Welt

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Lainey Wilson – Bell Bottom Country

Typisch für US-Produktionen ist der fette rockige Sound, mit dem die Stücke auf dieser CD rüberkommen. Stilistisch liegt sie im Bereich des traditionellen Westcoast-Rock mit viel Country-Einflüssen.

Fetzige Musik mit satten Arrangements, gut tanzbar durch eingängige Rhythmik, keine Experimente, angenehm zu hören. Die Songs sind alle zwischen 3 und 4½ Minuten lang. Der letzte Song kommt mir irgendwie bekannt vor, obwohl mir der Titel so nichts sagt.

Obwohl sehr traditionell, klingt doch alles sehr frisch.

Die Scheibe dürfte jedem Rockfreund gefallen. Spieldauer: 48 Minuten.

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Daniel Kahn stammt aus Detroit, hat in New York und in Berlin gelebt, jetzt lebt er in Hamburg. Sein Freund Jake Shulman kommt aus New York, wo er heute lebt, verrät die Presse-Info nicht. Daniel Kahn kennen wir schon als genialen Übersetzer ins Jiddische, u. a. von Georges Brassens und Bob Dylan. Auch auf dieser CD zeigt er, was er kann, hier hat er Bruce Springsteen, Bertolt Brecht und Tom Waits übersetzt, um nur einige wenige zu nennen, hier brilliert er auch als Interpret eigener Songs. Eigentlich besteht das Werk nur aus Höhepunkten, beeindruckend, wie er mit kleinen Handgriffen einem bekannten Lied eine neue Dimension gibt: Woody Guthries „This land is your land“ zeigt, indem „New York Island“ durch „Ellis Island“ ersetzt wird, in zwei Wörtern Angst und Schrecken der Immigranten auf, die vielleicht doch nicht ins Land gelassen werden. Die CD endet mit „Tom Trauberts Kloglied“, (wo Tom Waits der altbekannten „Waltzing Matilda“ zum Heulen traurige Bedeutungen gibt). Daniel Kahn singt und spielt vielerlei Instrumente, Jake Shulman singt auf und ist ein phantastischer Geiger. Daniel Kahn & Jake Shulman: The Building, Oriente Musik, www.oriente.de (GH)

Diese Frau will ganz nach oben, und zwar schnell. Lainey Wilson hat die Songs ihres Debütalbums selbst geschrieben. Die Glaubwürdigkeit des „Sagen was man denkt“ leidet aber darunter, dass alles perfekt marktgängig im Country/Rock-Stil produziert ist. Natürlich ohne jeden Anflug eines politischen Untertons. Alles klingt, als habe man es schon x-mal gehört, auch die Stimme, die man zwischen Dolly Parton und Alison Krauss ansiedeln kann. Okay für Hausarbeit nebenher und längere Autofahrten. (küc)

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John Hartford – Steam Whistle Blues

Live in Bremen 1977

John Hartford ist in Europa nicht so sehr bekannt, obwohl er Roger McGuinn (Kopf der Byrds), nachdem dieser sich 1967 von David Crosby und Mike Clarke trennte, bei einem Hillbilly-, Country- und Bluegrass-Projekt, das diese Musikstile prägen und bereichert sollte, unterstützte. Und auch obwohl einige seiner Kompositionen von bekannten MusikerInnen wie Elvis Presley, Glen Campbell, R.E.M., Frank Sinatra, Atretha Franklin gecovert wurden. Mag daran liegen, dass er den Atlantik selten überquerte, um in Europa zu touren.

Die Aufnahme eines Konzerts bei Radio Bremen 1977, bei der John Hartford (leider inzwischen verstorben) vor Spielfreude und Witz sprüht. Sein virtuoser Soloauftritt ist der einer One-man-band, seine stimmliche Akrobatik, mal mit Violinen-, mal mit Banjo-, mal mit Gitarreninstrumentierung, oft zusätzlich mit Tapping-percussion, sowie einigen, teils auch rätselhaften, perkussiven Klängen ist abwechslungsreich, groovig; die Musik spannt den Bogen vom Country bis zum Blues, sogar das mitmachende Publikum überzeugt auch durch Musikalität. Man wir richtig mitgerissen und angesichts der Spielfreude verzeiht man da auch gerne minimale Intonationsungenauigkeiten, die nichts mit Bluenotes zu tun haben oder auch unbeabsichtigte Temposchwankungen, da die der guten Stimmung keinen Abbruch tun. Man hört buchstäblich, dass John Hartford teils sehr frei improvisiert und auch experimentiert, ohne Angst vor Fehlern oder Stilbrüchen, was im Metier des Country nicht so häufig vorkommt.

Dies ist eine Scheibe, die über die ganzen 78 Minuten Spaß macht und nicht nur Fans der Country-Musik gefallen dürfte.

Unverständlich ist mir allerdings, dass der Text im Booklet nur auf englisch ist.

Radio Bremen, MIG02412CD/LC23370

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Les Mamans du Congo & Rrobin

– CD: „Ya Mizole“

erschienen 11/2023 auf dem Label Jarring Effects

Mosaik Music Promotion, Oberhafenkontor / Stadtdeich 27, 20097 Hamburg, www.music-promotion.de

Gleich vorweg – wer HipHop nicht mag, sollte die Finger von dieser CD lassen. Und – schade das die wunderbaren Klänge des traditionellen Lamellophons (Daumenklavier, Kalimba) nur sehr sparsam eingesetzt werden. Dies ist die zweite CD aus der Kooperation von Les Mamans du Congo mit dem französischen HipHopper und Breakdancer Robin. Bei der ersten CD bestimmten noch Gabeln, Teller, Körbe und Trommelstöcke den percussiven Sound. Für mein Empfinden ist die vorliegende CD überelektronisiert! Die fünf Sängerinnen besingen die Geschichte ihres Volkes und den Alltag kongolesischer Frauen. Oft beginnt die Vorsängerin eine Phrase und die anderen wiederholen diese im Wechselgesang. Das erklärte Ziel der Mamans du Congo unter der Leitung von Gladys Samba, Emanzipation und Ehrung des kongolesischen Kulturerbes, wird für meinen Geschmack vom westlichen HipHop zu sehr dominiert. Das mag die Popularität des Projektes in Europa stärken – es leistet ihm aber möglicherweise inhaltlich musikalisch einen Bärendienst.             

Rezension Elimar Sturmhoebel

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Manou Gallo – CD: „AFRO BASS FUSION“

erschienen 11/2023 auf dem Label Manou Gallo Mosaik Music Promotion, Oberhafenkontor / Stadtdeich 27, 20097 Hamburg, www.music-promotion.de

Manou Gallo ist eine in Westafrika weithin bekannte Musikerin. Sie spielt einen unverwechselbaren Bass und setzt ihre Stimme vielfältig ein. In Europa wurde sie mit ihrem Album „Afro Groove Queen“ und bekannt. Im Oktober 2022 brillierte sie auf IX. internationalen Festival Jazz und Natur-Fotografie (#naturajazz) auf Teneriffa. Der jazzige Groove ist auch ihr unverwechselbares Markenzeichen. Einige Stücke auf dieser Studio-CD sind packend arrangiert und gehen direkt in die Beine. Gallos musikalisch unverkennbar afrikanische Wurzeln setzt sie hier in einem extrem breiten Spektrum von Funk, Soul, R&B, Pop, RAP, Skat, Jazz usw. ein. Für meinen Geschmack ist die Bandbreite aber einfach zu groß und so wirkt die Musik streckenweise beliebig und überarrangiert. Das ist schade! Manou Gallos Potential kommt für mich bei Live-Konzerten deutlich besser zum Tragen.         

Rezension Elimar Sturmhoebel

Roger Miller (1936 – 1992) geboren in Fort Worth, Texas, aufgewachsen in recht armen Verhältnissen bei Verwandten in Oklahoma, Country-Sänger, Komponist und Texter, Grammy-Gewinner, Broadway-Autor, Session-Musiker war eine der widersprüchlichsten Vertreter der amerikanischen Country-Szene. Zu dessen schwärzesten Zeiten vertrat er sogar Johnny Cash bei Live-Auftritten, wenn dieser dazu nicht in der Lage war. Zu durchschlagenden Erfolgen in der Szene reichte es für Miller nie, und rasch verdientes Geld war genauso schnell wieder ausgegeben, und doch gibt es zahllose Adaptionen seiner Songs, zwischen Ernsthaftigkeit und Humor, von MusikerkollegInnen, die, wie „King oft he Road“ selbst hier hinreichend bekannt sind. Die Songtitel sind ebenso wie die Texte manchmal etwas befremdlich, manchmal gehobener Unsinn, „You can’t Roller Skate in a Buffalo Herd“, „My Uncle Used to Love Me But She Died“, erzählen aber immer eine komplette Geschichte. Zu Millers Zeiten war das in der Country-Szene relativ neu. Mathias Kom und Toby Goodshank, Singer und Songwriter aus Kanada bzw. den USA, haben sich mit dieser Tribute-CD seiner Musik angenommen. Herausgekommen ist ein sehr unterhaltsames, handwerklich gut gelungenes Album, das seine Runden hier nicht nur ein Mal im Player gedreht hat. Klare Empfehlung!

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Kennedy Administration – Second Term

Diese Scheibe, als CD und als LP bietet bietet knapp 40 Minuten Funky Soul, mit jazzigen Solis, in der Tradition von Leuten wie Prince, Kool and the Gang oder Chaka Khan, auch kleinere Soundgimmiks sind zu hören im Anklang an die Disco-Musik aber die Stimme der Sängerin und der Chorgesang gehen deutlich Richtung Soul. Die Stücke sind gut tanzbar, einige Einwürfe vermitteln einen Live-Eindruck, auch wenn die Musik aus dem Studio kommt.

Die Besetzung in den einzelnen Stücken wechselt von sparsam, Gesang und Keyboard bis zu Funkband, in der Bläser, (E- oder Synth-)Bass, Gitarre, Chor und Drums noch mitspielen.

Trotz der Vorspielung einer Live-Atmosphäre aber eine hörenswerte Scheibe mit durchaus lebendigen Grooves und souligem Gesang.

Leopard N 77127

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The Loneliest Man I Ever Met

Nossa ist eine der portugiesischen Musik verpflichtete Gruppe, die durch ihre Leidenschaft für den Fado zusammengekommen ist – aber davon ist auf dieser CD nichts mehr zu hören. Hier geht es eher lebhaft zu. Titel wie „Jazz e mim“ („Jazz und ich“) zeigen die Richtung an, es wird viel improvisiert. Wunderbare Gitarre  und einfallsreiches Saxophon prägen die Melodien. Auf dem Cover ist, streng blickend und krass geschminkt, die stimmgewaltige Sängerin Anabela Ribeiro zu sehen, aber ihre beiden Bandkollegen, Armindo Ribeiro und Jorge Rodrigues, die ebenfalls singen, brauchen sich absolut nicht hinter ihr zu verstecken. Die Texte stammen von dem brasilianischen Sänger und Komponisten Marcelo Penna. Textlich, stimmlich und instrumental, alles vom Feinsten, ideal für Menschen, die portugiesische Musik lieben oder kennenlernen wollen. Sina Nossa: Concreta Utopia, www.sinanossa.com (GH)

Satter, fetter Country Rock ist das, Und Lainey Wilson, mittlerweile in der amerikanischen Country-Szene keine Unbekannte mehr, war bei den 56. CMA Awards die am häufigsten nominierte Künstlerin und erhielt erst Anfang November 22 in der Bridgestone Arena in Nashville die Auszeichnungen „New Artist of the Year“ und „Female Vocalist of the Year“. Die Arenen, die sie füllt, werden immer größer. 14 Songs sind auf dieser CD, meist mit „vollem Brett“ gespielt. Vielleicht will es das Country-Volk so. Laut allerdings ist nicht immer mit schön gleichzusetzen, und daher gefallen mir persönlich die etwas sanfteren Songs, überwiegend in derzweiten Hälfte der CD deutlich besser als die allzu gewaltig produzierten Arrangements. Und die allerdings sind dann richtig, richtig gut und allemal etwas für Rock-Fans.

   
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