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Neuer Roman von Brian McNeill, High Hold Books, 264 S., http://www.brianmcneill.co.uk/ (GH)

Auf die neuen Abenteuer des Buskers Alex Fraser hat Brian McNeill uns lange warten lassen – zuletzt war er (in „To answer the peacock“) in der Bretagne gelandet. Nun aber finden wir ihn bei strömendem Regen an einem öden Autobahnzubringer bei Kassel. Er hat schon alle Hoffnung aufgegeben, vor Einbruch der Dunkelheit noch mitgenommen zu werden, aber dann hält ein alter VW-Bus, der nur noch von den Aufklebern (z.B. von lange vergangenen Folk Festivals) zusammengehalten wird, gefahren wird das Kuriosum von einer afroamerikanischen Ärztin im Dienste der US Army. Und als wäre das nicht schon seltsam genug, ist sie unterwegs nach Rothenburg ob der Tauber. Alex knurrt der Magen und er freut sich auf Wein aus der Region und Rostbraten, aber Dr. Abigail Eve führt ihn erbarmungslos in einen Burger. Kaum hat er in das fett-triefende Teil gebissen, da geht eine Bombe hoch. Richtig so, könnte man denken, aber nicht nur der Burgerladen geht zu Bruch, es sind etliche Tote zu beklagen, darunter auch Dr. Eve. Weil Alex mit ihr zusammen dort war, ist er für die Polizei ein wichtiger Zeuge, aber auch die Army interessiert sich für ihn, dazu alle möglichen anderen Leute, bei denen er erst nach und nach durchschaut, was die mit der Sache zu tun haben. So gerät Alex in ein wildes Verwirrspielt, bei dem alte Stasileute ebenso eine Rolle spielen wie noch ältere Nazis und junge, restlos skrupellose Geschäftemacher aus Ost und West. Von Rothenburg bis Rostock zieht sich die Schneise der Verwüstung, und die Auflösung erfolgt schließlich auf der Reeperbahn. Weil Brian McNeill vor allem für ein britisches Publikum schreibt, streut er interessante Infos über Deutschland ein (z.B., dass die Leute Straßenmusiker nirgendwo so reichlich entlöhnen wie hier), aber auch deutsche Wörter, die dort bekannt sind, fürs deutsche Ohr aber total kurios klingen – wenn erwachsene Frauen mit Fräulein angeredet werden, z.B. müssen wir uns bisweilen mit Gewalt daran erinnern, dass das Buch nicht in den 60er Jahren spielt, und das macht das Lesen bei aller Dramatik auch lustig.

Brian McNeill: No Easy Eden, High Hold Books, 264 S., http://www.brianmcneill.co.uk/ (GH)
   
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