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Roman mit Posie

„Südfall“ heißt das Buch, auf dem Cover ist unverkennbar eine Hallig zu sehen.

Das Herz des Halligfans schlägt höher, und dann kommt der Frust. Die Handlung geht auf Südfall los, verlagert sich aber schon auf S. 23 aufs Festland und kehrt auf keine Insel mehr zurück. Nun empört das Buch wegzulegen, ist aber keine Lösung, abgesehen vom irreführenden Titel ist es nämlich ganz wunderbar, poetisch, spannend. Sommer 1944, Dave Milton, ein englischer Flieger, wird über der Nordsee abgeschossen und kann sich nach Südfall retten. Soll er sich stellen und in Kriegsgefangenschaft geraten, oder soll er versuchen, sich nach Dänemark durchzuschlagen, wo es vielleicht eine Möglichkeit zur Überfahrt nach England geben könnte?

Keine Frage für Dave, und eine Halligbewohnerin hilft ihm weiter. Er ist auf seiner ganzen Wanderung auf Hilfe angewiesen, und immer wieder geraten die Menschen, denen er begegnet, in Zwiespalt: Sollen sie helfen (und sich und ihre Familien in Gefahr bringen), sollen sie ihn verraten? Daves Wanderung gerät zwischendurch in den Hintergrund, es geht um diese Menschen, die zur Entscheidung gezwungen sind und sich und ihr Leben sozusagen im Spiegel sehen müssen. Dabei entwickelt sich eine zeitweise fast unerträgliche Spannung, bis zum überraschenden Ende.

Wunderbar ist auch die Beschreibung der Stadt Husum, wo Dave sich einige Tage versteckt – und zwischendurch werden Gedichte gelesen, z.B. von William Butler Years (passt, so wie der sich an die Nazis rangewanzt hat) und Klaus Groth, beides in hochdeutscher Übersetzung.

Florian Knöppler: Südfall, 243 S., 24,--, www.pendragon.de (GH)

   
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