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Buch über die Nazizeit

Berlin, 1942. Der zehn Jahre alte Harry sieht auf der Straße ein Mädchen, das ängstlich und schüchtern um sich blickt, und er erfährt: Das ist eine Jüdin! Und in der Schule hat er gelernt, dass die Juden die Welt beherrschen und Deutschland ins Unglück stürzen wollen, und das schon seit fünzehnhundert Jahren.

Seine Eltern versuchen vorsichtig, gegenzusteuern, machen ihm aber auch klar, dass er die Freundschaft von Miriam nicht suchen darf, wenn er sie nicht alle in Gefahr bringen will. Aber Harry lässt sich nicht beirren, er überlegt, wo er Miriam verstecken kann, bietet ihr Hilfe an und kauft sogar Futter für ihren Kanarienvogel.

Aber kann diese Freundschaft irgendeine Zukunft haben? Dieser Frage geht das reich illustrierte Kinderbuch von Sigmar Schollak nach. Zum besseren Verständnis folgt auf die Erzählung ein Glossar, in dem so schwierige Wörter wie gleich, hundsgemein und Kammer erklärt werden, die Nazibegriffe (Fähnleinführer) jedoch nicht.

Es wäre schön gewesen, wenn jemand Korrektur gelesen hätte, so heißt Harrys anfangs bester Freund – und sehr bald erbitterter Feind – zuerst Wolter mit Nachnamen, dann aber Wollte.

Ein paar Infos über den Autor wären auch nett gewesen – am Ende meldet sich ein «Ich» zu Wort und erzählt, den Autor in Berlin besucht zu haben, wer dieses Ich ist, wird nicht verraten, und es hätte sicher viel mehr über den 2012 gestorbenen Autor, der als Kind im Nazistaat Verfolgung erleiden musste, erzählen können, statt des schlampigen Glossars wäre das unbedingt vorzuziehen gewesen.

Sigmar Schollak: Das Märchen aus Harrys Straße, mit Illustrationen von Anna Schilling, 48 Seiten, 12,-- Donat Verlag, Bremen, www.donat-verlag.de (GH)

Donat Verlag, Borgfelder Heerstr. 29, 28357 Bremen

   
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