DEUTSCHLAND
Gebrüder Nonsens: Früher war ich jünger, www.gebrueder-nonsens.de (GH)
Gebrüder Nonsens, der Name (wenn man die Herrschaften also nicht kennt) lässt Schlimmes erwarten, und wirklich zeigt ein Lied („Segeln gehen“), dass sie irgendwann konzentriert Insterburg & Co gehört haben müssen – aber so schlimm ist das alles nicht.
Schmissige Melodien, immer wieder überraschende textliche Wendungen, wenn auch klar ist: Das hier ist Musik zum Mitgrölen und Mittrinken. Es klingt alles nach Spielmannsmusik, ein bisschen mittelalterlich, und auch irische Einflüsse sind deutlich – aber ihre Version von „The parting glass“ zeigt textlich und musikalisch absolut den eigenen Stil der Brüder.
Manchmal schrammen die Texte haarscharf an Sexismen vorbei, aber ha, das „Tanzlied“ endet mit einer gekonnten weiblichen Abfuhr an alle alten geilen Säcke.
Und dann ist das noch Thengel der Wikinger, der so gar nichts mit seinem berühmten Namensbruder aus Margit Sandemos Eisvolk-Büchern zu tun hat, was für ein liebenswerter Charakter.
Was für eine liebenswerte CD!
Gebrüder Nonsens: Früher war ich jünger, www.gebrueder-nonsens.de (GH)
Einen davon kenne ich persönlich. Er war bei Gesas 75 tem Geburtstag einfach so als Gast nahe bei Hannover. Der kannte Gesa wohl! Jürgen Leo (Ex Liederjan) war auch da, auch ein Elbrabe wie Gesa. Der trug da seine herrlichen Balladen mit einer Teufelsgeige vor und wechselte ab und zu zu einer Ukulele und anderem. Gabriele, ich stimme Dir voll zu. "Richtig aus echtem Leben! - Frech, aber echt. Dass er aus der Heide kommt, ich glaube aus Scheeßel, könnte man gar nicht denken, dass der auch mit dem Scheeßeler Danzfolk zu tun hat. Es war ein Erlebnis, mit ihm zu sprechen. Er liebt eben auch Folkgeburtstage. Da findet man oft Typen, die einem guttun. h
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Friesische CDs
Jens Emil Mungard (1885 – 1940) ist zweifellos der nordfriesische Dichter des 20. Jahrhunderts, und dennoch außerhalb seiner Heimatregion ein großer Unbekannter. Er schrieb auf Sölring, der Sprachvariante der Insel Sylt, was die Sache für ihn nicht einfacher machte. Überall im friesischen Sprachgebiet ist immer diese Einschätzung des Sölring zu hören: „Wir können alle friesischen Dialekte verstehen, nur Sölring nicht.“
Mungards Leben war nicht gerade glücklich, Katastrophen im Privatleben verfolgten ihn, und weil er sich mit der Naziherrschaft nicht abfinden mochte, wurde er zuerst in Schutzhaft genommen, dann im KZ Sachsenhausen interniert, 1940 starb er an den Folgen der dort erfahrenen Misshandlungen. Kein Wunder, dass seine Texte – zumal einer die „Schutzhaft“ (dafür gibt es kein Wort auf Sölring) beschreibt.
Die Melodien zu den Liedern stammen von Christoph Hansen, Mitglied des Trios Martje Johanssen, Kalle Johanssen und Christoph Hansen.
Die beiden Johanssens singen, Hansen steuert die Instrumentalbegleitung bei. Obwohl die Stimmung eher dunkel ist, (auch Titel wie „Di leest Rais“ – „Die letzte Reise“ und „Farewel sii“ – „Lebewohl sagen“ deuten das an), ist die CD nicht deprimierend, sie regt dazu an, sich wieder mehr mit dem Friesischen und dem Dichter Mungard zu beschäftigen, und einfach zum häufigen Wiederhören. Das reichhaltige Beiheft enthält alle Originaltexte mit singbaren hochdeutschen Übersetzungen und Informationen zu Mungards Leben und Werk
Christoph Hansen, Martje Johanssen, Kalle Johanssen: Mungard, Salzvogel Records, www.christophhansen,bandcamp.com (GH)
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Ramon Bessel: Lieder zum Festhalten, Donnerwetter Musikverlag, www.28if.net/ramonbessel (GH)
Ramon Bessel kommt aus München, und das hört das nördliche Ohr, allein, wie er das r rollt, wenn es vom Text her geboten scheint, und jodeln tut er auch, und dann besingt er München in all seiner Schönheit, Frauenkirche und Mietenwucher!
Dazu spielt er Klavier, ganz wunderbar, es klingt oft wie frisch aus dem Schmidts Theater entsprungen, allerdings betont er in einem Lied, er sei nicht schwul.
Macht nix, nobody’s perfect, die CD ist jedenfalls ein Hörgenuss erster Klasse, bei dem allerlei wichtige Themen zur Sprache kommen.
Neben München und Männerliebe sind das alte und neue Nazis, die Liebe zum SUV, Nikotin, Besuch, um nur ein paar zu nennen. Lieder zum Festhalten, eben.
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Kryptik Wood – Black and Grey
Kryptik Wood ist ein Trio, das sich auf dieser CD der Musik aus dem Mittelalter und der Renaissance verschrieben hat, Die Besetzung ist mit Gitarre/Drehleier, Harfe und Percussion, verstärkt durch Gesang (Scarborough Fair) und 2. Drehleier (Tourdion, Saltarello) dafür wie geschaffen.
Wer oben genannte Stücke, sowie Greensleeves (auch auf der CD) mag und nichts gegen Harfe oder Drehleier hat, für den/die dürften die 46 Minuten der Scheibe ein Genuss sein.
WA 142621
v-zero
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Steirische Tonspuren - Kapelle Kager (Steirisches Volksliedwerk, 2021)
Jetzt kann ich es endlich einmal zugeben: Ich bin bekennender Anhänger authentischer alpenländischer Musik, sei es Stub(e)nmusik, Drei- oder Viergesang, oder eben auch authentischer Tanzmusik.
Und da kommt mir diese neue Veröffentlichung des Steirischen Volksliedwerkes gerade recht. Die Kapelle Kager, von Walter Kager (1933-1991) im Jahr 1950 zunächst als Duo gegründet, spielte in der Besetzung Trompete, Klarinette, Akkordeon, Posaune und Tuba auf Bällen, Hochzeiten und Sommerfesten in der Steiermark bis kurz vor Kagers Tod und war für viele Musiker:innen, auch über die Steiermark hinaus, prägend.
Wohlgemerkt: Wir sind hier fernab von volkstümelnder Musik, wie sie uns oftmals geboten wird. Vielmehr haben wir es hier nicht nur mit sauber gespielter Musik, komponiert im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert, zu tun, sondern gleichzeitig mit einem Zeitdokument einer Kapelle, die als Vorbild für viele folgende Ensembles diente. Polkas, Walzer und Gstanzln hören wir hier, mit viel Herzblut und Freude an der Musik, großem musikalischen Können und immer auch mit einem Augenzwinkern gespielt.
Das vorbildliche, 16-seitige und reich bebilderte Booklet informiert über die Geschichte der Musiker und der Kapelle, über die Musik, über die damit verbundenen Bräuche, und verweist dabei auch noch auf weiterführende Informationen und Quellen. Besser, weil eben perfekt, kann man es nicht machen, und so haben wir es hier mit einem Gesamtkunstwerk zu tun, das Freunden echter alpenländischer Musik wärmstens zu empfehlen ist.
MC
Ich schließe mich an. hh
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Silverfuchs - Teifl eini… NRT-Records (2021)
Steirischer Blues. Oder auch: Blues und Liedermaching mit steirischen Texten. Entstanden ist die Idee zu diesem Album auf der Wanderung (ja, richtig gelesen: Wanderung!) des Bandgründers Sepp-Tieber-Kessler (dobro, harp, voc) von Graz nach Irland. Wenn sich jemand auf eine solche Reise begibt, dann gibt es anschließend eine Menge zu erzählen. Oder niederzuschreiben in Musiktexten. Seine beiden Mitmusiker Vladimir Vesic (drums) und Stevie Muskatelz (double bass, piano, voc) sorgen für einen kompletten und dennoch sehr aufgeräumten Bandsound: So kann man nur spielen, wenn man sein Handwerk kennt. Alle Texte und die Musik stammen aus der Feder von Tieber-Kessler und herausgekommen ist ein stimmiges, absolut ernst zu nehmendes, toll produziertes Liedermacher-Album, das ab und an ein wenig an Georg Danzer erinnert. Herausragend der Titel "Daham". Und so bin ich hin und her gerissen, ob das Album sofort in meine Sammlung geht oder ob ich es an ein paar befreundete Blues-Mucker ausleihe, die sicher genau so viel Spaß an dieser Musik haben wie ich und die unbedingt auch einmal reinhören sollten. Es lohnt sich!
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Manfred Maurenbrecher – Live at Rockpalast 1985. v-zero
Hier liegen 2 Scheiben in der Box, einmal eine CD und dann noch eine DVD. Für die Älteren unter uns, braucht es da keine Erklärung, was der Rockpalast war (gibt’s den eigentlich noch?). Die legendäre, in viele Länder übertragene Liveübertragung eines Festivals von meist 3 Bands, war immer die längste Fernsehnacht und an dem Wochenende (2 mal im Jahr) blieb Musikfreund bis morgens um 3 oder 4 h vor der Glotze. Da parallel der Stereoton über (UKW) Radio übertragen wurde, war es auch ein Musikgenuss von vorher für Fernsehsendungen nicht gekannter Tonqualität.
Etwas häufiger gab es den „kleinen“ Rockpalst, in dem Konzerte fürs Fernsehen aufgezeichnet oder Live gesendet wurden, allerdings nur in ARD zu sehen waren und der Stereoton anfangs nur im WDR zu hören war.
Maurenbrecher kannte ich bis dahin nur oberflächlich als Sänger und Pianist der als Liedermacher auftrat und war überrascht, ihn mit Band und auch relativ rockig in diesem keinen Rockpalast zu hören.
Vor einiger Zeit schon hat der WDR angefangen, die Konzerte, bei denen die Rechte geklärt sind, als CD/DVD- Kombination zu veröffentlichen, jetzt eben auch das von Manfred Maurenbrecher.
Beim Hören der etwa einstündigen Aufnahme war ich etwas von der Tonqualität enttäuscht, die hatte ich besser in Erinnerung, aber die Musik ist immer noch gut, nicht nur für Maurenbrecher-Fans. Schade finde ich nur, dass im Booklet die Texte, die ja bei derartigen Liveacts meist nicht wirklich gut zu verstehen sind, nicht abgedruckt sind, dafür gibt es aber die Geschichte, wie Maurenbrecher zum Rockpalast gekommen ist …
Schade ist es deswegen, weil seine Texte, ähnlich wie z. B. bei Heinz Rudolf Kunze oder Konstantin Wecker (vergleichbaren Künstlern) nicht ganz unwichtig sind, zumal er auch schriftstellerisch aktiv war und ist.
Die DVD ist natürlich nicht in heute gewohnter Qualität/Auflösung, sondern in den damals üblichen TV-Standards des PAL-Systems, was aber den Sehspaß kaum trübt, für die alten Rockpalastfans sogar gar nicht, die wissen ja noch, wie es damals war.
Da parallel zur CD/DVD auch noch sein neues Buch „Der Rest ist Mut“ erschienen ist, in dem er seinen Werdegang autobiografisch beleuchtet, möchte ich da an dieser Stelle auch erwähnen. Dazu schreibe ich aber nichts, da ich es bis jetzt noch nicht gelesen habe.
CD/DVD ist zu haben unter der Bestellnummer MIG90072
v-zero
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Mungard
Hochdeutsche Übersetzung der Texte Jens Emil Mungards von Ingo Laabs und Karl Schmidt-Rodenäs
Komposition und Instrumente Christoph Hansen
Rat, Impulse und Gesang durch Kalle Johannsen
Gesang von Martje Johannsen
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die Poesie von Mungard ist tief, schwer und wunderschön. Die Melodien passen sich den Texten an wie ein Guss und umschmeicheln die Texte naturnah und melancholisch. Die Sänger scheinen mit diesem Stil zu verschmelzen, so dass die CD eine Einheit wird. Eine friesisch-deutsche CD der Weltklasse.
Mungard wurde 1885 auf Sylt geboren und starb sechzigjährig nach Haft im Konzentrations-lager Sachsenhausen., wo Claus Schenk Graf von Stauffenberg 1944 Dienst tat. Jens Mungard gilt heute als wichtigster Dichter im deutschen Teil der Friesländer.
Diese CD ist keine Anthologie, sondern ein Musikwerk, dass mit heutiger Musik und guter Übersetzung die alte friesische Sprache und das Empfinden von Natur, Welt, Armut widerspiegelt, dazu mit Stolz und Widerstand für die Freiheit und gegen die Gleichmacherei der Nazis.
Die CD ist genau das, was für deutsche Folkies, die intensiver arbeiten wollen jetzt anliegt. Die alten und neuen Sprach- und Dialektdichter der Landschaften aufzuspüren zu vertonen und unters Volk zu bringen. Ebenso die alten Melodiehandschriften der norddeutschen Tänze, von denen noch viele in Archiven und Museen verstauben. Selbst bei uns im Folk- und Wandervogelarchiv schlummert einiges, das wir gern weitergeben.
Wenn die Landschaften ihre eigene Dichtung haben, ihr eigenes Gesicht und Gedicht zeigen und in Liedern besingen, dann einen sich Zukunft und Vergangenheit. Kultur wird lebendig und unverbissen mit Freude weitergetragen. Dann strahlt die Landschaft und braucht nicht mehr wie gestern und heute melancholisch besungen werden. Von anderen Völkern können wir gut lernen. hh
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Florian Schneider ist ein Schweizer Liedermacher, der aber zum Glück fürs norddeutsch geprägte Ohr ein südlich geprägtes Schriftdeutsch singt.
Und wie er singt! Kräftige, klangvolle Stimme (erinnert sich hier noch jemand an Karl Wolfram? Das ist die erste Assoziation beim Hören).
Seine Lieder und sein Vortrag wirken total aus der Zeit gefallen, eine Erinnerung an damals, als Leute wie er Bänkelsänger genannt wurden.
Aber es ist nichts Altmodisches an seinen „Liebesliedern, Balladen, Reiseliedern, Moritaten“ – so der Untertitel der CD. Er schreibt selbst, übersetzt aber auch gern die Sachen berühmter Kollegen, hier z.B. Tom Waits und Robert Burns. Oder „trad“, die dramatische Geschichte von The Lily of the West“ heißt hier „Lili von Waldweid“ (der Man of high degree wird hier zum „fremden Mann“, was der Sache gesellschaftlich gesehen noch einen anderen Anstrich gibt).
Er singt inbrünstig einen Choral, dann wiederum bringt er eine blutrünstige Moritat, die nicht einmal Helmut Qualtinger gruseliger hingekriegt hätte. Kurzum, grandios, und schnell noch ein großes Lob für den Geiger Adam Taubitz.
Florian Schneider: Schangsongs, www.florian-schneider.ch (GH)
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Das Trio La Kejoca stammt aus Düsseldorf und kommt von der Klassik her.
Irgendwann haben sie dann ihre Liebe zu Folk und Folkverwandtem entdeckt, und davon zeugt ihre CD. Ihre wunderbare CD, das muss sofort gesagt sein. Allerdings, so das Presseinfo, sie entdecken ihre Wurzeln in aller Welt, „Bolivien, Portugal und Friesland“, aber es ist nicht mal ein Zweizeiler auf Friesisch bei der Auswahl an Musik dabei, mahnender Zeigefinger fürs nächste Mal.
Le Kejoca brillieren instrumental, gesanglich imponiert die Sängerin Carmen Bangert, die (anders als ach so viele, die unbedingt Ausländisch singen müssen) die spanische Aussprache schafft, dass das Zuhören eine Lust ist. Gleiches gilt für die Kollegen (es ist nicht ganz klar, wer da was singt), „Wings“ (Text: Brian Bedford) klingt, als wäre ihnen Jake Thackray ein Vorbild, und wenn das kein Lob ist!
Sie überraschen eigentlich mit jedem Stück, was erwarten wir von einem Instrumental namens „Seven drunken knights“?
Klar, lauter besoffene Ritter, die mit ihren Schilden aufeinander einschlagen, aber diese hier sind so sanft, als hätten sie ihren berauschenden Trunk aus dem Heiligen Gral eingenommen.
Ansonsten hat das Trio eine Vorliebe für Lieder von 1848, ihre Version von „Mein Vater wird gesucht“ macht nur noch Gänsehaut, und so hätte jedes Stück auf der CD eine Menge Lob verdient,
also: Unbedingt anschaffen! La Kejoca: Libertad, Artychoke Productions, http://www.la-kejoca.de/ (GH)
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Seinerzeit ist eine Band aus Detmold oder da so rum, die sich dem wilden Leben verschrieben hat.
Piratenlieder, immer an Deck und immer voll Dreck, wir merken schon, die Idylle klappt nie ganz und ist doch unwiderstehlich.
Die belästigte Frau fackelt nicht lange, sondern zieht das Messer, und ein wilder Männerchor schreit nach Zärtlichkeit und droht, alles in Grund und Boden zu schmusen – so wunderbar wird mit verwurzelten Vorstellungen gespielt, und dass wir dann zu einem Mutausbruch aufgefordert werden, dass Freundschaft gelobt wird, dass wir erfahren, dass nur durch Helga das Heil kommen kann, und dass Gender delenda est und wir endlich weg wollen von den verdammten Rollenklischees, das alles wird musikalisch wunderbar serviert und aufs Feinste mit Bass, Kazoo, Streich- und Zupferei und Akkordeon untermalt.
Mehr davon, her mit der zweiten, dritten und vierten Runde!
Seinerzeit: Erste Runde, Fuego, www.seinerzeit.online (GH)
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Das Trio La Kejoca stammt aus Düsseldorf und kommt von der Klassik her.
Irgendwann haben sie dann ihre Liebe zu Folk und Folkverwandtem entdeckt, und davon zeugt ihre CD. Ihre wunderbare CD, das muss sofort gesagt sein. Allerdings, so das Presseinfo, sie entdecken ihre Wurzeln in aller Welt, „Bolivien, Portugal und Friesland“, aber es ist nicht mal ein Zweizeiler auf Friesisch bei der Auswahl an Musik dabei, mahnender Zeigefinger fürs nächste Mal.
Le Kejoca brillieren instrumental, gesanglich imponiert die Sängerin Carmen Bangert, die (anders als ach so viele, die unbedingt Ausländisch singen müssen) die spanische Aussprache schafft, dass das Zuhören eine Lust ist. Gleiches gilt für die Kollegen (es ist nicht ganz klar, wer da was singt), „Wings“ (Text: Brian Bedford) klingt, als wäre ihnen Jake Thackray ein Vorbild, und wenn das kein Lob ist!
Sie überraschen eigentlich mit jedem Stück, was erwarten wir von einem Instrumental namens „Seven drunken knights“?
Klar, lauter besoffene Ritter, die mit ihren Schilden aufeinander einschlagen, aber diese hier sind so sanft, als hätten sie ihren berauschenden Trunk aus dem Heiligen Gral eingenommen.
Ansonsten hat das Trio eine Vorliebe für Lieder von 1848, ihre Version von „Mein Vater wird gesucht“ macht nur noch Gänsehaut, und so hätte jedes Stück auf der CD eine Menge Lob verdient,
also: Unbedingt anschaffen! La Kejoca: Libertad, Artychoke Productions, http://www.la-kejoca.de/ (GH)
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Gehört diese CD wohl zur Liedermacherei? Ach, unbedingt, denn irgendwer hat diese Lieder ja gemacht, auch wenn einige von Trad. dabei sind. Martin Quetsche vom Kieler Duo Schmarowotsnik tritt hier als Texter in Erscheinung, und unbedingt erwähnt werden muss Moyshe-Leyb Halpern (1886 – 1932), der aus Galizien stammte und in New York starb.
Die Lieder – und einige Instrumentalstücke – schlagen einen weiten Bogen, es geht munter los Halperns „Hoyker, du“, ein Lied, das sich an einen Buckel richtet und eigentlich düstere Stimmung verbreiten will, und endet, ebenfalls munter, mit einem von Martin Quetsche geschriebenen Corona-Lied, dessen Titel übersetzt bedeutet „Keinen Bock“ – das Lied ist nicht ganz neu, von „nach fünf Monaten mit Corona“ ist dahin die Rede, tja, und das Lied klingt zwar munter, aber traurig zugleich, wie wir das von jiddischen Liedern vielleicht erwarten und wie Schmarowotsnik es meisterhaft vermitteln.
Auf dem Cover ein Eichhörnchen, das uns ankuckt, als wolle es sagen: „Habt ihr sie eigentlich noch alle, ihr Menschen?“, auf der Rückseite Christine von Bülow und Martin Quetsche beim Musizieren, dazwischen liegt die CD, die einfach in jedem Punkt überzeugt und ein großer Hörgenuss ist. Auch und gerade in Coronazeiten! Schmarowotsnik: Naye Yidishe Lider, www.silberblick-musik.de (GH)
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FRIESISCHE CD
In Ostfriesland ist die friesische Sprache vor Jahrhunderten ausgestorben, weshalb sich dort eine eigene Plattdeutsch-Variante entwickeln konnte, ostfriesisches Platt eben. Gerade so eigen, dass es sich für uns, die wir mit anderen Plattarten aufgewachsen sind, exotisch anhört, und doch verständlich, wunderschön also.
Sabine Hermann lebt in Hude, kommt vom Indie-Pop und verwendet gern Synthesizer, oder Balafon, Balalaika und Spinett, eine reiche Auswahl überhaupt an Instrumenten, die nicht unbedingt mit ostfriesischen Liedern in Verbindung gebracht werden.
Das Ergebnis dieser Mischung ist umwerfend. Sabine Hermann hat die meisten Lieder auf der CD selbst geschrieben, eine der Ausnahmen stammt von dem schon etwas länger verstorbenen Südtiroler Kollegen Walther von der Vogelweide und ist hier im mittelhochdeutschen Originaltext zu hören, mit einer Melodie, die sicher auch dem alten Minnesänger gefallen hätte.
Eine andere ist traditionell und bestimmt allgemein bekannt: „Dat du mien Leevsten büst“, hier als fetzige Discomelodie. Sabine Hermann: Sangen, kosmopolit, www.sabinehermann.com (GH)
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