An Erminig

Zwei Erlebnisse

  1. Zum Tourauftakt und mit der eben erschienenen neuen CD ‚PLOMADEG‘ im Gepäck gastierten AE Ende Januar in der Triobesetzung beim Folkclub Arnsberg, dessen Gründung auf das letzte Konzert der Hermeline 2012 in der Sauerland-Stadt zurückgeht. Damals saß der jetzige Chef und Initiator des Folkclubs Manfred Kerl, gerade aus Norddeutschland zugezogen, im Publikum. Während der ersten Hälfte des Konzertes kam ihm spontan die Idee, die Drei zu bitten, von der Bühne aus das Publikum zu fragen, ob es im Saal Menschen gäbe, die auch ein Instrument spielen und Lust hätten, zusammen zu musizieren. Dieser Bitte kam Barbara, die Harfenistin gerne nach und es meldeten sich spontan mehrere Zuhörer im Saal, die sich nach dem Konzert zusammensetzten und eine Folkband gründeten. Aus dieser Folkband entstand wenig später der Folkclub Arnsberg, Gastgeber des neuerlichen Konzertes der ‚Hermeline‘ und der emotionalen Rückkehr an den damaligen Gründungs-Ort. 
  2. Das Hermelin und seine 3 oder 5 Protagonisten ist immer noch ‚en route‘, um sein Publikum mit der Begeisterung für die keltische Musik der Bretagne zu infizieren, sowie der Öffentlichkeit hierzulande live oder im Rundfunk und Fernsehen dieses geheimnisvolle Land am Meer und seine wunderbaren Menschen nahe zu bringen. Dabei entstehen mitunter auch skurrile Situationen, wie vor vielen Jahren bei Radio Bremen. Das Bremer Fernsehen wollte für seine Sendung ‚Buten un Binnen‘ einen Videoclip drehen und darin die mystische Stimmung eines bretonischen Stückes bildlich wiedergeben. Drehort war eine verlassene  Kiesgrube in der Nähe der Hansestadt. Statt mystischem Nebel schien jedoch die Sonne von einem freundlichen Himmel. Um diesen Nebel zu imitieren, installierten die RB-Techniker  auf kleinen Schälchen rauchentwickelte Substanzen rund um die hinter ihrer Harfe sitzenden Barbara. Die Techniker hatten es jedoch mit ihrer Dosierung zu gut gemeint: einige Augenblicke nach Entzündung der Substanzen verschwand Barbara hustend in einer dichten, undurchdringlichen Rauchwolke…

Unsere Vita: 

Die Geschichte des AN ERMING-Trios beginnt 1975. Zu dieser Zeit waren die drei Mitglieder Barbara Gerdes, Andreas und Hans Martin Derow noch Schüler. Die beiden ‚Jungs‘  hatten bei einem Familienurlaub Schallplatten des jungen Alan Stivell kennengelernt und waren begeistert von den für sie ganz neuen Klängen und musikalischen Eindrücken. Mit ihrer Begeisterung steckten sie ihre Mitschülerin Barbara an und gemeinsam machte man sich auf den Weg in das ‚Abenteuer keltische Musik der Bretagne‘, das auch nach viereinhalb Jahrzehnten noch immer längst nicht zu Ende ist. Die Initialzündung hierzu war insbesondere das persönliche Kennenlernen des prominenten bretonischen Harfenisten Stivell, der kurz vorher mit seinem legendären Konzert im Pariser ‚Olympia‘ den internationalen Durchbruch geschafft hatte zuhause in dessen damaligem Wohnsitz in Langonnet (Morbihan). Über die Jahre traf man sich immer wieder, Höhenpunkt der Bekanntschaft war ein gemeinsames Konzert 2013 in Saarbrücken der Alan Stivell Group, Dan Ar Braz und An Erminig. Motiviert durch den Zuspruch und die Ermunterung von Stivell, die bretonische Musik und Kultur zu entdecken, nahmen die drei in den Folgejahren Instrumentalunterricht bei bretonischen Musikern, besuchten zahllose Festoù-Noz (das traditionelle, auch heute noch enorm lebendige Musik- und Tanzfest-seit 2012 auch immaterielles UNESCO Weltkulturerbe) und Tanzworkshops und ankerten so in dieser faszinierenden, beeindruckenden und überaus vielseitigen Kultur des keltischen Teils von Frankreich. 

Die Lehrer dieser Kurse, damals noch selbst junge Musiker, wurden über die Jahre zu Freunden und musikalischen Weggefährten, für die ‚An Erminig‘ in Deutschland Konzerte organisiert und mit denen sich die Band immer wieder trifft. Zu dieser ‚Riege‘ von Musikerinnen und Musiker, die im Verlauf der Jahre weiter anwuchs,  zählen auch in Deutschland bekannte Namen, wie Jean Baron & Christian Anneix, Jean-Michel Veillon, Soig Siberil, Youenn Le Bihan, Gilles le Bigot, Marthe Vassallo, Guillaume Blain & Claire Leyzour, Eric Menneteau und insbesondere der im vergangenen Jahr verstorbene Yann Fañch Kemener. 

Ein wichtiger Punkt in der Bandgeschichte war die Ergänzung des Trios zum Quintett. Im Zusammenhang mit der Erarbeitung des Konzertprogramms und der CD ‚Tennadeg‘ im Jahr 1998 waren die Hermeline auf der Suche nach einem neuen Klang, der musikalisch für die Band eine zukunftsweisende Entwicklung bedeuten sollte. Ergebnis dieses Prozesses waren zwei neue Mitmusiker, der Bassist und Geiger Thomas Doll und der Percussionist Amby Schillo. Ihre Kreativität und musikalische Sensibilität war die entscheidende Voraussetzung zu der Entwicklung dieses neuen Klangbildes, das sich insbesondere in den beiden jüngsten Produktionen ‚GOURLEN‘ und ‚PLOMADEG‘ zeigt. 

Unser Konzept der Band und der CD: 

Das bretonische Liedgut und der bretonische Tanz sind die beiden Säulen, auf der die musikalische Tradition der Bretagne steht. Aus dieser Erkenntnis heraus sind die bretonischen Tänze ein enorm wichtiger Bestandteil des An Erminig-Repertoires. Schon sehr früh begannen die Hermeline, die in der Bretagne erlernten Tänze in Form von Workshops dem schwerpunktmäßig deutschsprachigen Publikum zu vermitteln. Diese Tanzworkshops (z.B. beim Tanz- & Folkfest Rudolstadt) und Tanzanimationen bei den Konzerten sind bis heute integrativer Bestandteil der Band. Aus diesen Workshops heraus haben sich im deutsch-französischen Grenzraum mehrere Tanzkreise gebildet, die sich regelmäßig (auch untereinander grenzübergreifend) treffen und gemeinsam tanzen. 

Am 11. Dezember 2019 ist die neue CD ‚PLOMADEG‘ erschienen. Es ist der 5. Tonträger, sie präsentiert das gleichnamige aktuelle Bühnenprogramm. PLOMADEG greift die Tradition der fahrenden Sänger und Musikanten in der Bretagne und Galicien auf, die von Dorf zu Dorf zogen und in ihren Liedern besondere, sowohl wahre als auch erfundene Begebenheiten aus dem Alltag der Menschen berichteten. Neben diesen Geschichten finden sich in ‚PLOMADEG‘ auch Tänze, die heute noch in der Bretagne sehr aktuell sind und von Jung und Alt auf dem traditionellen Tanzfest, dem "Fest Noz" und ‚Fest-Deiz‘ getanzt werden. PLOMADEG ist auch eine Hommage an den oben bereits erwähnten Yann Fañch Kemenerden großen Sänger der Bretagne, sowie langjährigen Lehrer und musikalischen Begleiter von An Erminig–er ist im Frühjahr vergangenen Jahres viel zu früh gestorben.  Die Erstellung der CD ist eine saarländisch-bretonische Co-Produktion: aufgenommen  und abgemischt wurde sie in einem Studio in der Nähe von Saarbrücken, das Mastering und die Fertigstellung wurde im ‚Marzelle‘-Tonstudio von ‚Tri Yann‘ in Nantes vorgenommen. Die CD PLOMADEG ist erhältlich im Fachversand über den Vertrieb von  ‚Old Songs-New Songs‘ (www.osns.de). Die PLOMADEG-YouTube-Präsentation ist zu sehen über den link: https://youtu.be/lwLFQyRBScw

 

Viele Grüße,

Martin

   
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