LIEDERMACHER & MITTELALTER

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Neues von Manfred Maurenbrecher ist ja wohl immer sensationell, und lange haben wir auf dieses Album gewartet. „Menschen machen Fehler“ heißt es, und das ist so wahr! Im gleichnamigen Lied zählt er allerlei Fehler auf, beispielsweise aus dem weiten Feld der Verkehrsplanung. Er brilliert mit einem Kinderlied, das gar keins ist, das besagt schon der Titel „Neues Rom“, wo er Abzählreimen ganz neue Gestalt gibt. Er besingt Litfaßsäulen, die aus dem Stadtbild ja fast verschwunden sind und liefert sogar echte Schunkelmusik. Wobei der Text natürlich nicht zum Schunkeln ist, was die Hörerin verwirrt innehalten lässt. Das klingt ja alles ganz nett und harmonisch, aber wenn es um Krieg geht, oder um die dringend nötige Solidarität mit den sich wehrenden Frauen im Iran, zeigt MM seine ganze sprachliche Meisterschaft. Das auf den ersten Blick gemütliche „Der Zug“ ist einem großen Kollegen gewidmet und diesem nachempfunden: Hanns Dieter Hüsch, und schon sehen wir wieder: Nix mit gemütlich. Aber wunderbar scharfsinnig und klug! Manfred Maurenbrecher: Menschen machen Fehler, Broken Silence, www.maurenbrecher.com (GH)

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Liedermacher, Rock-Pop

Bernhard Eder – Golden Days

Unprätentiöse Musik, nicht so ganz das, was man von Liedermachern erwartet, mehr rock-pop- artig, mit ein wenig Latineinflüssen. Nichts Ungewöhliches also bis auf die eingespielten Geräusche, die mir nicht so ganz zur Musik zu passen scheinen- möglicherweise erklären die sich aus den (englischen) Texten, die teils kryptisch sind, aber durchaus kritische Bezüge zur Realität zeigen, auch wenn sie sich viel um die eigenen Befindlichkeiten zu drehen scheinen.

Der Multiinstrumentalist Eder hat hier mit Unterstützung von 6 weiteren Musikern und Musikerinnen eine durchaus interessante Scheibe von fast 50 Minuten Spielzeit mit 10 Stücken abgeliefert, wobei sich die Vielschichtigkeit der Musik nicht gleich beim ersten Mal hören erschließt.

Die Produktion wurde von ÖST.MusikFands unterstützt.

www.bernhardeder.net

TRON21

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Steve Leon & the Accusations – Louche

Der Gründer dieser Alternativ-Country- Band, Seve Leon Michielsen, seines Zeichen Songwriter (=Liedermacher?) und Gitarrist,  hat sich nach diversen Engagements in Punk- und Indie-Bands entschlossen, sich jetzt seinen Lieblingssparten, Country und Folk zu widmen und gründete diese Band zusammen mit vier anderen Musikern und seiner Frau. Und im sommer 2022 nahmen sie diese EP mit fünf Songs und etwa 20 Minuten Spieldauer auf. Alles wurde bis auf die Enddigitalisierung mit analoger Technik aufgenommen und abgemischt.

Nun kann man unter Alternativ-Countra natürlich alles Mögliche verstehen, wenn es nur ein wenig nach Country klingt. Ich habe die Musik als Pop mit Country- Einschlag empfunden. Solide produziert, sauber eingespielt, teils mehrstimmiger Gesang und Instrumente wie Pedal Steel Guitar und Banjo steuern das Country- Feeling bei, die Songs selber haben bei mir aber nicht wirklich gezündet. Das dürfte aber Geschmackssache sein.

Geplant ist, auch eine Vinylscheibe auf den Markt zu bringen.

Off label records LC 22 994

v-zero

Christof Stählins Lieder

In diesem Jahr könnte Christof Stählin seinen 80. Begehen, und wir würden ihn sicher begeistert feiern. Den größten Wortkünstler seiner Generation, einen virtuosen Sänger, Musiker und Dichter, nach dessen Tod sogar der englische Independent einen langen Nachruf brachte (was wenigen unserer Landsleute passiert). Zur Erinnerung gibt es nun eine CD mit einer Auswahl von Liedern, einige aus seiner frühen Schaffensperiode, die alten Fans werden sie alle noch im Ohr haben.

Alte Weggefährten und neue Kolleginnen sind vertreten, sie singen ganz eigene Versionen, oder solche, in denen das musikalische Vorbild des Meisters noch zu hören ist, die aber niemals zur bloßen Kopie werden. Eine CD mit vielen Höhepunkten und keinem einzigen Tiefpunkt, nur mit knapp über 60 Minuten Spielzeit viel zu kurz. Aber andererseits, auch bei über vier Stunden wäre die Sammlung zu kurz! Und ohnehin Grund, sich ausgiebig der eigenen Stählinsammlung zu widmen.

Aber als Köder zum CD-Erwerb seien hier einige Höhepunkte genannt: „Ein Skelett“, Christof Stählin ließ beim Vortrag seine Fingergelenke knacken und erzeugte damit einen feinen Gruseleffekt, Philipp Schmidt-Raesa inszeniert es als klassische Gespenstermusik. Johanna Zeul sing „Der Kapitän“ rotzfrech als Gassenhauer, „Standort“ wird in Reinhard Meys Interpretation fast schon ein an barocke Vorbilder (die Christof Stählin immer sehr wichtig waren) angelehntes „Memento Mori“, und „Die Liebe der Wale im Eismeer“ von Johanna Zeul und Thomas Felder ist genauso erotisch aufgeladen, wie die Wale es schließlich vormachen.

Reicht das? Los und kaufen und hören, immer wieder hören! Nur meine Lieder, Weggefährten und Liedgenossen singen Christof Stählin, BuschFunk, www.buschfunk.com (GH)

Andreas Albrecht - Nach außen, nach innen"     Silberblick Musik 12028

Seit Ende der achtziger Jahre, so liest man, ist der Künstler in der Berliner Szene aktiv. Als Sänger, als Pianist, als Produzent. Der Mann beherrscht seine Instrumente, derer vielerlei, hat auch den größten Teil davon selber eingespielt. Das Cover und Booklet sind sehr gekonnt gemacht. Die Texte allerdings sind sehr, sehr frei. Das muss man mögen, ebenso wie das Konzept "zwei unterschiedlicher Stimmungen, nebeneinander gestellt und miteinander korresponierend". Mehr kann man dazu nicht sagen.

   
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