschwundenen Frauen und den verunglückten Männer, wir haben es schließlich mit einem Kriminalroman zu tun, aber um die zu ergründen, müssen wir Lisa und Max (so heißt der Major) bei ihren hochdramatischen Ermittlungen begleiten.

Gerold/Hänel: Rauhnächte: Sie werden dich jagen. Fischer Verlag, 392 S., 11,90. https://haenel-buecher.weebly.com  (GH)

Boris Meyn schreibt Hamburgensien. Als pensionierter Städteplaner ist er Fachmann und Historiker.

Mit seinen Krimis um Kommissar Bischof vervollkommnet der noch die historische Sicht Hamburgs, die Petra Oelkers so treffend in ihren Romanen schildert.

Boris Meyn schafft, was nur wenig schaffen: Seine Romane sind gute Literatur, sind ausgezeichnet recherchierte Hamburggeschichte und sie sind spannende Kriminalromane. 

Eine Serie, die überzeugt, bildet und ausgezeichnete Lektüre ist. 

Sehr zu empfehlen.  h

Rowohlt

Frau Maier macht Dampf: Frau Maiers 5. Fall (Frau Maier ermittelt)

Frau Maier ist eine alte Bekannte (zuletzt FM 337), und bestimmt ist sie die sympathischste Privatermittlerin, die derzeit in deutschen Krimis Leichen im Keller findet. Oder diesmal in einem Swimming Pool. Frau Maier, die zu Beginn der Serie eher einsam und verhuscht wirkte, wächst immer mehr über sich hinaus. Nun geht sie gar auf Reisen, und zwar in ein Wellness-Hotel in der Steiermark. Natürlich nicht aus eigenem Antrieb, bei einem Preisausschreiben gab es eine Woche dort zu gewinnen, und Frau Maier muss die Reise für eine Freundin antreten, die sich das Handgelenk gebrochen hat. Luxushotel und Preisausschreiben, das klingt nach Erich Kästner und „Drei Männer im Schnee“, aber hier schneit es erst, als alles geklärt ist. An Verwicklungen aber braucht sich Kremser vor Kästner nicht zu verstecken, und die Romantik kommt auch nicht zu kurz, denn Frau Maier legt sich einen schicken grünen Badeanzug und pinken Nagellack zu. Kein Wunder, dass die Herren im besten Alter sich die Schnurrbartspitzen zwirbeln. Nur, wie gesagt, die Leiche im Swimming Pool - wie ist sie dort hingeraten und wer steckt dahinter, und war es überhaupt die erste Leiche, die das vermeintliche Wellnesshotel zu beklagen hat? Wie Frau Maier das alles klärt, ist ebenso witzig wie spannend beschrieben, ein Lesegenuss, wie alle Frau-Maier-Bücher. Jessica Kremser: Frau Maier macht Dampf, 279 S., 13,90. Pendragon, www.pendragon.de (GH)

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Max Annas hat schon oft gezeigt, dass er sich an den exotischsten Orten auskennt: in der DDR, im Finsterwalde der Zukunft, im Südafrika der Gegenwart – und nun führt er uns in wirklich geheimnisvolle Welten: in die Eifel. Wo die Orte Körperich heißen (-ich-Endung weist auf keltische Ortsgründung hin), wo das Ältestenerbrecht in den Bauernfamilien viel böses Blut schafft, die Flurbereinigung nie verziehen wurde und die Glocken in der Karwoche nach Rom fliegen. Dann müssen die Kinder im Dorf mit Holzklappern die Glocken ersetzen, was in diesem Buch passiert. Es geht nämlich vor Ostern los. Sanne und Ulrike, die jugendlichen Heldinnen, haben allerdings noch ganz anderes zu tun. Es ist 1978, die Fußball-WM in Argentinien rückt näher, alle Kinder sammeln Fußballerbilder, aber immer fehlen welche. Weshalb die beiden kurzentschlossen im Postamt das RAF-Fahndungsplakat klauen und sich passende Fußballbilder herausschneiden. Dorfpolizist Reiter steht kurz vor einem Herzinfarkt: ein terroristischer Anschlag in seinem Revier! Dass gleich um die Ecke ein Mord passiert, ist darüber leicht zu übersehen. Aber wir haben ja Sanne und Ulrike, die von ihrem Aussichtsposten auf dem Hochsitz die Geschehnisse im Dorf im Auge behalten. Die Eifel, mit ihrer Nähe zu Luxemburg, Belgien und Frankreich, ist uraltes Schmugglerland, aber auch Fluchtroute, wobei wir wieder bei der RAF wären, und wie das alles zusammenhängt, und was das mit den fortgeflogenen Glocken zu tun hat, erfahren wir im neuen Krimi von Max Annas.

Max Annas: Der Hochsitz, 271 S., Rowohlt Verlag, 22,-- https://www.rowohlt.de/autor/max-annas-2368 (GH)

Vom Arabischen Frühling war in letzter Zeit viel die Rede, Rückblicke, was ist davon geblieben. Guter Grund, noch einmal einen Blick in einen Krimi zum Thema zu werfen, der zwar schon vor einigen Jahren erschienen, aber immer noch aktuell und immer noch lieferbar ist.

Sophie Sumburanes erster Krimi spielt zwar vor allem in Leipzig (viel Lokalkolorit), aber es gibt Verbindungen nach Kairo, und die sind viel enger als zunächst gedacht. Indiz: In beiden Städten gehen Täter wie Opfer im KFC essen, in beiden schmeckt es dort gleich scheußlich! Eine Geschäftsfrau wird ermordet, und alles weist daraufhin, dass der Mörder ein bei ihrer Firma angestellter ägyptischer Ingenieur ist. Natürlich ist das alles nicht so einfach, zumal da offenbar zwei Ägypter ein und ausgegangen sind, oder vielleicht doch nur einer? Warum sollte der dann aber unter zwei Namen auftreten? Und was hat er in Kairo gemacht, ehe er nach Leipzig gekommen ist? Dann ist da noch der Ex der Ermordeten, ein von Anfang an unsympathischer Macho mit dem Tenornamen Leander Lore – in welcher Verbindung steht der nun wieder zu allem?

Kommissarin Charlotte Petzold hat mehr als genug zu tun, um diesen Fall zu klären – und ihr neuer Assistent Mario Lasslo erkennt, dass das Polizistenleben ganz anders ist, als er erwartet hatte.

Ein neuer Krimi von Sophie Sumburane ist für nächstes Jahr angekündigt, hoffentlich wieder mit diesem hinreißenden Duo!

Sophie Sumburane: Gefährlicher Frühling, Pendragon, 280 S. 12.99 www.pendragon.de (GH)

Gunter Gerlach ist ein Hamburger Autor von Kriminalromanen mit überraschender Wendung und von Erzählungen mit groteskem Schluss. Außerdem ist er der Erfinder der im ganzen Land berühmten Lesungsreihe Literaturquickies. Nun ist er schwer erkrankt, und über Crowdfunding haben seine Fans dafür gesorgt, dass ein letztes Buch erscheinen kann. „Ein falsches Wort und du bist tot“ versammelt Erzählungen, einige von denen, nach denen das Publikum auf Lesungen verlangte wie nach einem Superhit, und viele bisher unveröffentlichte. Die Geschichten entführen uns u. a. in eine nicht allzu ferne Zukunft, wo die Obrigkeit die Wohnungen auf Sauberkeit untersuchen lässt und wo niemand allein wohnen darf, wer keine Beziehung hat, gilt als verdächtig. Was aber machen die, denen einfach keine Zweisamkeit gelingen will? Bei Gunter Gerlach finden sie natürlich eine Lösung, auf die niemand sonst gekommen wäre. Ein betrogener Ehemann wird mit einer Scheibe Schinken aus dem Kamin gelockt – das mag verwirrend klingen, aber bei Gunter Gerlach ist dieses Vorgehen von überzeugender Logik.

Des Autors Vorliebe für Krimis kommt in der längsten Erzählung des Buches zum Ausdruck: Ein Roadmovie, in der die Helden durchs Ruhrgebiet gondeln und unter dem Vorwand, Hering in Senfsoße zu brauchen, Supermärkte ausrauben (was natürlich auch nicht ganz so verläuft, wie die kriminellen Herren es sich gedacht haben, zumal, wenn der Laden gerade nur Hering in Tomatensoße im Angebot hat). Wir erfahren, wie das wirklich war, als Abel seinen Bruder Kain umgebracht hat; dass es nämlich so war und nicht andersrum, und wie gefährlich es sein kann, wenn Vorname und Nachname einer Person nicht zueinander passen. Hinten auf dem Cover ist Gunter Gerlach zu sehen, mit einem Hund aus einer Mauer hervor. Wer im Französischunterricht interessante Texte gelesen hat, denkt hier an Marcel Aymé und „Der Mann, der durch die Wand gehen konnte“, und bestimmt haben Aymés Erzählungen den jungen Gunter Gerlach irgendwann inspiriert. Seine Personen sprechen jedenfalls dem Wein so gern zu wie die von Marcel Aymé, und so oder so, die Geschichten machen süchtig, sie machen den Abschied von diesem wunderbaren Autor doppelt bitter und sind doch ein großer Trost und ein reines Lesevergnügen.

Gunter Gerlach: Ein falsches Wort und du bist tot. Erzählungen. Literatur Quickie Verlag, 978-3-945453-76-6, 19,-- https://www.literatur-quickie.org/ GH)

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Regionalkrimi, Pendragon Verlag, 283 S., 13.90 www.pendragon.de (GH)

Endlich ein neuer Krimi von Volker Pesch,

und auch hier schlagen wieder die Ostseewellen an den Strand, es gibt viel Lokalkolorit (diesmal vor allem von Warnemünde) und eine interessante neue Kommissarin, Doro Weskamp, die aus Kiel stammt und auch nach vielen Jahren in Rostock noch als Zugereiste gilt. Sie nimmt es aber gelassen hin, warum sollte es in Rostock anders sein als überall sonst? Natürlich geht es, wie immer in einem anständigen Regionalkrimi, um die Befindlichkeiten der Einheimischen, aber auch eben um mehr als das. Anfangs wird ein Traditionsschiff versenkt, ein junger syrischer Flüchtling, der sich an Bord befand, ertrinkt.

Galt der Anschlag dem alten Segler (Konkurrenten, die sauer sind, weil die Kundschaft die Traditionsschiffe vorzieht?) oder dem Geflüchteten? Natürlich ist alles ganz anders, und die Aufklärung führt die Kommissarin und uns damit viele Jahrzehnte zurück, zu den Sünden der Väter sozusagen. Die geradezu biblisch die nachfolgenden Generationen immer weiter heimsuchen. Stichwort. Kriegsenkel und der relativ neue Forschungsbereich der Epigenetik. Und weil es biblisch wird, hat der aus früheren Krimis von Volker Pesch bekannte Polizeiseelsorger Tom Schroeder ebenfalls einen Auftritt und gerät tiefer in die Ermittlungen, als ihm möglicherweise lieb ist.

Volker Pesch: Der letzte Grund, Pendragon Verlag, 283 S., 13.90 www.pendragon.de (GH)

lebentot.jpg  Das schöne Leben der Toten von Milena Moser und Victor-Mario Zaballa

Jeder Mensch, egal welcher kulturellen Prägung, stellt sich irgendwann einmal die Frage: Was geschieht eigentlich nach dem Tod? … und beantwortet sie sich entweder mit: „Keine Ahnung!“ oder nach religiöser, kultureller Prägung. Meistens vermeiden die meisten Menschen es jedoch an den Tod zu denken, wobei dieser doch die einzige Gewissheit im Leben ist. In der mexikanischen Kultur werden die Toten gefeiert, sie werden am Diá de la Muertos eingeladen mit den Lebenden zu feiern. Genau genommen werden sie gelockt, denn die Verbindung zur Welt der Lebenden sind Essen, der Duft von Blumen und Freundschaft.

Doch es ist nicht nur dieser Tag, es ist diese generell andere, eher freundschaftliche Haltung dem Tod gegenüber, die zu diesem Buch geführt hat. Milena Moser, Schriftstellerin, Schweizerin und seit fünf Jahren in den USA ansessig und Victor-Mario Zaballa, bildener Künstler toltekischer Herkunft , leben zusammen, arbeiten zusammen, sind mittlerweile verheiratet und der Tod ist für sie beide keine abstrakte Möglichkeit in ferner Zukunft, sondern täglich präsent, denn Zaballa hat mehrere lebensbedrohliche Erkrankungen, die ihn weder in seiner Kreativität noch in seiner Lebensfreude behindern. So gestaltet er regelmäßig auf der SomArt in San Francisco einen Altar zum Dia de los Muertos und auch im Hause Moser-Zaballa werden die lieben Verstorbenen an diesem Tag mit Essen, Liebe und Blumen gelockt, einen Abend mit den Lebenden zu verbringen. Die Toten müssen gelockt werden, denn ihnen geht es nach mexikanisch/toltekischer Auffassung sehr gut in einer der vielen Jenseitsmöglichkeiten.

Es ist ein heiteres Buch, über Freundschaft, Liebe und Tod und alles was das Leben sonst noch ausmacht. Es kein langes Buch, gerade einmal 128 Seiten, illustriert mit Fotos von Victor Zaballas Altären und Zeichnungen, doch es ist auch ein gehaltvolles Buch und ein tröstendes. Ich kann es nur empfehlen.

Das schöne Leben der Toten von Milena Moser & Victor-Mario Zaballa, Verlag: Kein & Aber, ISBN 9783036958187, Preis 19,00 €

(Kabra)

Regionalkrimi. NACHTENGEL

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Liedermacher, Rock-Pop

Bernhard Eder – Golden Days

Unprätentiöse Musik, nicht so ganz das, was man von Liedermachern erwartet, mehr rock-pop- artig, mit ein wenig Latineinflüssen. Nichts Ungewöhliches also bis auf die eingespielten Geräusche, die mir nicht so ganz zur Musik zu passen scheinen- möglicherweise erklären die sich aus den (englischen) Texten, die teils kryptisch sind, aber durchaus kritische Bezüge zur Realität zeigen, auch wenn sie sich viel um die eigenen Befindlichkeiten zu drehen scheinen.

Der Multiinstrumentalist Eder hat hier mit Unterstützung von 6 weiteren Musikern und Musikerinnen eine durchaus interessante Scheibe von fast 50 Minuten Spielzeit mit 10 Stücken abgeliefert, wobei sich die Vielschichtigkeit der Musik nicht gleich beim ersten Mal hören erschließt.

Die Produktion wurde von ÖST.MusikFands unterstützt.

www.bernhardeder.net

TRON21

v-zero

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DVD zum Thema Minnesang

Ach, hätte Oswald von Wolkenstein das noch erleben können … aber wir können,

und diese DVD bringt ganz viel Musik, so, wie wir uns eben vorstellen, dass es im Mittelalter geklungen hat.

„Glanzlichter aus sieben großen Jahren“ verheißt das Cover, und das ist sicher richtig, und es ist schöne, aufregende und aufwühlende Musik versammelt.

Sogar die Merseburger Zaubersprüche sind vertreten, und damit ist alles gut. D

er Verkaufserlös geht an die Aktion „Rettet das Falkensteiner Minneturnier“,

Bezug über Dingo Musik und Theater e.V., Guderoder Weg 6, 34369 Hofgeismar. www.minnesang.com

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Dieter Vatter, das ist so einer, der viel bekannter sein müsste. Seit 1977 schreibt er Lieder, und nun hat er eine neue CD, die es verdient, tausendfach und mehr gehört zu werden. Es fängt ein bisschen jazzig an, mit einer Aufforderung zum Tanz, und eigentlich klingt er hier wie Degenhardt vor langer Zeit. Das soll jetzt nicht heißen, dass er kopiert oder sowas, es ist sicher einfach die Zeit, die beide geprägt hat. Dieter Vatter, der in einem Ort namens Dietersheim wohnt (wenn es ein Zufall ist, dann ist das noch schöner!), steht also einerseits für Lebensfreude, andererseits aber beobachtet er auch scharf die Abartigkeiten, die sich gerade mal wieder auftun. Titel wie „Corona“, „Aluhüte“ und „Straßenkleber“ sagen doch genug. Er kann sehr melodiös sein, dann wieder wütend, immer trifft er den Ton genau. Und wahr, wahr, wahr seine Mahnung: „Mit Nazis geht man keinen Schritt!“ Dieter Vatter: Liedermacher,

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (GH) Dieter Vatter, Walddachsbach 12, 91463 Dietersheim

Ensemble Hirundo Maris - El Cant de la Sibilla & Draumkvedet Leika 

Hirundo Maris.  Poésie et musique 

Das Ensemble Hirundo Maris  = (hirundomaris.com)  Arianna Savall, Petter Udland Johansen bringt uns traumhafte, mittelalterliche  Weihnachtsmelodien und - Lieder des Mittelalters. Mittelpunkt der CD sind "Das Lied der Sybille" mit seinen Prophezeiungen  in gregorianischer Musik und das norwegische Traumgedicht "Draumkvedet" mit einer Traumreise zu Himmel und Hölle, Fegefeuer und Paradies. Der Winter mit seinen 12 Rauhnächten und Träumen wird heraufbeschworen, düster, magisch, kalt. 

Die mittelalterliche Musik wird besonders auf der iberischen Halbinsel gepflegt. Sie wurde zum immateriellenWeltkulturerbe erklärt.

Das Ensemble tritt weltweit auf, und die Weihnachtsmusiken der CD bringen einen  musiklaisch schönen Gegensatz zu den üblichen Weihnachtsliedern,  der Musikliebhaber bereichert. h

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John Vincent III ist ein Liedermacher aus USA, genauer gesagt aus Kalifornien, und das hört man, hohe Stimme und so, alles sehr melodisch und ein bisschen melancholisch.

Angedeutet hippiehaft, aber die Titel der Songs sind viel folkiger als die Musik selbst: „Highway Woman“ und „Bluebird Singing“.

Er hat alle Lieder selbst geschrieben, und jemand, der einfach so „like a rolling stone“ schreibt, aber so, dass es nicht wie ein Klischee klingt, verdient auf jeden Fall Respekt!

Und sein hervorragendes Gitarrespiel bekommt das nächste Lob.

John Vincent III: Songs for the Canyon, www.johnvincentiii.com (GH)

Starkult Promotion, Merowingerstr. 57, 40225 Düsseldorf

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„Dunkel wie die Nacht, rot wie die Liebe“, was für ein Presseinfotext, da möchte man doch glatt weiterdichten. Aber das kann Mathias Schüller viel besser, und auf seinem neuen Album geht es gleich mit dickem Wumms los, und zur dumpfen Trommel singt er im Stil des frühen Udo L #

– wunderbar, vielleicht würden nicht alle dem Presseinfo zustimmen, dass „mal heiß, mal feucht, immer leidenschaftlich“ verspricht, aber schön zu hören ist es allemal.

Gleich das zweite Stück ist dermaßen fein gereimt und hinreißend vorgetragen, dass man beim Hören unweigerlich zum Fan wird.

Alle Stücke hat er selbst geschrieben, und die „Lyrics“ (ach, Presseinfos, durchaus und immer wieder grauenhaft) sind ihm wichtig, lesen wir, und wir hätten es auch so gehört und wären begeistert gewesen.

Kleine Warnung: Folkig ist das alles gar nicht. Mathias Schüller: Dunkel:Rot, Timezone Records, www.timezone-records.com (GH)

Timezone, Weißenburger Str. 4, 49076 Osnabrück

Fantasy Folk Rock, Pagan Folk, mit deutschen Texten. Titel wie "Setzt die Segel", "Pan" oder "Insel am Rande der Zeit" sprechen für sich. Sicher etwas für Mittelalter Fans. Wer Bands wie Santiano mag, liegt auch mit dieser CD richtig.

Andreas Albrecht - Nach außen, nach innen"     Silberblick Musik 12028

Seit Ende der achtziger Jahre, so liest man, ist der Künstler in der Berliner Szene aktiv. Als Sänger, als Pianist, als Produzent. Der Mann beherrscht seine Instrumente, derer vielerlei, hat auch den größten Teil davon selber eingespielt. Das Cover und Booklet sind sehr gekonnt gemacht. Die Texte allerdings sind sehr, sehr frei. Das muss man mögen, ebenso wie das Konzept "zwei unterschiedlicher Stimmungen, nebeneinander gestellt und miteinander korresponierend". Mehr kann man dazu nicht sagen.

Das vierte Album der Songschreiberin und Sängerin mit einer markanten Stimme. Die Musik: Exzellent und abwechslungsreiche Songs, komponiert und arrangiert gemeinsam mit dem Cellisten Christoph Schenker und hochprofessionell umgesetzt mit Band und Gastmusikern, mal fast kammermusikalisch, mal im Pop-Gewand oder auch jazzig, mal in kleinerer Besetzung, mal mit zusätzlichen Musikern, fast durchweg schwer und melancholisch daherkommend. Die Lyrik: Künstlerisch erstklassig, fordert sie den Zuhörer und will seine ganze Aufmerksamkeit. Die Themen der Songs: Vertreibung, Krieg, Flucht, Massensuizid, Tränen... Und da stellt sich die Frage: Wenn man auch von dem Gesamtkunstwerk (samt sehr sorgfältig gestaltetem Booklet) durchaus begeistert sein kann und muss, und Schmidt ganz sicher nicht eine Vertreterin  bekannten deutschen Allerwelts-Songwritings ist, sondern sich in puncto Niveau über alle Maßen heraushebt, stellt sich für mich hier die entscheidende Frage: Für wen, oder: warum schreibt man solche Texte?

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Rock, Funk, Country

Don Alder – Won’t be Home

Gitarrist und Sänger Don Alder spannt hier mit seinen Mitmusikern einen musikalischen Bogen von Jazz nach Art von späten Jeff Beck über Funk bis zu Country auf. Abwechslungsreich arrangiert, wobei neben den üblichen Instrumenten (E-Bass,Gitarren, Keyboards, Drums) auch Kontrabass und diverse Streichinstrumente, Harmonika, Pedal Steel Guitar und Harfe zum Einsatz kommen.

Ein wenig gestört hat mich, dass öfter mal der Gesang von Melodieinstrumenten überlagert wird. Aber eine sehr hörenswerte Scheibe.

Für Freunde von Rock, Funk, Country. 40 Minuten Hörgenuss.Susanne Schwager

<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!;

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Matthias Greulich alias Rokotak aus Bautzen hat hier sein zweites Album veröffentlicht. Musik und Texte erinnern entfernt an Element of Crime. Die Mitmusiker Lars Friedrich und Lex Hendrikson – Drums, Tomas Kreibich-Nawka - Keyboards leisten gute Arbeit. Gesanglich ist das hier sicher so gewollt, aber nicht ganz meine Welt. Die Texte sind manchmal schwer verständlich und etwas mulmig gemischt. Sicher aber etwas für Freunde und Fans.

David Lübke - Fahrender Sänger (CD)

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Fahrende Sänger - Volklieder von der Sänger-Walz - David Lübke

www.david-luebke.de

Als ich die CD mit dem Cover sah, war mein erster Gedanke: Der hat Gespür und ist noch jung. Als ich den beigelegten persönlichen Brief las ( Mit Empfehlung von Jens Komnnick und Jörg Fröse ), da war mir klar, dass der David einer unserer Garde ist, ein echter Folkie mit einem Schuss ironischer Romantik der Wandervögel. Einer von der Basis, von Mensch zu Mensch, so, wie hier auf dem Rabenhof. Eine Überraschung, vielleicht auf andere Art aber mit ähnlicher, nachdenklicher Intensität und Freude, wie die "Wandervögel" mit Brian Benner aus Wien, die wir hier hatten. 

Entsprechend ist die Liedauswahl, weniger nach dem Thema "Walz", wie bei pitter, bei Peter Rohland, sondern nach Liedern, die ankamen, als er in Pandemiezeiten auf der Walz war und per Anhalten einige Monate lang anklopfte, wo Liederfreunde sich auf Musik freuen. Und das geht. 

Ich habe David angerufen und warte auf seinen Rückruf, um vielleicht auch seinen Brief abzudrucken und ihn auf den Rabenhof einzuladen, denn schließlich serden fast alle seiner Lieder bei uns gesungen. Und ich habe eine gute Zahl von Liedern gemacht, die gut zu ihm passen würden, wenn er seinen eigenen Stil entwickelt hat.

Er beginnt mit einem meiner Lieblingslieder, dem traurigen Herbstlied von Eckard Wenzel, Es folgen sorgsam ausgewählte, teils kritische und nachdenkliche Lieder  (u.a. von Wader und Kramer), die ich nicht als Folkschlager bezeichnen möchte, sondern als Liedermacherpoesien, die auf dem Weg sind, unvergessliche Volkslieder für Eingeweihte zu werden. Und das sind: Der Deserteur, der Verstoßene, Im Garten, Der verlorene Sohn, And're, die das Land so sehr nicht leibten, Jetzt fängt das schöne Frühjahr an, Sag' mir, wo die Blumen sind, Namenlose, Mein ganzer Reichtum ist mein Lied, Heute hier, morgen dort und dann das unverzichtbare "Wenn ich ein Vöglein wär'". (Laufzeit 4:19)

David singt mit einer weichen, melodischen, liedfreudigen Stimme und nimmt die Zuhörer mit auf seine Reise. Es stimmt mich froh, wenn ich seine CD nun zum dritten Mal höre.Begleitet wird David von einigen der besten heutigen Folkmusikanten Norddeutschlands: Jens Kommnick - Gitarre, Mortiz Brümmer -Cello, Filip Sommer - Bratsche/Mandoline, Jörg Fröse - Concertina.

Sieh' mal auf seine Webseite, wie er auf dem Dach singt und klampft wie "The fiddler on the roof"aus Anatewka.

Das  Lied "Willkommen zu Haus" von Deiner Netzseite hätte ich gern. Den Text kann ich nicht ganz heraushören.

Die CD "Fahrende Sänger" ist ein Leckerbissen für Folkies, Herzenssänger und alle Folk- und Volksliedfreunde. Auf eine 2. CD dieser Art würde ich mich freuen.   

Viel Erfolg wünscht Dir hedo  

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Steve Leon & the Accusations – Louche

Der Gründer dieser Alternativ-Country- Band, Seve Leon Michielsen, seines Zeichen Songwriter (=Liedermacher?) und Gitarrist,  hat sich nach diversen Engagements in Punk- und Indie-Bands entschlossen, sich jetzt seinen Lieblingssparten, Country und Folk zu widmen und gründete diese Band zusammen mit vier anderen Musikern und seiner Frau. Und im sommer 2022 nahmen sie diese EP mit fünf Songs und etwa 20 Minuten Spieldauer auf. Alles wurde bis auf die Enddigitalisierung mit analoger Technik aufgenommen und abgemischt.

Nun kann man unter Alternativ-Countra natürlich alles Mögliche verstehen, wenn es nur ein wenig nach Country klingt. Ich habe die Musik als Pop mit Country- Einschlag empfunden. Solide produziert, sauber eingespielt, teils mehrstimmiger Gesang und Instrumente wie Pedal Steel Guitar und Banjo steuern das Country- Feeling bei, die Songs selber haben bei mir aber nicht wirklich gezündet. Das dürfte aber Geschmackssache sein.

Geplant ist, auch eine Vinylscheibe auf den Markt zu bringen.

Off label records LC 22 994

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Hanna Meyerholz spielt Gitarre, singt, schreibt Lieder, sie kommt aus Münster, hat in den Niederlanden studiert und nennt ihr eigenes Label Irish Green. Wer nun eine aufregende westfälisch-niederländische Musikmischung mit irischen Einsprengseln erwartet, ist vielleicht anfangs enttäuscht. Hanna Meyerholz singt auf Englisch, und sie hat sich der Americana verschworen. Bei den ersten Stücken sind Folkelemente nur ab und zu herauszuhören, es klingt gefällig, freundlich, ein bisschen melancholisch. Aber dann geht es los, die Musik wird lebhafter, nimmt Country-Elemente auf, zeigt, wie wunderbar ein Live-Auftritt der Sängerin und ihres Begleiters Phil Wood (Gitarre) sein muss. Bei der Presse-Info steht er als „Backing Vocal“, aber bei „Places“ ist seine Stimme sehr präsent und von diesem Song an ist dieses Album der pure Genuss. Hanna Meyerholz: This Year, Irish Green Records, https://hanna-meyerholz.de/ (GH)

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Neues von Manfred Maurenbrecher ist ja wohl immer sensationell, und lange haben wir auf dieses Album gewartet. „Menschen machen Fehler“ heißt es, und das ist so wahr! Im gleichnamigen Lied zählt er allerlei Fehler auf, beispielsweise aus dem weiten Feld der Verkehrsplanung. Er brilliert mit einem Kinderlied, das gar keins ist, das besagt schon der Titel „Neues Rom“, wo er Abzählreimen ganz neue Gestalt gibt. Er besingt Litfaßsäulen, die aus dem Stadtbild ja fast verschwunden sind und liefert sogar echte Schunkelmusik. Wobei der Text natürlich nicht zum Schunkeln ist, was die Hörerin verwirrt innehalten lässt. Das klingt ja alles ganz nett und harmonisch, aber wenn es um Krieg geht, oder um die dringend nötige Solidarität mit den sich wehrenden Frauen im Iran, zeigt MM seine ganze sprachliche Meisterschaft. Das auf den ersten Blick gemütliche „Der Zug“ ist einem großen Kollegen gewidmet und diesem nachempfunden: Hanns Dieter Hüsch, und schon sehen wir wieder: Nix mit gemütlich. Aber wunderbar scharfsinnig und klug! Manfred Maurenbrecher: Menschen machen Fehler, Broken Silence, www.maurenbrecher.com (GH)

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Liedermaching:

Holger Saarmann kommt aus Hagen, aber das Schicksal hat ihn nach Berlin verschlagen, macht ja auch nix. Dort schreibt er also seine Lieder, und wie er das tut! Er hat Christof Stählins SAGO-Akademie absolviert und das merkt man. Nicht, dass er irgendwie epigonenhaft wäre oder so, typisch aber ist der Umgang mit Wörtern, wie er sie auf den Kopf stellt und ihnen einen neuen Sinn entlockt, wie er Redensarten entlarvt, und wie er sich bei allem virtuos auf allerlei Instrumenten begleitet, nennen wir hier nur Gitarre, Mandoline und Akkordeon. Die meisten Lieder sind von ihm, aber zwei alte Lieblinge gesellen sich dazu, Heines Lore-Ley und „Hoch auf dem gelben Wagen“ von Rudolf Baumbach. Man hätte meinen können, dieses Lied wäre für die nächste hundert Jahre von einem Bundespräsidenten nachhaltig zersungen, aber Holger Saarmann macht sich einfach eine andere Melodie, die sich wenig zum Schunkeln eignet, und zeigt, was für ein poetischer, feiner Text es eigentlich ist. Die eigenen Texte unseres Hagener Freundes, ach, auch die ein Genuss … so besingt er das Abenteuer (wie eins Christof Stählin, nur eben auf seine eigene Weise), erzählt, dass er früher Enid Blyton gelesen hat (sehr gut, wo sie doch gerade mal wieder als nicht politisch korrekt kritisiert wird), legt die Beichte des Minnesängers ab, ach, das ist alles so klug, so schön, so voller Herzensbildung. Mehr davon und zwar schnell! Holger Saarmann: Phantomzeit, Silberblick Musik, www.holgersaarmann.de (GH)

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Liedermacher:

Nathan Johnston ist ein irischer Liederschreiber, der mit irischen Traditionen rein gar nichts am Hut hat, die Pressemeldung schreibt von „souligem Pop“, es klingt ein bisschen wie gutgemachte, abwechslungsreiche Barmusik. Die Hamburger Band The Angels of Libra passt da perfekt zu, und so kommt eine sehr gefällige Mischung dabei heraus: viel Trompete, Saxophon, Flügelhorn.

Die Texte sind dann oft ernst, junge Leute, die an Drogen geraten, Verschwörungstheorien, Fake News, und war wäre, wenn ich nie den Blues gehabt hätte? Dazu gibt es eine interessante Begegnung mit dem Erzengel Jophiel, zuständig für Weisheit, Schönheit und Hilfe in schwierigen Situationen. Nie von Jophiel gehört?

Kein Wunder, sie ist nämlich eine der ganz wenigen weiblichen Erzengel und wurde deshalb im Laufe der Jahrhunderte von sämtlichen Männerkirchen aus der offiziellen Liste der Erzengel verbannt. Also her mit Jophiel, ihr Lob erschalle, und allein, sie wieder bekannt zu machen, ist ein großes Verdienst dieser CD!

Nathan Johnston & the Angels of Libra, Waterfall Records, https://www.waterfallrecords.com (GH)

 MOSAIK - LEDFOOT

LEDFOOT - COFFIN NAILS - NO BULLSHIT  = Gefeilte Nägel

Dieser Mix aus Rock, Gothic, Americana und Folk in der Tradition der Mörderballaden ist hörenswert.

Er verbreitet mit seiner Zwölfsaitigen die Stimmung, die heute viele Menschen der Welt empfinden durch die täglichen Nagelstiche der Medienmeldungen. Das geht bis ins Persönliche. Auch viele private Ereignisse und Erlebnisse werden so empfunden - wie Siche gefeilter Nägel. Und ein sensibler, oft zweifelnder Liedermacher und Musiker fasst das in Texte. Fast jenen Tag und präsentiert uns seine verdichteten Stimmungen.

Auf dem Foto sieht er verzweifelt aus. Das soll die CD auch ausdrücken. Und so findet er viele, die gleich empfinden, sicherlich nicht nur in den USA. Ich süre auch die Stiche dieser gefeilten Nägel sogar ohne Drogen, Alkohol...   h

 www.mosaik-promotion.de

DREIVIERTELBLUT - PLIE - EINE BÖLDLELPLATTE

Sprechgesang mit rauer Stimme - Dann kommt eine Art von Ostinato mit Akkorden, dann eine Bababa mit Text auf bayerisch und dann wieder Ostinato. "Es donnert und blitzt abe es hod koa Weda". Das ist noch das Verständlichste. Aber die Bödelgedichte sind auf dem Waschzettel orange auf schwarz nachzulesen. Und von Stück zu Stück wird die Musik melodischer, die Stimmen werden rauer. 

Themen sind vom Sommer, vom Schnee, von der Wolke, von der Henne ohne Kopf, vom unbekannten Soldaten und so weiter.

Es lässt vermuten, dass die Musiker sich gern mal verwirklichen wollten. Aber nach den Informationen wirken sieben Musiker zusammen und haben nach einem Schattenrissbild auch eine Menge an Publikum. Es wird wohl eine Art Happening-Geburtstag mit mit perfekt bayerischen Freunden und LiebhaberInnen sein. 

Es ist das vierte Album. Im Bayerischen Fernsehen sind sie berühmt, gelten als bayerische Songwriter-Kunst, Sebastian Horn moderiert  die Sendung Heimatsounds im BR, Gerd Baumann ist als Hochschulehrer tätig und Produzent von Konstantin Wecker.  

Dieser dunkel-makabre bayerische Humor mit skurilen Geschichten ist ein düsteres Abbild unserer heutigen Wirklichkeit. 

Text der Webseite:

Langerwartetes viertes Studioalbum des renommierten und mehrfach ausgezeichneten Münchner Septetts Dreiviertelblut um die Masterminds Gerd Baumann und Sebastian Horn (Bananafishbones). Zwölf Songs spiegeln ein vielfältiges Spektrum an Emotionen sowie gnadenloser Poesie-Perfektion wider. Die Formation drückt auf ein Neues ihre Liebe zur Finsternis im Balanceakt mit bayerischem Humor aus - Liedermacher vom Feinsten.
Gegründet wurde Dreiviertelblut 2012 von Sebastian Horn und Gerd Baumann, zusammen musiziert haben die beiden Künstler allerdings schon Jahre zuvor. Einige ihrer Songs wurden bereits 2009 für den Kinofilm „Sau Nummer vier. Ein Niederbayernkrimi“oder in der ARD-Serie „Oktoberfest 1900“ verwendet. Seitdem erschienen mit dem Debütalbum „Lieder Vom Unterholz“ (2013), „Finsterlieder“ (2016) und „Diskothek Maria Elend“ (2018) drei höchst erfolgreiche Meisterwerke bayrisch geerdeter Songwriter-Kunst, welche auch außerhalb des Freistaates für Furore sorgen konnten. Horn wurde in Bad Tölz geboren, ist Mitbegründer, Sänger und Bassist der Band Bananafishbones. Darüber hinaus moderiert er die Sendung „Heimatsound“ im BR Fernsehen. Baumann ist neben seiner musikalischen Kunst und dem Komponieren auch als Hochschullehrer tätig. Seit Ende der Neunziger ist er Produzent von Konstantin Wecker und wurde 2007 für den Deutschen Filmpreis für seine Musik in „Wer Früher Stirbt Ist Länger Tot“ ausgezeichnet. Gemeinsam mit Till Hofmann und Mehmet Scholl gründete er 2011 das Label Millaphon Records. Das neue Album „Plié“ birgt eine leidenschaftliche Textur aus stimmungsvollen Kompositionen und Arrangements, die Gitarren, Bläser, Akkordeon, Schlagzeug sowie mehrstimmigen Gesang beinhalten. Weil die Liebe zur Finsternis in diesem kruden, bayerischen Humor daherkommt, zeigt sie sich zutiefst menschlich, mit Herz, in einer zeitlosen Schönheit und einer berührenden Poesie. Mit den skurrilen Geschichten, die Sebastian Horn und Gerd Baumann auf der Bühne erzählen, bildet sich Dreiviertelbluts typische Atmosphäre einer treibenden Reise aus Realität und Fiktion.

Unterkategorien

PORTRÄT, FESTIVALS, KONZERTE, TANZEN, SINGEN, MUSIZIEREN, LÄNDER

ABSAGE EINLADUNG ZUM WINTERTREFFEN VOM MO. 29.11. – SO. 5.12.21

(Wochenende 3.-5.12., Waldweihnacht am Sa. 4.12., 3. Bundestreffen 2021)

35 Plätze – 29 sind noch frei. Anmeldung ist umgehend zu empfehlen. Die Platzzahl begrenzen wir. Melde Dich/Euch am besten gleich an bis spätestens 31.10. 0152 2198 3817.

In der Winterwoche bereiten wir das Treffen vor und üben neue Lieder ein und singen sie mit Musikanten ein.

Die meisten kommen zum Wochenende am Freitag. Mehrere kommen nur am Sonnabend um 15 Uhr zur Waldweihnacht.

Wer um 15 Uhr am Sonnabend kommt, tritt in den kerzengeschmückten Rabensaal, erhält das große Noten-Winterliederheft des Wandervogels 2021.

Nach der herzlichen Begrüßung werden die Instrumente gestimmt, es gibt heißen Yogitee, mitgebrachte Nusskekse, und es wir singen unsere Waldweihnachtslieder.

Dann wandern wir mit Laternen zum nahen Wald und schmücken unseren Tannenbaum, singen, sprechen Gedichte und erzählen vom Tannenbaum, von der Natur, von Sternen, Kindern und vom Frühling der Hoffnung. Im Kreis schreiten wir unseren Baumtanz um die Tanne. Im Rabenhof erwartet uns Tschaiduft und die Festtafel im wohligwarmen Rabensaal. Nach dem Essen gibt es die Tschaizeremonie, Geschichten, Musikstücke und Lieder.  Wir singen, bis die Nahewohnen nach der Elfenstunde aufbrechen und singen meist bis nach Mitternacht.

Das Fest ist so tiefgehend, dass viele von Weither anreisen, auch für unseren Bund und wegen unserer Freundschaften,.

Gratis ist das Treffen für Referenten, Kinder, Jugendliche, Erstbesucher auf dem Rabenhof und die schon Montag Anreisenden, die vorbereiten. Für alle anderen Kostet das Treffen €20 für Übernachtungen und den Bund per Überweisung im voraus, Zahlung vor Ort € 30. Leckereien für Festtafel, Verpflegung, Bettwäsche mitbringen.

Liebe Grüße und horrido!  monija und hedo   

Du kannst per Überweisung incl. Versand bestellen:

Aufnäher, Aufkleber je € 2,50

Halstuch grünrotgold € 10

Liederbuch hedos lieder 1 € 15

Liederhefte: Winter, Platt& Mecklenburg, Frühling, Mittsommer, Erntefeuer je € 5 z. internen Gebrauch.

Für Wandervögel: kleiner Goldgreif oder großer Goldgreif je € 10

Bundesliste mit Telefon- und Mailadressen per Mail.

Die Termine 2022:

Mo. 07.03.-So.13.03. BUNDESTREFFEN 1 Gesprächs-, Lieder- und Musikwoche

Mo. 06.06.-So.12.06. BUNDESTREFFEN 2 FFF Frühjahresfolkfest Lüttenmark und Wandervogelmaien

Mo. 05.09.-So.11.09. BUNDESTREFFEN 3 HFF Herbst-+Erntefolkfest Lütttenmark und Wandervogelernte

Mo. 28.11.-So.04.12. BUNDESTREFFEN 4 WWW Winterliederwoche zur Waldweihnacht.

Unter www.wandervogel.info ist die Tageszeitung des Wandervogels zu lesen.

Lieder, Tänze, Noten, Lernen, Aktionen von Mitarbeitern,
GESCHICHTE, FOLKANNONCEN
NEWS VON FESTEN, FREUNDEN, BANDS, REGELMÄßIGES, JUBILÄEN,TRAUER ETC.

ABSAGE   EINLADUNG ZUM WINTERTREFFEN VOM MO. 29.11. – SO. 5.12.21

(Wochenende 3.-5.12., Waldweihnacht am Sa. 4.12., 3. Bundestreffen 2021)

35 Plätze – 29 sind noch frei. Anmeldung ist umgehend zu empfehlen. Die Platzzahl begrenzen wir. Melde Dich/Euch am besten gleich an bis spätestens 31.10. 0152 2198 3817.

In der Winterwoche bereiten wir das Treffen vor und üben neue Lieder ein und singen sie mit Musikanten ein.

Die meisten kommen zum Wochenende am Freitag. Mehrere kommen nur am Sonnabend um 15 Uhr zur Waldweihnacht.

Wer um 15 Uhr am Sonnabend kommt, tritt in den kerzengeschmückten Rabensaal, erhält das große Noten-Winterliederheft des Wandervogels 2021.

Nach der herzlichen Begrüßung werden die Instrumente gestimmt, es gibt heißen Yogitee, mitgebrachte Nusskekse, und es wir singen unsere Waldweihnachtslieder.

Dann wandern wir mit Laternen zum nahen Wald und schmücken unseren Tannenbaum, singen, sprechen Gedichte und erzählen vom Tannenbaum, von der Natur, von Sternen, Kindern und vom Frühling der Hoffnung. Im Kreis schreiten wir unseren Baumtanz um die Tanne. Im Rabenhof erwartet uns Tschaiduft und die Festtafel im wohligwarmen Rabensaal. Nach dem Essen gibt es die Tschaizeremonie, Geschichten, Musikstücke und Lieder.  Wir singen, bis die Nahewohnen nach der Elfenstunde aufbrechen und singen meist bis nach Mitternacht.

Das Fest ist so tiefgehend, dass viele von Weither anreisen, auch für unseren Bund und wegen unserer Freundschaften,.

Gratis ist das Treffen für Referenten, Kinder, Jugendliche, Erstbesucher auf dem Rabenhof und die schon Montag Anreisenden, die vorbereiten. Für alle anderen Kostet das Treffen €20 für Übernachtungen und den Bund per Überweisung im voraus, Zahlung vor Ort € 30. Leckereien für Festtafel, Verpflegung, Bettwäsche mitbringen.

Liebe Grüße und horrido!  monija und hedo   

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Aufnäher, Aufkleber je € 2,50

Halstuch grünrotgold € 10

Liederbuch hedos lieder 1 € 15

Liederhefte: Winter, Platt& Mecklenburg, Frühling, Mittsommer, Erntefeuer je € 5 z. internen Gebrauch.

Für Wandervögel: kleiner Goldgreif oder großer Goldgreif je € 10

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Die Termine 2022:

Mo. 07.03.-So.13.03. BUNDESTREFFEN 1 Gesprächs-, Lieder- und Musikwoche

Mo. 06.06.-So.12.06. BUNDESTREFFEN 2 FFF Frühjahresfolkfest Lüttenmark und Wandervogelmaien

Mo. 05.09.-So.11.09. BUNDESTREFFEN 3 HFF Herbst-+Erntefolkfest Lütttenmark und Wandervogelernte

Mo. 28.11.-So.04.12. BUNDESTREFFEN 4 WWW Winterliederwoche zur Waldweihnacht.

Unter www.wandervogel.info ist die Tageszeitung des Wandervogels zu lesen.

   
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